Bisontraditionen




Indianische Medizin, Landwirtschaft, Jagd, Baukunst etc.
Native American medicine, farming, hunting, architecture, etc.

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Bisontraditionen

Beitragvon Hetane » Fr 25. Mär 2011, 18:35

Nach mehr als einhundert Jahren kehren seit diesem Winter die konföderierten Stämme der Umatilla und der Shoshone – Bannock zu ihren traditionellen Bisonjagdgründen nahe des Yellowstone – Nationalparks zurück. Mit den Umatilla und Shoshone – Bannock aus Fort Hall, in Idaho, haben nunmehr vier indianische Nationen das anerkannte Recht des Staates Montana, Bison zu jagen, welche aus dem Yellowstone – Nationalpark in den Staat Montana einwandern. Bereits seit einigen Jahren haben dieses Recht die konföderierten Stämme der Salish und Kootenai von Pablo sowie die Nez Perce von Lapwai ( Idaho ) Diesen Nationen wurden, wie den acht Stämmen des Staates Montana, Lizenzen für die Jagd auf Bison erteilt.
Im Yellowstone – Nationalpark lebt eine freie Bisonherde. Erreicht diese Herde eine Stückzahl von etwa 3000 Tieren, beginnt ein Teil dieser Herde, in den Staat Montana abzuwandern. Aufgrund der geographischen Bedingungen, geschieht dieses insbesondere im Gebiet von Horse Butte, sowie nördlich der Stadt Gardiner, nahe des Eagle Creek. Während einige dieser „Emigranten“ durch die Mitarbeiter des >Fish, Wildlife and Park Management< in den Nationalpark zurückgetrieben wurden, wurden im Winter 2007 / 2008 etwa 1400 Bison durch die Behörden abgeschossen. Der Grund für den Abschuss der Tiere war insbesondere die Furcht von Montana`s Ranchern und Behörden, dass die Bison nebst der Tatsache, dem eigenen Vieh das Futter zu stehlen, die gefürchtete Brucellose – Krankheit einschleppen. Mit den nunmehr vergebenen Jagdlizenzen an vorbenannte Stämme sowie auch nichtindianische Jäger soll eine gewisse Regulierung dieser Bison – Emigration erreicht werden. Die Sommerzählung in 2010 ergab einen Bisonbestand im Yellowstone – Park von etwa 3900 Tieren. Die FWP ( Wildbehörde ) bemüht sich, die einzelnen Lizenzen aller Jäger zu koordinieren, um z. B. eine Überschneidung der Jagdtermine zu verhindern. So findet die Jagd der Salish in den Monaten September bis Januar, die Jagd der Umatilla im März statt.

Die Bisonjagd hat für die Stämme westlich der Kontinentalscheide große traditionelle Bedeutung. Bereits vor Ankunft der Europäer unternahmen Jägergruppen dieser Stämme Jagdzüge zu den Plains, um Bison zu jagen. Dabei waren sie oftmals Monate, mitunter mehr als ein Jahr unterwegs, hunderte Meilen entfernt von ihrem Stammesgebiet. Stammessprecher der Umatilla ließen verlauten, dass mit der nunmehr „zurückgekehrten“ Bisonjagd alte Traditionen, wie z. B. alte Lieder und andere Kulturelemente, wiederaufleben. Die Jagd auf den Bison wird von den Stämmen nicht als Sport angesehen, sondern verbindet die heutigen Jäger mit uralten Familientraditionen. Die Umatilla unternehmen eine mehrere hundert Meilen lange Reise, um zu den Jagdgründen zu gelangen. Die Unternehmungen ihrer Vorfahren gehören wohl zu den jemals am weitesten unternommenen „Reisen“ um an eine Nahrungsquelle zu gelangen.

Das Thema klingt zunächst vielleicht mehr zum Unterforum Indian Country News, hat aber noch einen historischen Hintergrund, auf welchen ich in nächster Zeit noch eingehen werde

Grüße

Hetane
Hetane
 

von Anzeige » Fr 25. Mär 2011, 18:35

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Re: Bisontraditionen

Beitragvon Elk Woman » Fr 25. Mär 2011, 23:08

Hi, Hetane,

unter dem Thema hier, finde ich das wahrlich interessant, d.h. weil die traditionelle "Jagd" der Naives eine ganz andere ist, als das was man oftmals unter Jagd ansonsten versteht.

(Im Thread "News" würden mir vielleicht dazu noch einige Fragen dabei aufkommen,
z.B. ob der lange Überlegungsprozess "ob oder nicht eine Aufhebung des Jagdverbotes der Parkbisons bzw. sogar eventuell in den Nationalparks" hier am Beispiel Yellowstone nun endgültig auch mit "in eine rechtliche Verantwortung in Stammeshand" gegeben ist ?

D.h. hier muss man ja beachten, dass einmal die Schutzstellung erhoben wurde, um eine Erholung der Bestände zu garantieren und Wildereien etc. entgegenzutreten, so dass die staatlichen Forstbehörden dafür zuständig wurden.
Dann gab es das große Problem mit der Ansteckung durch Brucellose in den zahlenreich sich durch die Schutzstellung plötzlich ennorm entwickelnden Beständen., bzw. deren Wanderungen raus und rein in den Park. Dann gab es einen Interagency Bison Management Plan, der sich auch bisher schwer tat, weil eben ein Krankheits-Ausbreitungsproblem schnell behandelt werden musste, etc.
Siehe dazu auch :

http://www.nationalparkstraveler.com/2011/03/are-we-nearing-day-when-yellowstone-national-park-allows-bison-hunt-inside-its-boundaries7751

Eine Native American Jagd im Gebiet um den Yellowstone unter den Rechten des Fort Laramie Vertrages von 1868, ist sicher eine gute Alternative und allemal besser als zu keulen oder Scharfschützen zur Reduzierung einzusetzen !
(Von der Beziehung der Indianer zum Bison bis zu kulturellen- und wirtschaftl. Faktoren der Jagd, mal ganz abgesehen.)

Danke für Deinen Beitrag und die noch zu erwartende Fortsetzung.

LG,
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Re: Bisontraditionen

Beitragvon Hetane » Sa 26. Mär 2011, 16:07

Hallo "Elk Woman"

danke für deine Gedanken und zusätzlichen Ergänzungen zu diesem seit Jahren aktuellem Thema. Als weitere Information zunächst per Link die Schilderung eines Angehörigen der Umatilla zur Jagd auf einen Bison vor wenigen Wochen. In diesem Link
besteht die Möglichkeit, den Bericht anzuhören ( Listen to the Story ) Dort hört man, wenn auch nur sehr kurz, einen der traditionellen Gesänge der Umatilla nach dem Erlegen eines Bison. Das Jagdrecht der Umatilla besteht offensichtlich seit einem
Vertrag aus dem Jahre 1855, kann unter dem zweiten Link eingesehen werden ( Article 1 )

http://www.npr.org/2011/02/26/134060177 ... -the-bison

http://www.umatilla.nsn.us/treaty.html

Grüße

Hetane
Hetane
 

Re: Bisontraditionen

Beitragvon Elk Woman » Sa 26. Mär 2011, 20:00

Danke, Hetane,

ein sehr eindrucksvoller Bericht aus Sicht der Umatilla.
Besonders auch, die alte Tradition den ersten Bison zu verschenken ( und natürlich die heutige Jugend mit einzubeziehen !! !)

LG,
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