Respectful treatment - Begegnung zweier Kulturen*




Allgemeine Begriffserläuterungen, Kulturräume, Sprachen
General explanations, cultural areas, languages

Moderatoren: Elk Woman, Bärbel

Respectful treatment - Begegnung zweier Kulturen*

Beitragvon Elk Woman » Mi 16. Sep 2009, 17:00

BEGEGNUNGEN
und unterschiedliche Verhaltensweisen

(die auch zu Missverständnissen führen können)

Einleitung:

"Ich will hier beispielhaft eine interkulturelle Begegnung wiedergeben,
die sich mittlerweile x-fach abgespielt hat. "

Der Ethnologe Gary Witherspoon hat sie beobachtet.
Er beschreibt, was geschieht, wenn ein weißer Amerikaner zum ersten Mal einen
Navajo-Indianer begrüßt und analysiert die darin enthaltenen kulturbedingten
Missverständnisse:

Navajos sind Fremden gegenüber eher scheu.
Deswegen ergreift grundsätzlich der Angloamerikaner die Initiative bei der Begrüßung.
Er geht auf den Navajo zu und sagt so etwas Ähnliches wie `Hallo, Mr. Begay, wie geht’s ?`
Dabei ergreift er die Hand seines Gegenübers und bewegt diese wie einen Pumpenschwengel auf und nieder.
Der Indianer überlässt ihm die Hand und lächelt höflich.

Wie empfinden beide Akteure nach einer solchen Begrüßung das Verhalten ihres Gegenübers?

Der Angloamerikaner wird glauben, dass der Navajo nicht wirklich freundlich war, weil er ihm die Hand wie einen toten Fisch gegeben hat.
Der Navajo wiederum ist verwirrt und seine Gefühle sind verletzt.
Wenn er einen Stammesgenossen grüßt, so nähert er sich ihm indirekt, sieht ihm niemals unmittelbar in die Augen und drückt vorsichtig seine Handfläche gegen die des anderen.
Wer auf einen anderen geradewegs zugeht, ihm offen ins Gesicht blickt und in grober Weise seine Hand packt, der bezeugt damit seine Geringschätzung, sein Gefühl der Überlegenheit und den Wunsch, den anderen zu beherrschen.

Der Angloamerikaner redet den Navajo mit seinem Namen an.
Das ist bei den Navajos äußerst unhöflich, weil bei der Annrede stattdessen immer Verwandtschaftsbeziehungen verwendet werden.
Der Eigenname wird in Gegenwart eines anderen niemals ausgesprochen.
Um dieses Verhaltensmuster den Kindern beizubringen, erzählen die Navajos ihnen, dass sie ihre Stimme verlieren würden, wenn sie ihre Namen häufig sprächen, und dass sie ihr Gehör verlieren würden, wenn sie ihren Namen häufig hörten.

Der Angloamerikaner fragt den Navajo wie es ihm gehe?
Kein Navajo würde jemandem, der sich offensichtlich in bester Gesundheit befindet, so eine Frage stellen.
Navajos begrüßen einander mit der Formel: Yá át ééh, was soviel bedeutet wie „es ist gut“.

Quelle:
http://www.nibis.de/~iakm/Materialen/wahrlich.pdf

(Interkulturelle Kommunikation -
Die wortlose Sprache im Kulturkontakt
,
von Heide Wahrlich)
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von Anzeige » Mi 16. Sep 2009, 17:00

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Re: Respectful treatment - Begegnung zweier Kulturen

Beitragvon Elk Woman » Mi 16. Sep 2009, 17:13

Der indianische Umgang mit Störungen mitten im Gespräch:

In Anlehnung an den Titel der bei mir im Bücherschrank stehenden Broschürenreihe
" Begegnung zweier Kulturen - Die indianische Botschaft"
von Waltraud Wagner und der AG für Nordamerikanische Indianer
möchte ich (auch mit Hilfe von Textpassagen daraus) versuchen,
die Verhaltensweisen von "Weißen und Indianern" etwas zu vertiefen.

