Richard Erdoes




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Richard Erdoes

Beitragvon Elk Woman » Mi 14. Jan 2009, 16:01

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(A/ Hans)

Hallo zusammen,
wenn wir schon bei denen sind, die unsere schöne Welt verlassen mußten, wollte ich davon berichten,
daß bereits am 17. Juli 2008 der Schriftsteller, Zeichner und Fotograf
Richard Erdoes verstorben ist.
Ich hatte es erst vor kurzem gelesen.

Wer Lame Deer (Tahca Ushte) kannte,
kennt auch Richard Erdoes !
Er war auch sehr gut mit Mary Crow Dog und Leonard Crow Dog befreundet.
Erdoes wurde 96 Jahre alt.
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(A/ Elk)

Hi, Hans,
danke auch für Deinen Hinweis. Also setzen wir hier Richard Erdoes auch ein Denkmal, unbedingt !

Biographie:
Richard Erdoes 1912 * - 2008 †

"Richard Erdoes (* 7. Juli 1912 Wien o. Frankfurt a.M. † 16. Juli 2008 in Santa Fe, New Mexico, USA) war ein deutsch-österreichisch-amerikanischer Künstler, Publizist und Kämpfer für die Rechte der amerikanischen Indianer.
Dabei sparte er die indianische Frauenbewegung nicht aus. In den Vereinigten Staaten erreichte er als Experte für die Kultur der nordamerikanischen Indianer, insbesondere der Sioux, einen großen Bekanntheitsgrad, der in der Veröffentlichung zahlreicher Bücher und Fotobände, von denen die meisten in sechs Sprachen übersetzt wurden und laufend neu aufgelegt werden, begründet ist."
(Zitat aus wikipedia)

Bücher von Richard Erdoes
· Tahca Ushte - Medizinmann der Sioux

John Fire Lame Deer
( Medizinmann der Sioux) :
"Wir trauern um unseren alten Freund Richard Erdoes, der sich bis ins hohe Alter als Aktivist für Frieden und Völkerverständigung sah und von einer atomfreien Welt träumte"
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Das abenteuerliche Leben des Schriftstellers, Zeichners und Fotografen Richard Erdoes :
"Er war der Mann, den sie "Inyan Wasicun" nannten. Indianer sind zurückhaltend, wenn sie Weißen einen Namen geben, denn ein Name macht den Fremden zu einem der Ihren. Es sind nicht Federhauben, wie sie vor Kameras Politikern aufgesetzt werden, nein, es sind die Namen.

Der Zeichenstift hatte Richard Erdoes 1940 auf der Flucht vor den Nazis über den Atlantik getrieben, denn durch seine respektlosen Karikaturen war er ins Visier der Gestapo geraten. Der damals 28jährige Kunststudent kam mit Ortswechseln gut zurecht, er hatte in Wien gelebt, in Frankfurt, Berlin, Budapest, Frankfurt, Paris, auf dem Balkan und in Italien. "Ich bin", sagte Richard gern, "eine Verkörperung des alten vielrassigen, vielsprachigen österreich-ungarischen Reiches. Ich war zu gleichen Teilen Österreicher, Ungar, Deutscher, und ich war zu gleichen Teilen katholisch, protestantisch, jüdisch, sogar ein bisschen mohammedanisch."

In New York nahm ihn die deutsche Gemeinde auf, Oskar-Maria Graf holte ihn an den Stammtisch, er kam mit Bert Brecht in Kontakt, und sein Talent als Illustrator ließ ihn bald Arbeit finden. National Geografic und Life Magazine gehörten zu seinen Auftraggebern, dort lernte er auch seine Frau Jean kennen. Seine Familie – bald hatten sie drei Kinder – nahm er auf seinen Reisen mit, und die Indianer, die sie im Westen kennen lernten, schätzen es, dass dieser weiße Mann reiste wie sie. Richard und Jean luden ihre indianischen Freunde ein, nach New York zu kommen, und das taten jene auch, bald hieß das Apartment in der 89. Straße westlich des Broadways "Sioux Side". Für viele Jahre war es meine Anlaufstelle, bevor ich ins Indianerland aufbrach und bevor ich wieder die Heimreise antrat. Hier trafen sich Bürgerrechtler mit Aktivisten des American Indian Movement, um ihre Strategien zu besprechen, besonders, wenn es um die Verteidigung der politischen Gefangenen Leonard Crow Dog, Dennis Banks und Leonard Peltier ging. Er half auch als Grafiker: Das Logo des International Indian Treaty Council entstand an seinem New Yorker Zeichentisch.

