Re: Eine Familie zieht in die Wildnis
von Bärbel » Do 4. Dez 2014, 14:27
Hallo Wildnisfamilie,
also sind wir mal ehrlich, mit eurer in heutiger Gesellschaft doch eher ungewöhnlichen Lebensart rennt ihr im Grunde genommen bei mir ja offene Türen ein. Ich wünschte, ich könnte länger als ab und zu mal ein paar Tage in der Wildnis verbringen und selbstverständlich versuche auch ich so oft wie möglich ein paar der dort in der Wildnis gelernten Denkansätze sogar in mein "modern" europäisches Leben einzubauen. Bis hier hin habt ihr von mir auch vollste Unterstützung. Wenn Ihr aber mal den Link lest, den ich verlinkt hatte, da habe ich auch mal etwas über Uwe Belz un sein Wildnistraining in der Eifel gepostet. Uwe hat zwar auch mal ein Jahr komplett in der Wildnis gelebt, macht heutzutage allerdings eben "nur" Seminare. Aber im Grunde genommen, entspricht das, was er macht doch ziemlich genau dem, was ihr macht/gemacht habt. Aber im Gegensatz zu euch, macht Uwe eben nicht Werbung mit "so wie die Indianer". Er kennt durchaus einige und hat auch von einigen eine Menge gelernt, baut auch manches, was er kulturell von ihnen gelernt hat, in sein persönliches, privates Leben ein. Aber trotzdem wird auch Uwe nicht müde, immer wieder zu betonen "Dieses naturnahe Leben ist auch UNSERE EUROPÄISCHE Kultur".
Wenn ich eure Posts hier lese, werde ich irgendwie das Gefühl nicht los, ihr habt zwar Anishnaabe kennengelernt, seht in euren Köpfen aber trotzdem nur die Indianer von anno dazumal. Und genau an dem Punkt gehen wir hier eben deutlich auseinander. Indianer (egal welcher Nation) sind nicht ausgestorben, sie leben noch heute. Sie hüpfen auch heute nicht mehr nur in Leder durch die Wälder auf der Jagd nach Wild, sie gehen in Supermärkte, haben Handys und nutzen das Internet. AUCH DAS ist "Kultur der Ojibwe (und aller anderen Nationen)". Sie (oder auch jeden anderen Indianer gleich welcher Nation) aber immer wieder nur auf die Zeit von anno pief zu reduzieren, da wird man ihnen nicht gerecht und dagegen wehren sie sich ja auch immer wieder vehement. Das wäre dasselbe, als wenn man von uns Germanen immer noch erwarten würde, die Frauen an den Haaren hinter uns in die nächste Höhle zu zerren und Panik vor Gewitter zu haben.
Was ihr praktiziert ist gut und schön, aber eben Bestandteil des Lebens ALLER naturnah lebender Völker. Nicht im mindesten ausgerechnet "indianer"-spezifisch sondern man muss nur lange genug in der Geschichte zurückblicken, da ist es völlig egal, in welchem Land, auf welchem Kontinent, da ist das, was ihr praktiziert, genauso gemacht worden. Aber trotzdem wird es in den Köpfen heutzutage immer nur den Indianern zugeschrieben, macht diese dann angeblich so exotisch und interessant. Aber nochmal: Dieser Spruch von so vielen Autoaufklebern, Postern und was weiss ich nciht alles von wegen "und wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fisch gefangen ... bla bla bla" HAT HÄUPTLING SEATTLE NIE GESAGT. Es ist reine Erfindung eines Filmemachers und wurde danach von all den New Agern gepredigt. ERFINDUNG DER FILMINDUSTRIE!!! KLISCHEE VOM FEINSTEN!!! ... Wir aber hier in diesem Forum versuchen gerade GEGEN dieses ständige Klischeebild anzugehen, weil es eben - genau wie all der Mist aus haufenweise mehr oder weniger gut gemachten alten Westen u.ä. - ein Klischee ist und NICHTS!!! mit der tatsächlichen Kultur der Indianer (gleich welcher Nation) zu tun hat. ... Und genau deshalb passt euer gelebtes Klischee eben auch nicht hier in das Forum, weil hier im Forum wird nicht Klischee propagiert sondern Klischee ausgemerzt ... Kampf gegen Windmühlen, aber wir versuchen es wenigstens.
Was ihr macht ist, genau wie Elk bereits schrieb - ein FAll für "Survival"-Anhänger (obwohl ich auch diesen Begriff nicht mag, weil genau diese Leute wollen die Natur ja nicht "überleben", sie freuen sich tierisch, in diese Natur hinein zu dürfen ... aber das ist ein anderes Thema), hat aber in einem Indianerforum wie diesem hier nicht ernsthaft was zu suchen.
Und wenn ihr sagt, dass ihr von "elders" gelernt habt, sorry, aber egal wohin ich gekommen bin, egal mit wem ich gesprochen habe, das erste waren immer Witze über die Klischees und deren Anhänger. Wenn ihr also wirklich dort bei den Ojibwe nicht nur gewesen seid sondern auch tatsächlich etwas gelernt habt, sollte euch das wirklich klar geworden sein.
Gruss
Bärbel