Re: Native american Sportler bei Olympia
von Hetane » So 5. Aug 2012, 17:04
Vor ein paar Jahren hatte ich mich einmal etwas mit der Biografie über Jim Thorpe beschäftigt und ein paar Details aus seinem Leben zusammengestellt.
Jim Thorpe, dessen Eltern ihre Wurzeln bei den Sauk/Fox hatten, wurde in Keokuk Falls im Indian Territory am 28. Mai in 1887 als Whathohuk geboren und später auf den Namen James Francis Thorpe getauft. Außer seinem Zwillingsbruder gab es noch neun weitere Geschwister, von denen sechs schon während der Kindheit starben, auch sein Zwillingsbruder starb bereits mit zehn Jahren. Sowohl um sein Geburtsjahr als auch um die Herkunft seiner Eltern gibt es unterschiedliche Meinungen, so wird sein Geburtsjahr in vielen Quellen um ein Jahr später angegeben. Der Vater soll halbirischer Abstammung gewesen sein, die Mutter Nachkomme des Häuptlings Black Hawk sowie eine Urenkelin eines französischen Pelzhändlers, dies alles ist nicht eindeutig ! nachzuweisen. Beide Elternteile verstarben Verhältnisweise sehr früh. Die Kinder wuchsen auf der Farm der Eltern auf, Jim besuchte zunächst die Reservationsschule, später das Haskell Insitute sowie ab 1904 die Carlisle Indian Industrial School, Pennsylvania. Diese Schulbesuche waren durch sporadische Unterbrechungen geprägt. In Carlisle wurden die sportlichen Fähigkeiten von dem dortigen Trainer Glenn S. Warner erkannt und gefördert. Thorpe trainierte insbesondere Baseball und Football, war aber ein sportliches Multitalent. Innerhalb weniger Jahre qualifizierte er sich für die olympischen Spiele in Stockholm in 1912, dort wurde er Sieger im Fünf – als auch im Zehnkampf. Als er von Schwedens König den Pokal überreicht bekam, sagte dieser: „ Sie sind der größte Sportler aller Zeiten“ . Thorpe antwortete: „Danke, König“ , Thorpe war zu dieser Zeit kein amerikanischer Staatsbürger aber Mitglied der US – amerikanischen Mannschaft, als Indianer hätte er nicht teilnehmen können, da die Indian Nations dem IOC nicht beitreten durften.
Nach der Rückkehr in die USA wurde er zunächst als Sieger gefeiert. Bereits in 1913 wurde er aufgrund halbprofessioneller Baseball – Spiele der letzten zwei Jahre angezeigt. Trotz seiner Versuche der Rechtfertigung gegenüber der Amateur Athletic Union musste er seine gewonnenen Goldmedaillen zurückgeben, sein Name wurde aus dem Olympiabüchern gelöscht. Diese Löschung erfolgte jedoch nicht aufgrund seiner indianischen Abstammung. In der Folgezeit spielte er bei den New York Giants, wo er in 1919 seine Baseballkarriere beendete. Ab dem Folgejahr baute er die American Professional Football Association mit auf und spielte erfolgreich für die Canton Bulldogs in Ohio. Gleichwohl guter Leistungen war Thorpe alles andere als wohlhabend, als er in 1929 den Profisport beendete. Mit dem Ende des Profisports kam auch eine langsam einsetzende wirtschaftliche Verschlechterung seiner finanziellen Situation, Thorpe versuchte, in verschiedenen Branchen Fuß zu fassen, auch in Hollywood, kam aber nirgends zu einem wirtschaftlichen Erfolg. Thorpe war dreimal verheiratet, mit den ersten zwei Frauen hatte er jeweils vier Kinder. Seine Tochter Grace war eine Initiatorin während der Action Alcatraz(Indian of All Tribes) im Jahre 1969. Thorpe, der nach dem Krieg in California lebte, erkrankte in 1950 an Krebs, erlitt mehrere Herzattacken und starb am 28. März in 1953 in California. Thorpe, welcher seit Jahren bereits in die Vergessenheit geraten war, sollte erst nach seinem Tode zu Ehren gelangen. Hollywood entsann sich seiner sportlichen Leistungen und so entstand in 1951 der beschönende Film >Jim Thorpe – All American< mit Burt Lancaster in der Hauptrolle.
In 1954 vereinigten sich die Städte Maunch Chank und East Maunch Chunk in Pennsylvania, die neue Stadt erhielt den Namen Jim Thorpe. Ein Jahr später stiftete die National Football League die Jim Thorpe Memorial Trophy als Spielerauszeichnung. In 1963 erfolgte Thorpe`s Aufnahme in die Ruhmeshalle des Profi – Footballs, wo auch ein Denkmal errichtet wurde.
Zwanzig Jahre nach seinem Tode hob auch die Amateur Athletic Union ihr Urteil auf und erkannte die Olympiasiege von Thorpe wieder an. In seinem dreißigsten Todesjahr wurden dann endlich die Nachbildungen der Goldmedaillen durch den Präsidenten des IOK an die Erben symbolisch zurückgegeben.
Hetane