Richards Glaubwürdigkeit unter traditionellen Indianern geht zurück auf seine Zusammenarbeit mit Tahca Ushte, einem Medizinmann der Minneconjou, einer der Lakota-sprechenden Stämme, von den Amerikanern Sioux genannt; Tahca Ushte war im Englischen Lame Deer (Lahmer Hirsch); in den Akten des Bureau of Indian Affairs lief er unter John Fire. Ende der Sechziger Jahre mietete sich Tahca Ushte ein in der 89th Street West, sang, erzählte, rauchte mit seinen Gastgebern Canupa, die rituelle Pfeife, und sagte eines Abends: "Richard, you will write my book."

"Ich soll ein Buch schreiben? Ich male und zeichne, aber ich bin kein Schriftsteller." Das wisse er, sagte Tahca Ushte, aber seine Medizin sagte ihm, dass er bald einer sein werde. Er könne, lautete Richards nächster Einwand, jedoch nicht perfekt Englisch und überhaupt kein Lakota. Das ließe sich lernen, beruhigte ihn Tahca Ushte. "Und wer soll es drucken?" versuchte Richard Erdoes als letztes Argument, er habe doch auch keinen Namen als Autor. "Du wirst dann einen haben", sagte der Medizinmann, "denn es wird unser Buch sein, und die Geister sagen mir, dass es ein Erfolg wird." Erdoes schrieb ein Probekapitel, Tahca Ushte diktierte eine Inhaltsübersicht, der Prominentenfotograf Peter Bash, der sich auch als Literaturagent verdingte, brauchte nur zwei Tage für den Vertrag mit Simon & Schuster.

Und bald darauf fand Richard sich im Dunkeln wieder, in einer Hütte abseits der Straße auf dem Rosebud Reservat, ihm zu Ehren wurde eine Yuwipi-Zeremonie abgehalten, bei der kleine Steine aus dem Erdinneren eine besondere Rolle spielen. Und hier nannten sie ihn Inyan Wasicun. Inyan ist der Stein, samt seiner Botschaft, die ihm anhaftet, Wasicun kann der weiße Mann sein, aber auch ein Wesen mit besonderen Kräften. Einer aus der Runde rief: "Wir unterstützen euch bei dem Buch. Wenn es gut wird, dann wird Inyan Wasicun Übermittler von Geheimnissen bedeuten. Wird es schlecht, dann bist du bloß ein weißer Mann mit Steinen im Kopf."

"Lame Deer – Seeker of Visions" erschien 1972 und wurde ein Bestseller. Es ist immer noch in den Buchläden. Für Studenten der Völkerkunde ist es an den meisten Universitäten der USA Pflichtlektüre. Was das Werk von ähnlichen unterscheidet: nicht ein weißer Akademiker suchte sich einen Stammes-Informanten für "sein Buch", sondern ein Indianer suchte sich einen Autor für "ihr gemeinsames Buch". Bald meldeten sich andere, und es entstanden, neben einem gewichtigen Werk über Mythologie mit dem indianischen Anthropologen Alfonso Ortiz, im bewährten Autoren-Doppel Biografien von Lame Deers Sohn Archie Fire, Mary Crow Dog, Leonard Crow Dog und Dennis Banks.

Als ich ihn im April das letzte Mal sprach sagte er: "Viele Kreise haben sich in meinem Leben geschlossen, und ich bin glücklich darüber, bis auf einen Kreis: Ich bin vor siebzig Jahren vor den Nazis geflohen und jetzt beschließe ich mein Leben in einem Land, das mich zunehmend an die Nazizeit erinnert." In der Nacht auf den 17. Juli ging Richard Erdoes, 96 Jahre alt, von seinem Haus in Santa Fe aus in die Jagdgründe seiner Freunde. Diesen Sommer wird auf vielen Powwows ein Lied zu seinen Ehren gesungen werden. "
(Quelle: Claus Biegert
http://www.nuclear-free.de/deutsch/erdoes.html
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"No man is an Iland, intire of itselfe
(John Donne)
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