1.- Konversation:

a) Wer von uns hat sich nicht schon selber ertappt, dass er kontaktfreudig auf Jemand losstürmt,
ihn förmlich mit einem Wortschwall seines Anliegens fast überfordert, eine Antwort oder einen zu ausschweifende Rede des Anderen einfach unterbricht mit Gegenargumenten, selber aber geneigt
ist zu sagen. " Jetzt lass mich bitte mal ausreden"...
Obgleich diese Annäherung von uns durchaus "sozial" und freundlich gemeint ist , haben wir kaum Angst dabei wirkliche Fehler zu machen.

-"Bei den Indianern gebietet die anerzogene Höflichkeit damit vorsichtiger umzugehen, um den Sprecher nicht in eventuelle Unsicherheiten zu bringen.

So muss man bei ersten Konversationsversuchen wohl eher mit einem längeren Schweigen und wenig offenen Blickkontakt rechnen.
Das ist durchaus keine Abfuhr, sondern die Worte des Gegenüber und alles was er tut werden mit größter Aufmerksamkeit beobachtet.
Hat er sich dann seine Antwort genau überlegt, wird er auch eine Antwort geben, was allerdings für unsere Maßstäbe immer ein ungeduldiges ...Warten bedeutet. "
(Aber diese Zeit sich zu nehmen, ist die eigentliche Grundlage eines Gespräches.)

Wie oft haben wir uns schon daran gestört, wenn ein Dazukommender in ein interessantes Gespräch hineinplatzt und es so unterbricht, bzw. einfach Jemand in einem Gespräch den Faden abreißt, weil er doch unbedingt noch schnell mal Jemand Anderes was zu sagen hat..
Oftmals sagt man zu diese Unhöflichkeit auch noch; "Ja, mach ruhig..".
(Persönliche Anmerkung: Ich verstumme manchmal dann mitten im Satz und stelle mit Erstaunen fest, dass mein Gegenüber es gar nicht registriert das ich nicht zu Ende sprach...)

-" Wird ein Indianer von Jemand gestört, ist seine erste Reaktion sich von diesem abzuwenden.
Falls dieser Wink nicht verstanden wird, wird er selber schweigend weggehen, um so den "Störenfried" nicht noch zu ermutigen das fortzusetzen bzw. um ihn nicht in Verlegenheit damit zu versetzen, dass er gerade Zeuge dieses schlechten Benehmens ist."
---------------------
(Quelle: Bei den hier herausgearbeiteten Indian. Verhaltensweisen wurden auch Textpassagen des Artikels "Indianer und Weiße" von Rosalie H. Wax und Robert K. Thomas verwendet)


" Grenz- und Berührungspunkte"

Persönliche Vorbemerkung:

Das Thema - Begegnung zweier Kulturen - "GRENZ -u. BERRÜHRUNGSPUNKTE" möchte ich mit einer interessanten Überlegung von Vine Deloria (aus" We talk, you listen") beginnen, die man sich zum besseren Verständnis der Ansicht einmal grafisch aufzeichnen kann.

Aussage:" Die beste Methode, um zur indianischen. Vorstellungswelt Kommunikation zu finden ist, Punkte zu finden, wo Beziehungen zwischen den Dingen vorhanden sein scheinen."
Dazu benötigt man die Vorstellung eines Kreises der von Tangenten durchschnitten wird.
Eine Vorstellung die nach Vine Deloria der Stammesgesellschaft die um ein Zentrum integriert ist (Kreis) und der linearen Entwicklung (Tangenten)von Nichtindianern entspricht.
"Die Punkte an denen die Tangenten die Kreislinien berühren, sind Dinge und Gedanken, die Indianer und andere Gruppen gemeinsam haben.
Es gibt viele Punkte, durch die solche Tangenten gehen, und sie können als Fenster aufgefasst werden, durch die sich Indianer und Nicht-Indianer sehen können".

Vine Delore sagt aber auch: " Der Begriff `Weißer` ist die Abstraktion einer Geisteshaltung".

