plofre hat geschrieben:No, man darf natürlich kein Schild 'Touristen-Reseervat' drüber hängen...
Massentouristen wollen erstens belogen werden, zweitens sind sie in Wahrheit anspruchslos.
Komfort, gut abfüttern, ein paar Plätze zum Fotografieren und Filmen, ein bisschen organisierte Action, mehr wollen die nicht.
Und dann legen sie ihre (in diesem Fall) Dollars ab.
Zu Hause prahlen sie dann, im Indianerland gewesen zu sein.
An der Wahrheit über Natur und Menschen der Gegend sind sie gar nicht interessiert.
Gibts keine studierten Navajos, die das organisieren können?
LG plofre
Hallo plofre,
ich denke, Du machst Dir die Sache hier ganz schön einfach. ... Und so ganz nebenbei "Massentourismus anspruchslos"??? Anspruchslos in meinen Augen ist jemand, der in eine Gegend kommt, sie nimmt wie sie ist und sie verlässt, wie sie war. Massentourismus ist da ja wohl das komplette Gegenteil! Schon mal darüber nachgedacht, welch ein Rattenschwanz an dem "Komfort, gut abfüttern, ein paar Plätze zum Fotografieren und Filmen, ein bisschen organisierte Action" hängen? Falls Du Dich hier im Forum schon mal umgeschaut hast, hast Du vielleicht bemerkt, dass ich gerne nach New Mexico reise und dort mit einem Apachen durch die Gila Wilderness reite. Dieser Apache achtet sehr darauf, die Natur dort in ihrer ursprünglichen Form zu belassen und nimmt maximal 5 Personen gleichzeitig mit. Ich war bisher jedesmal mit ihm alleine unterwegs. Für eine 5-Tage-Tour hatten wir ein Packpferd dabei, bei den 10-Tage-Touren waren es zwei Packpferde. Unser eigener Kram ist auf dem eigenen Reitpferd, die Packpferde tragen das Essen, wobei der Hauptanteil Pferdefutter ist, da sie in dem anspruchsvollen Gebiet dort durchaus mehr brauchen, als man so nebenbei im Vorbeireiten findet. Jemand anders, der dort Touren anbietet, ist eine gewisse Becky Campbell. Meine erste Begegnung mit ihr sah so aus: Es war meine erste Tour dort (sprich die 5-Tage-Tour), es war unser letzter Tag und wir waren schon so gut wie wieder zu Hause. Der Apache ritt vor und plötzlich ritt er neben dem ausgetretenen Pfad ... und hielt dann sogar aus mir zunächst unerklärlichen Gründen an. Dann raschelte es im Gebüsch und ich sah eine Frau auf einem Pferd, die dann auch kurz mit dem Apachen sprach. Sie führte eine Reihe von 4 dick bepackten Mulis. Hinter ihr zunächst ein Wrangler mit ebenfalls 4 dick bepackten Mulis. Und dahinter ... ganze 4 Touristinnen, die, wie man uns erzählte, für gerade mal das Wochenende, sprich in dem Fall 3 Nächte, draussen bleiben wollten. Diese Mulis waren nicht nur dick bepackt, ich konnte sogar so Gartenklappliegen sehen, wie es sie auch hier in Deutschland gibt, und ein Muli trug eine seltsame Konstruktion, die aussah, wie ein riesen Samsonite Koffer links, ein riesen Samsonite Koffer rechts und noch einer oben drauf. Als sie weit genug weg waren, hat der Apache mir auch erklärt, was dieses Dingen ist: erreicht man den gewünschten Lagerplatz, wird das Muli geparkt, man klappt aus dem silbernen Ding Beine aus und kann das Muli dann darunter rausholen. Dann wird weiter ausgeklappt ... und zum Vorschein kommt ... eine ausfaltbare Küche mit allem Schnick und Schnack! (hinterlässt zwar naturschonend keine Spuren, wenn man das Lager wieder verlässt, aber wir kochen auf den Kohlen des vor Ort selbstgebauten Lagerfeuers). Soviel zum Aufwand für Komfort! ... Der Apache erzählte mir auch, dass er schon Touren gesehen hat von einem anderen Kollegen, da wurden für ein einfaches Wochenende (also zwei Übernachtungen!) bei 25 Gästen glatt weg 400 (nein, die zwei Nullen hier sind KEIN Tippfehler!) rohe Eier in die Wildniss geschleppt, weil diese Touristen nunmal gerne ihr Rührei mit Speck und ihre Pancakes haben wollen. ... Anspruchslos??? Das ich nicht lache!
Und um mal wieder zum Ursprungsthema zurückzukommen: Hast Du gesehen, welche immensen Kosten anfallen, um bei diesem Projekt der Navajos diesen Komfort überhaupt bieten zu können? Nach "anspruchslos" sehen diese Zahlen ja wohl nicht im mindesten aus, oder? Der "Skywalk" der Havasupai ist auch so ein "Komfort"-Ding. Wer den Grand Canyon sehen möchte, kann doch vom Rand gucken. Und wer mehr sehen möchte kann doch reinwandern ... aber nein, Deine "anspruchslosen" Massentouristen brauchen einen Glassteg, der sie ein paar Meter über die Kante rübergehen lässt, damit sie von da BEQUEM ... drei Felsen weiter ... gucken können ... mit angegliederten Fressbuden, Souveniershop u.ä., versteht sich.
... Am schlimmsten finde ich jedoch dieses
Gibts keine studierten Navajos, die das organisieren können?
es gibt sogar NICHT studierte, die das könnten. Navajos sind nämlich auch ohne Studium durchaus in der Lage, ihren logischen Menschenverstand zu nutzen!
Sorry Elk, wenn ich hier jetzt etwas von Thema abgelommen bin, aber das musste jetzt mal raus. Dieses Navajo Projekt hat positive und negative Seiten. Deshalb wird es ja auch so kontrovers diskutiert. Das nun mit einem lapidaren "och, lasst die Massentouristen doch in einer Ecke spielen, dann gibt es auch ihr Geld" abzutun, finde ich nicht "überspitzten Nonsens" sondern ziemlich daneben.
Gruss
Bärbel