Meinungsaustausch bezüglich Hilfprojekten




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Meinungsaustausch bezüglich Hilfprojekten

Beitragvon Bärbel » Do 15. Dez 2011, 13:58

Ich kopiere mal etwas hierher, was von Luna ursprünglich unter "Willkommen" gepostet wurde, aber ich denke, dass es thematisch hier einfach besser hinpasst:
Gruss
Bärbel


Luna:
Ich habe von anderen Homepages schon vernommen, das Pine Ridge der wohl ärmste Ort ist. Macht ihr es mit der Winterhilfe?

Und die Leute die das Winterprojekt managen drüben, geht es denen finanziell besser als anderen Nativen? Manche sollen in den Casinos arbeiten und denen geht es um einiges besser?

Wisst ihr ich habe das Video von ISABEL STADNICK
im schweizer TV gesehen. Zuerst war ich ganz angetan, doch zum Ende als ich ihre, den Verhältnissen entsprechende "Villa" sah, war ich leicht angestossen. Es ist ihr Geld und sie mag tun was sie will, ich könnte es nicht, wüsste ich das 10 Steinwürfe weiter jemand in einem bemoosten Wohnwagen sitzt und von alten Zeiten träumt.

Ich habe inzwischen erfahren das es Erbland gibt unter den Nativen. Aber was ist das genau?
Und sind diese Häuser in Pine Ridge Eigentum ( wenn man hier noch von Eigentum reden kann so wie die aussehen.)

Und wohin fliesst das Geld aus den Casinos?
Luna
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von Anzeige » Do 15. Dez 2011, 13:58

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Re: Meinungsaustausch bezüglich Hilfprojekten

Beitragvon Bärbel » Do 15. Dez 2011, 14:32

So, und da ich schon mal dabei bin, kann ich dann ja auch gleich antworten:

Sich an Hilfsprojekten zu beteiligen oder nicht finde ich immer eine sehr persönliche Angelegenheit. Deshalb tue ich mich immer etwas schwer damit, in solch einem Forum eine diesbezügliche Meinung abzugeben. Wenn jemand meint, ein Hilfsprojekt unterstützen zu wollen, ok. Wenn jemand vielleicht ein anderes Projekt bevorzugt, auch ok. Und wenn jemand auch das nicht tut, gibt es dafür bestimmt auch gute Gründe. Jeder muss das ganz für sich persönlich entscheiden.

Was das "Erbland" angeht, da hast Du mal wieder mit ein paar wenigen Worten ein riesen Thema angeschnitten. Hier mal ein Auszug dessen, wie ich es verstanden habe (korrigiere mich bitte jemand, wenn ich hier Mist erzähle):

Bekanntlich gibt es viele Reservate. Manche davon sind sogenannt "alotted" andere nicht. "Alotted" bedeutet, dass den Indianern dort persönliche Grundstücke zugeteilt wurden, die sie eigenständig nutzen durften, in der Hoffnung, ihnen damit den Ackerbau näher zu bringen. Das ging zwar relativ in die Hose, aber diese Grundstücke sind deshalb eben nun "in Familienbesitz". Das bedeutet allerdings nicht, dass der Besitzer nun Eigentum im Sinne der deutschen Rechtsauffassung hat. Vielmehr sind auch diese "Alottments" federal trust land, sprich die amerikanische Bundesregierung ist Treuhänder und die einzelnen Alottees (ursprünglichen "Besitzer") und deren Nachfahren sind die Begünstigten, die für jede Verfügung über dieses Land die schriftliche Einwilligung des BIA (Buro of Indian Affaires) brauchen. Familienbesitz hat aber die Angewohnheit, nach dem Tode des Besitzers unter den Erben aufgeteilt zu werden, sofern es kein entsprechendes Testament gab, wodurch die Grundstücke, die sich nach der Vererbung im Besitz einer Person befinden, immer kleiner werden. Tja, und sobald sie dann eine gewisse Mindestgröße unterschreiten, gelten diese Grundstücke nicht mehr als nutzbar und liegen eben brach.

Ich bin nicht mehr ganz sicher, aber ich meine, dass auch Pine Ridge "alotted" ist

Viele Grüße
Bärbel
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Re: Meinungsaustausch bezüglich Hilfprojekten

Beitragvon Luna » Do 15. Dez 2011, 16:51

Vielen Dank Bärbel. Einmal dafür, dass du meinen Beitrag teilweise hier gebracht hast und dass du so informativ geantwortet hast. Leider geht es mir gefühlsmässig immer schlechter. Sicherlich habe ich mir schon gedacht das ein Reservat kein Paradies ist, doch das Pine Ridge so im Argen liegt, ist für mich schmerzhaft wegen der Kinder.
Luna
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Re: Meinungsaustausch bezüglich Hilfprojekten

Beitragvon Bärbel » Do 15. Dez 2011, 17:27

Hallo Luna,

na, soooo schlimm ist es nun auch nicht. Sicher, die Zustände sind bedenklich, aber die Leute da sitzen trotzdem nicht den ganzen Tag mit Leidensmiene und depressiven Gedanken auf der Strasse. Auch in Pine Ridge nicht. Ich habe mal einen Bildband gesehen, weiss aber leider nicht mehr den Titel oder Autor. Etwa 30 x 30 cm gross, ca 200 Seiten mit Fotos von Reservatsleben. Du glaubst gar nicht, wie viele dort gelächelt um nicht zu sagen geradezu gestrahlt haben. Die Ansprüche sind auch etwas anders. Es gibt Familien, da schlafen ganz viele Personen in einem Bett, weil es eben das einzige Bett weit und breit ist. Hier braucht jedes Kind sein eigenes Zimmer von am besten mindestens 15 m². Dort gibt es deshalb Familienzusammenhalt, hier die Annonymität. Damit sage ich jetzt nicht "alle man auf ins Reservat", aber es liegt eben auch im Auge des Betrachters.

... und wenn ich so auf facebook lese, wie ein Reservatsbewohner seine "cheezy rez lines" (Aufreissersprüche) und Partybilder postet, dann werde ich das Gefühl nicht los, dass er gerade ziemlich viel Spass hat :lol:

Gruss
Bärbel
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