Persönliche Anmerkung :
Betrachten wir einmal diese Aussage, dann muss ich dem oftmals zustimmen, wenn überall von "die Weißen haben..."gesprochen wird. Warum fühle ich z.B. innerlich eine tiefe Scham, wenn ich mit Verletzungen, Verleumdungen und Massaker durch "diese Weißen" konfrontiert werde
(ähnlich , wenn ich Bibelverfilmungen mit der Kreuzigung Jesus sehe).... Ich persönlich habe doch keine Schuld auf mich geladen! Aber, ich habe das Gefühl "wieder gut machen zu müssen" und so gehe ich also mit einem falschen Ansatz heran. Eigentlich müsste ich nur bestrebt sein, alles zu tun, um solches Unrecht nicht wieder zuzulassen, sowie heute und hier meine Hilfe für Nöte anzubieten. Aber auch dem Anderen überlassen, ob er es möchte und annimmt.

Hier mein Thema:
"EINMISCHUNG UND UNTERSCHIEDLICHE ANSICHTEN DAZU" ( Grenz- und Berührungspunkte)

1.- Die Autoren des schon vorher genannten Artikels zeigen dazu 3 Begebenheiten, die sie miterlebten auf:

a) z.B. erlebten sie bei einer Veranstaltung eines namhaften Soziologen, das dieser die indianischen Zuhörer" zum Meinungsstreit und Diskussion zwingen wollte"(indem er ihnen eine durch die Reservationszeit verschüttet gegangene eigene Kultur vorhielt)
Die Reaktionen der Indianer entsprachen der Ausführungen in meinem ersten Beitrag: Also ausdrucksloses Schweigen, nur bei den Jüngeren konnte man lt. Aussage der Autoren deutlich hohe emotionale Spannungen sehen.

b) Bei einer weitere Veranstaltung, von einem Psychiater ähnlich angegangen, führte dieser provokante Versuch ebenfalls zum sich "unsichtbar machen" bei den männlichen Natives, aber dann kam es zu einem heftigen Tumult , weil ein paar weibliche Natives die Spannung nicht mehr aushielten und sich emotional Luft machten.
Die Wogen konnten nur etwas geglättet werden, da sich dann ein anwesender Weißer einbrachte und es zu einer klärenden Debatte kam. ( Fazit: Man kann also feinfühlig durchaus als Vermittler agieren.)

- Anschließend befragt, beharrten beide Wissenschaftler auf ihrem Standpunkt " nur so könne man Indianer aus der Reserve holen" , während von anwesenden Indianern die Aussage kam: "Man solle doch am Besten alles vergessen und einen nicht ganz Normalen nicht so ernst nehmen oder über ihn ärgerlich werden".( Persönliche Anmerkung: Ich frage mich, wie hätten wir reagiert?)-

c) Die lakonische Aussage eines Apachen mittleren Alters auf einer College Veranstaltung zum Thema , wo der Kursusleiter einleitend die Frage stellte: " Was entwickelt sich, wenn zwei verschieden Völker zusammentreffen?", soll geheißen haben: " Schlechte Stimmung."
( Anmerkung: Darüber könnte man ja eigentlich ordentlich schmunzeln, aber wenn wir es recht bedenken, benötigen wir oftmals gar keine zwei Völker dazu...Lol !)

2.- Die Autoren kommen nun zu der Frage: Wie kann man solche Situationen für beide Gruppen erträglich gestalten ?" und meinen vom Ansatz her:

"Den meisten "Weißen" wäre die Vorstellung unerträglich , ihnen einfach zu raten, dass es das Beste wäre sich einfach nicht in die Angelegenheiten der "Indianer" einzumischen !
(Auch nicht "meines Bruders Hüter" sein zu wollen.)

Und für die "Indianer " wäre es ebenso schwierig , sich daran zu gewöhnen, dass die "gemeinen" und "verrückten" Handlungen eines Weißen nicht notwendig die gleiche Bedeutung haben müssen, wie die gemeinen und verrückten Handlungen eines Indianers.
(Ja, Wilfried Pelletier soll sogar gesagt haben: "Indianer wollen überhaupt nicht in diese Gesellschaftsordnung hinein, sie lehnen sie grundsätzlich ab und sind Experten darin, die Programme, mit denen die Weißen kommen, zu Fehlschlägen zu machen. Indem sie zuerst alles was in ihre Gemeinde kommt aufnehmen und bei der Ausführung, z.B. Straßenbau etc. helfen, dann aber wenn sie kein Verhältnis dazu finden, sich zurückziehen..")

Fazit:
Also was ist der beste Weg ?

Die Autoren haben die besten Erfahrungen bei der Zusammenarbeit zwischen Gruppen aus Indianern und Weißen bestehend gemacht,
"wenn eine Situation, die klar einen guten Kontakt einfordert, Voraussetzung ist" - und es dadurch beidseitig zu Einsichten kommt, dass man in einer für Beide völlig fremden Situation mit völlig neuen Formen und Regeln ( also der Situation angepassten) für den Erfolg der Mission zusammenarbeiten muss."
---------------------

Persönliche Schluß-Anmerkung:
Hier könnten sicher die Mitglieder in Forum, die sich an jeweiligen Hilfsprojekten beteiligen eher etwas dazu sagen.
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Re: Respectful treatment - Begegnung zweier Kulturen

Beitragvon Jana » Do 17. Sep 2009, 17:16

Hi Elk,

da hast du wirklich einen tollen Anfang gemacht, danke dafür! Ich persönlich habe mehrmals die Erfahrung gemacht, dass das Verhalten der Indianer gegenüber Weißen auch irgendwie generationsabhängig ist. Viele ältere Natives benehmen sich durchaus wie oben in den Beispielen beschrieben, und sie gehen davon aus, dass ihr weißes Gegenüber Bescheid weiß bzw. wenigstens Verständnis zeigt (was ja auch angebracht ist, wenn man die Kultur respektiert). Dadurch können sie auf manche Leute überheblich wirken bzw. diese Leute sind verwirrt, fühlen sich unsicher und wissen nicht weiter. Die jüngere Generation - besonders die Indianer, die beruflich viel unterwegs sind und zwangsläufig mit etlichen Weißen mit ganz unterschiedlichen Vorkenntnissen und Absichten in Berührung kommen - ist da wesentlich lockerer und toleranter. Sowohl bei Wade als auch damals bei Blackfire gab es keinerlei Berührungsängste. Sie gehen offen auf die Leute zu und reichen die Hand, suchen Augenkontakt und lächeln freundlich. Sicher erfordert das einige Übung und Überwindung, aber da sie mit unserem Kulturkreis klar kommen müssen, machen sie es auch, und es scheint ihnen auch nicht unangenehm zu sein.

Wilfried Pelletier hat - das ist meine persönliche Meinung, erwachsen aus einigen Beobachtungen und Lektüren von Projektberichten von Hilfsorganisationen - teilweise Recht mit der Aussage, die Indianer wollten nicht in die Gesellschaftsordnung integriert werden und würden wohlmeinende Projekte zum Scheitern bringen, wenn sie kein Verhältnis dazu finden. Es gibt da manchmal eine gewisse "Faulheit und Lethargie", die dazu führt, dass Indianer teilweise zuschauen, wie sich Leute von Hilfsorganisationen für sie abrackern, sich selbst aber kaum einbringen bzw. schnell das Interesse verlieren. Mühsame Dinge und Entwicklungsprozesse scheinen manchen Natives nicht so zu liegen. Aber auch hier gibt es natürlich massenweise Gegenbeispiele, wie unser Thema "Die neue Generation" beweist. Und generell muss man dazu sagen, dass solche Dinge kulturübergreifend beobachtet werden und auch sehr vom Charakter der Leute abhängig sind. Mal etwas salopp und drastisch ausgedrückt: Wenn der Stamm einen faulen, zögerlichen oder rückschrittlichen Häuptling hat, werden Hilfsprogramm nur schwer voran kommen, weil diese Person eben sehr einflussreich ist.

Persönliche Schlussbemerkung
Leider können viele Kulturen - auch die Indianer - nur überleben, wenn sie sich den gegebenen Verhältnissen anpassen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten das Beste daraus machen. Trotzdem sollte beim Miteinander der Kulturen gelten: So viel Integration wie nötig und so viel Eigenständigkeit wie möglich. Die Kulturen können und sollen voneinander lernen, denn jede kann vom Wissen der anderen profitieren. Wenn man tolerant auf sein Gegenüber reagiert, sollten sich solche Barrieren und Missverständnisse überwinden lassen und nicht dauerhaft die Beziehung belasten oder sogar unmöglich machen.

Uff, das ist ein richtig philosophisches Thema. Hoffentlich steigen hier noch ein paar Leute mit ein. Mich würde auch sehr interessieren, welche Erfahrungen unsere in Hilfsorganisationen engagierten Mitglieder so machen. Und vielleicht kann Maria auch hier ein bisschen aus dem Nähkästchen über das Leben auf der Rez mit all seinen täglichen Herausforderungen in Sachen gutes Benehmen plaudern.

LG Jana
Jana
 

Re: Respectful treatment - Begegnung zweier Kulturen

Beitragvon Elk Woman » Do 17. Sep 2009, 21:54

Jana hat geschrieben: Hoffentlich steigen hier noch ein paar Leute mit ein. Mich würde auch sehr interessieren, welche Erfahrungen unsere in Hilfsorganisationen engagierten Mitglieder so machen. Und vielleicht kann Maria auch hier ein bisschen aus dem Nähkästchen über das Leben auf der Rez mit all seinen täglichen Herausforderungen in Sachen gutes Benehmen plaudern.


Das würde ich mir auch sehr wünschen !! ;)
( damit nicht ein so interessantes Thema wieder in den Geburtswehen hängen bleibt .. :mrgreen: )

Danke für Deinen Miteinstieg, liebe Jana.
Stimme dem eigentlich ziemlich zu , was Du anhand Deiner persönlichen Erfahrungen beschriebst und schlußfolgerst. Wobei ja ein wenig Ahnung von traditionellen Ansichten und deren Anwendung nie schaden kann, eher eine Wertsteigerung in den Augen des Betrachters sein kann... :oops: :P

Wobei ich persönlich generell gegen "Vorschriften" von Europäern bin ( denn Native würden die gar nicht so aussprechen...) wie sich z.B. ein Besucher einer Rez zu verhalten hat ... , was ja auch schon von sogenannten Insidern publiziert wurde. :roll:
Ich sage mir, der Mensch lernt am besten aus eigener Erfahrung und wenn er sich daneben benimmt, fällt es schließlich ganz allein auf ihn zurück. So hat man es doch auch in den früheren Stammeskulturen gehalten, d.h. "schlechtes Benehmen = von der Gemeinschaft als Person einfach ignoriert ".

LG,
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Re: Respectful treatment - Begegnung zweier Kulturen

Beitragvon Rob » So 20. Sep 2009, 09:46

Hallo,

das ist ein äußerst interessantes Thema, gut verschiedene Verhaltensweisen aufzuzeigen.
Die Indianer sind oftmals im Recht wenn sie sagen das "weiße" Besucher auf Reservationen sich "schlecht" benehmen, sich rüde aus "indianischer" Sicht verhalten. Jedoch gibt es auch viele Besucher die sich respektvoll benehmen, auch aus "weißer" Sicht wurde viel dazugelernt.
Ein Beispiel das ich gut finde ist sogar eigentlich dasselbe wie bei uns: "Man zeigt nicht mit Fingern auf Menschen". Das wird bei uns genauso gesagt wie bei den Indianern. Von Indianern hab ich gelernt das stattdessen mit den Lippen oder mit dem Kinn gezeigt wird. (Was auf Weiße widerrum etwas lustig wirken mag, - vielleicht denkt sich der / die eine oder andere jemand will küssen, LOL). Mit einem indian. Freund hatte ich ein lustiges Gespräch darüber. Besonders die Elders in einigen Stämmen legen noch sehr viel Wert auf solche Dinge, auch das ihnen nicht direkt in die Augen gestarrt wird, das gehört für sie zur guten Erziehung.
Ein Erlebnis hatte ich mit einer älteren Osage-Dame im Museum des Stammes, sie lehrte mich gleich bei der Begrüßung den richtigen "indian. bzw. Osage-Händedruck", der nur leicht und unaufdringlich ist, und eigentlich nur an den Fingern angesetzt wird. Das alles geschah mit einem Augenzwinkern der älteren Lady und wir unterhielten uns noch sehr nett und freundlich über die Situation der Osage heutzutage.
Sie hatte auch kein Problem mit dem Blickkontakt, vielleicht durch ihren geübten Umgang mit uns "heavy Eyebrows", wie die Osage uns traditionell nennem, lol.
Ich persönlich finde das diese Sitten der Indianer ein großes Feingefühl und den Respekt gegenüber einen Gesprächpartner zeigen, etwas das meineserachtens hoffentlich erhalten bleibt. Manchmal erlebe ich im Berufsleben hier bei uns das sich Leute rüde verhalten, oft ohne es zu merken, und andere totquatschen ohne eigentlich etwas wirklich wichtiges zu sagen. Eher unterbrechen sie noch andere im Gespräch.
Natürlich will ich das nicht verallgemeinern, die Mehrheit bei uns hat denke ich noch immer eine gute Kinderstube genossen und verhalten sich korrekt.
Viele Grüße

Robert
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Re: Respectful treatment - Begegnung zweier Kulturen

Beitragvon Elk Woman » Mo 21. Sep 2009, 05:58

Danke Rob ,
das Du mitmachst !!!
Andere haben wohl nie Kontakt bisher mit "Indianern " ( sorry; für den Begriff natürlich ) gehabt oder wollen das Wissen nicht mit uns teilen :?: big_gruebel


Hier noch was zu den "Wurzeln":


…” wir – die indigenen Völker – glauben, dass auch wir realisierbare Alternativen zu dem dominanten ökonomischen Wachstum und dem export-orientierten Entwicklungsmodell haben. Unsere nachhaltigen Lebensstile und Kulturen, das traditionelle Wissen, Kosmologien, Spiritualität, der Wert der Gemeinschaft, Grundsätze der Gegenseitigkeit, Respekt und Verehrung der Mutter Erde – all dieses ist äußerst wichtig bei der Suche nach einer transformierten Gesellschaft, in der Gerechtigkeit, Gleichheit und Nachhaltigkeit vorherrschen.“……
Auszug aus der Seattle Declaration (Dezember 1999)

-----------------
Indigenes Wissen ist Zukunftswissen:
http://www.nachhaltigkeitsinitiative.de/cms/upload/File/Infopool/Praesentationen/Zwanck_Schmitz_12.12.06.pdf
----------
Sehr interessant !
Vergleicht mal im Hinblick Indianer + Europäer = Folie 8 -18 des Power Point / pdf Dokuments:
"Westliches Denken - Asiatisches Denken"

http://iv.ifit-e.uni-klu.ac.at/~iv/images/iv/.../asienkulturenh.ppt
bzw. über google =
iv.ifit-e.uni-klu.ac.at/~iv/images/iv/publikationen/asienkulturenh.ppt
eingeben.

LG,
elk
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Re: Respectful treatment - Begegnung zweier Kulturen

Beitragvon Hans » Mi 23. Sep 2009, 12:59

Hallo zusammen !
Da möchte ich auch mitmachen und von meinem Kontakt berichten.

Vor 8 Jahren lud ein Bekannter von mir einen Comanchen in meine Heimatstadt Rosenheim ein.
Wir kannten den Comanchen von einem gemeinsamen Urlaub in einem Tipicamp ein Jahr vorher in Oklahoma.
Große Spannung und Freude herrschte damals, als wir ihn am Münchener Flughafen abholten.
Die Freude war noch größer, als wir sahen, daß der Comanche seinen damals etwa 10jährigen Sohn
mitgebracht hatte.
Und nun kommt das, was mir damals auffiel. Der Comanche sah einem bei der Begrüßung nicht in die Augen.
Er sah praktisch an einem vorbei.
Dies ist mir eingefallen, nach dem ich elk´s Zeilen über die Navajo las !

Ich denke, daß es bei den Comanchen wahrscheinlich auch so ist, daß man bei einer Begrüßung nicht direkt dem anderen in die Augen sieht.
Genau das Gegenteil ist aber bei uns in Deutschland üblich !
Doch ich weiß nun auch, daß der Comanche deshalb nicht "unfreundlich" war, weil er den Blickkontakt vermied, sondern er es einfach auf seine Art so gewohnt war.
Er war mir sehr sympathisch und auch sein Sohn, den viele für ein Mädchen hielten, weil er ganz weiche Gesichtszüge hatte und natürlich auch wegen seiner langen Haare.

Okay, das soll nun mein Beitrag zu dieser Geschichte gewesen sein. :P

Herzliche Grüße an alle.
Hans ;)
Hans
 

Re: Respectful treatment - Begegnung zweier Kulturen

Beitragvon lakotagirl » Mi 23. Sep 2009, 21:33

ja auch bei den lakota gilt es als beleidigend und respektlos wenn man einem voll in die augen schaut beim sprechen.....speziell die aelteren und die traditionellen lakota sehn das so.

gedeutet wird hier auch nur mit den augen oder den lippen.....man sollte auch sehr geduldig sein wenn man mit einem lakota spricht. denn unterbrechen oder dreinreden gilt als sehr ruede und ruecksichtslos.
lange schweigepausen sind da normal auch wenns mitten im satz ist.
am anfang ist mir das auch manchmal passiert dass ich so einfach reingeplatzt bin wenn mein mann gesprochen hat. und er hat mich dann halt ermahnt dass es ruede ist. am anfang wollt ich auch immer dabeisein wenn er mit seinen freunden geredet hat. da hat er mich weggeschickt. hat gemeint wenn er mich braucht holt er mich.

inzwischen hab ich mich schon lange dran gewoehnt ihn bei maenner gespraechen nicht zu stoeren und mich zurueck zu ziehen.
liebe gruesse von der rosebud rez
der heimat der sicangu lakota oyate
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Re: Respectful treatment - Begegnung zweier Kulturen

Beitragvon many » Do 24. Sep 2009, 08:37

Hallo zusammen,

Ich habe Eure Beiträge mitgelesen und mir ist schon bewusst, dass unsere Gebärden nicht das Amen in der Kirche sind, aber das Nicht-in-die Augen-schauen kann - und das nicht nur bei uns- als unhöflich gelten oder sogar sehr negativ ausgelegt werden.

Schaut mir mein Gegenüber generell nicht in die Augen :shock: , sondern an mir vorbei, dann fasse ich es bestimmt nicht positiv auf und es ist mir eher zweitrangig, ob es nun ein Indianer ist oder nicht. Oft habe ich die Erfahrung gemacht, dass Leute, die einem nicht in die Augen blicken, es mit der Wahrheit nicht ganz so genau sehen.
Natürlich muss hier unterschieden werden, ob man einem nicht in die Augen schauen kann oder es nicht anders kennt.
:roll:
Ich kenne Indianer, die mittlerweile das Nicht-in-die Augen-schauen auch negativ auslegen und einige Gewohnheiten von anderen Völkern übernommen haben.
Man denke nur an den Kuss, den einige indianische Völker oder Inuits nicht kannten.
Das Handgeben ist eher ein Zeichen der Friedlichkeit und nicht der Aufdringlichkeit und ist von vielen Völkern der Erde übernommen worden.

In der Mohawk-Familie, bei der ich meine Urlaube verbracht habe, wurde der Sohn, der fast keinem in die Augen schaute, als sehr schüchtern vorgestellt, was er auch damals wirklich war.
In dieser Familie war es üblich, sich in die Augen zu schauen, obwohl man beifügen muss, dass man nun wirklich nicht dem Gesprächspartner während des ganzen Gespräches fest in die Augen schaut, was nun wirklich als unangenehm oder aufdringlich empfunden wird.
Zum Abschied wurde gedrückt, aber nicht so fest, wie man es vielleicht von Südländern gewohnt ist, sondern eher nicht fest, so wie ich es auch von US-Amerikanern und Kanadiern nicht indianischen Ursprunges erfahren habe.

Die Gespräche unter Männern sind auch hier üblich und keine typische indianische Eigenart. Auch hier wird es nicht gerade positiv empfunden, wenn sich die Frau in jedes Gespräch, das ihr Mann führt, einmischt. Das Gleiche gilt für Männer, die sich in jedes Frauengespräch einmischen möchten.

Meine eigene Erfahrung ist, dass speziell Kinder bei den Indianern gut ankommen, gerade weil Kinder oft unbefangener auf Leute zugehen. Ich denke mal nicht, dass sich Kinder den Kopf machen, ob man Indianer beim Reden in die Augen schaut oder nicht. Auch hier müsste ich mehr differenzieren, aber dann würde dieser Beitrag ein Epos werden.
Auch spielen Sympathie oder Antipathie eine große Rolle und man wird einem Menschen, der uns sympathisch scheint, eher seinen Fehltritt verzeihen als einem ****brocken.

Mir ist bei Indianern oft aufgefallen, dass sie sich eher und öfter entschuldigen als die Menschen hierzulande. Aber auch das ist nicht eine Eigenschaft, die nur auf Indianer zutrifft, sondern auch zum Beispiel bei Engländern.

LG
many
many
 

Re: Respectful treatment - Begegnung zweier Kulturen

Beitragvon Jana » Fr 25. Sep 2009, 11:13

Hi Maria, many und Hans,

schön, dass ihr euch hier beteiligt. Wie man sieht, sind unsere Erfahrungen gut zum Diskutieren geeignet.

Ich denke auch, dass bei der Begegnung zweier Kulturen - egal welcher - oder generell zwischen Menschen die Sympathie eine große Rolle spielt und kleine Fehltritte gut überspielt werden können, wenn man dem Gegenüber Sympathie entgegen bringt. Eine Mischung aus Respekt, Toleranz, Offenheit und Herzlichkeit (letztere natürlich situationsabhängig und gut dosiert) helfen über die ersten Stolpersteine hinweg. Und wie manys Ausführungen deutlich machen, verschwimmen die Sitten weltweit - wohl auch eine (ausnahmsweise mal positive) Folge der Globalisierung. Es ist schon von Vorteil, etwas über die Umgangsformen des Gesprächspartners zu wissen, weil man damit auch beweist, dass man sich für dessen Kultur interessiert, aber es ist nicht das A und O. Ich habe in solchen Situationen oft die Erfahrung gemacht, dass man seinem Instinkt oder Bauchgefühl vertrauen sollte, und meine starke Empfänglichkeit für die Gefühle anderer helfen mir dabei. Ein amerikanischer, übrigens nicht indianischer Freund hat mir mal geraten, Botschafterin zu werden. :mrgreen: Und das hat er völlig ernst gemeint.

Bei meiner Begegnung mit Blackfire und auch bei meinem ersten Kontakt mit Wade war ich noch etwas unsicher, vielleicht, weil mein Kopf mit vorher recherchierten, teils klischeehaften Informationen über die indianischen Kulturen belastet war und ich mögliche Wendungen der Kommunikation durchgespielt hatte. Ich habe dann aber in Sekundenschnelle festgestellt, dass die Kommunikation besser funktionierte, wenn ich dieses Halbwissen komplett ausblendete und mich auf meinen Bauch verließ. Bei Blackfire hatte ich mir vorgenommen, journalistisch-professionelll-höflich-distanziert :mrgreen: aufzutreten, denn immerhin ging es um ein Interview. Diesen Vorsatz ließ ich fallen, nachdem ich von Jeneda und Berta mit einem festen Händedruck und offenem Lächeln begrüßt wurde. Der Instinkt übernahm die Führung, und ich erwiderte den Händedruck und das Lächeln natürlich ebenso offen.

An Wade hat mich überrascht, dass er sich wirklich gerne mit mir unterhielt und mich regelrecht über mein persönliches Leben und Umfeld ausfragte - aber nicht aufdringlich, sondern nett und mit ehrlichem Interesse. Das hat mich erst mal etwas verwirrt, denn erstens ist er ein Mann und zweitens Indianer. :lol: Ich nahm an, dass die bei vielen deutschen Männern gegenüber Frauen übliche Maulfaulheit vorhanden sein und sich durch die indianische Art potenzieren würde, aber Fehlanzeige. Ich selber bin eigentlich nicht der Typ, der andere ausfragt (gerade das wird ja Frauen meistens nachgesagt). Ich warte lieber, bis sich im Gespräch eine Möglichkeit ergibt und helfe dann den Leuten dabei, freiwillig von sich selbst zu erzählen. ;) So machte ich es auch mit Wade und erfuhr nebenbei viel über sein Leben und seine Familie. Manche Fragen, die mir Freunde und Bekannte über ihn stellten, konnte ich nicht beantworten, und sie wunderten sich darüber. Sie hätten gezielt danach gefragt, aber ich fand diese Fragen nebensächlich und in der Situation unhöflich und hörte auf meinen Bauch. Was Wade davon hält, weiß ich nicht, denn ich habe ihn nicht gefragt... :mrgreen: ;)

LG Jana
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