Stämme versus Nationen




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Stämme versus Nationen

Beitragvon many » Fr 22. Jan 2010, 23:48

Hallo zusammen,

immer wieder höre ich, dass Indianer es als eine Herabwürdigung sehen und empfinden, wenn wir von tribes/Stämmen sprechen und nicht von Nationen. Es bürgert sich neuerdings der Begriff native American nations ein, wie schon vorher in Kanada der Begriff First nations.
Ich finde, da viele indianische nationen so etwas wie eine Gewaltenteilung hatten, den Begriff nations völlig in Ordnung, Was denkt ihr?
Grüße
many
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von Anzeige » Fr 22. Jan 2010, 23:48

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Re: Stämme versus Nationen

Beitragvon Jana » Sa 23. Jan 2010, 11:09

Hallo Many,

das finde ich auch völlig richtig. Der Begriff Nation ist einfach moderner und respektvoller als "Stamm". Mit dem Wort Stamm wird oft etwas Primitives, Rückschrittliches assoziiert. Früher lebten auf dem Gebiet, das heute Deutschland ist, auch Stämme. Heute sprechen wir von uns als Nation, und unsere Nachbarländer sind auch Nationen. Warum sollte man also den Begriff nicht auf indigene Völker anwenden. Sie haben das gleiche Recht auf eine respektvolle Anrede wie jedes andere Volk.

LG Jana
Jana
 

Re: Stämme versus Nationen

Beitragvon Elk Woman » Sa 23. Jan 2010, 12:42

http://www.sioux.org/
http://www.spokanetribe.com/
http://www.tonkawatribe.com/culture/language.htm
http://www.lipanapache.org/

Eine kleine Auswahl an offiziellen HP`s von Native - "Nationen", wo man eben unterscheidet in Gesamtnation , wie z.B. Apache - Unterstamm "Lipan" etc.

Also , meiner Meinung nach kann man einen Gesamtbegriff wirklich nur für Nationen und nicht für Stämme einsetzen....( auch gegen den Begriff "Native Americans" und "Indigene" gibt es unzählige Gegenmeinungen in Indian Country..)

Anders hier z.B. wenn da steht : "The Southern Cherokee of Kentucky remains the only sovereign Nation."
( Quelle :http://www.southerncherokeenation.net/)

Aber wer soll das immer vorher genau recherchieren…und wen tritt man auf die Füße, wenn man einer Nation zugehörige Stämme als ganze Nationen bezeichnet (weil sie eben eigenständig sich sehen...)

Tut mir leid, für mich zu kompliziert !

( D.h. ich bleib bei der Bezeichnung in Zugehörigkeit wie im ersten Satz erläutert, d.h. Nation für Nation und Tribes für Stämme)

LG,
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Re: Stämme versus Nationen

Beitragvon Jana » Sa 23. Jan 2010, 13:54

Hi Elk,

das ist ein interessantes Argument. Also ich handhabe das so: Wenn ich überhaupt jemals in die Situation komme, einen Stamm oder eine Nation benennen zu müssen, recherchiere ich vorher, wie sich das entsprechende Volk selbst nennt, und übernehme den Begriff einfach. Auch bei Übersetzungen mache ich das so. Damit trete ich dann hoffentlich niemandem auf die Füße, und wenn doch, bin ich für Anregungen und Kritik immer offen.

Ich denke, die Herabwürdigung, von der many gesprochen hat, empfinden in erster Linie die Indigenen, die sich selbst als Nation sehen, von anderen aber aus Unkenntnis oder Oberflächlichkeit als Stamm bezeichnet werden. Es bleibt also alles weiterhin Ansichtssache. Wenn sich der Begriff "nation" gegen den "tribe" aber langfristig durchsetzt, wird er irgendwann ganz selbstverständlich verwendet werden. So ist das auch mit anderen Begriffen der englischen Sprache. Ich habe z.B. gelernt, dass die Bezeichnung "Native Americans" die ultimative und respektvollste überhaupt ist. Inzwischen weiß ich aber, dass viele Natives den Begriff "Indigenous People" viel lieber hören. Manchmal lese ich auch "American Indians" als Bezeichnung. (Vielleicht will man damit auch auf die eingeschränkten Möglichkeiten der Übersetzungsprogramme Rücksicht nehmen, die den Begriff "indian" nach wie vor konsequent mit "Inder" übersetzen. Da würde dann wenigstens "amerikanischer Inder" stehen. :mrgreen: ).

Vielleicht hat der Wunsch vieler Stämme, als Nation verstanden und angesprochen zu werden, auch etwas mit ihrem neu erwachten Selbstbewusstsein und ihrem Kampf um Anerkennung, Teilhabe und Mitbestimmung zu tun und ist einfach ein Ausdruck ihres Nationalstolzes. Auch das finde ich ok, und wenn ich davon weiß, werde ich immer den bevorzugten Begriff verwenden.

LG Jana
Jana
 

Re: Stämme versus Nationen

Beitragvon Elk Woman » So 24. Jan 2010, 13:05

Hi, Jana,

teilweise... Zustimmung von mir :mrgreen:
Denn was machen "wir "... ( bzw. die Native, bei denen es ja auch rechtliche und amtliche Selbstbezeichnungen sind ) :D dann mit den Begriffen :
"Stammes rat", "Stammessouveränität", "Stammespolizei", etc....??

Siehe auch : Tribal Souveränität in den Vereinigten Staaten
http://en.wikipedia.org/wiki/Tribal_sovereignty_in_the_United_States


LG,
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Re: Stämme versus Nationen

Beitragvon many » So 24. Jan 2010, 15:12

Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Antworten. Ich habe mal gegoogelt und festgestellt, dass z. B. die Cherokees und Navajos sich als Cherokeenation und Navajonation auf ihreren offiziellen Webseiten vorstellen. Gemeinsam ist der Begriff tribal council.
Ich musste feststellen, dass sich das Vokabular über und von Indianern geändert hat. Früher hieß es red Indian, was heute nur noch vereinzelt ältere Indianer sagen. Früher sagte man tribe jetzt ist es eher Nation. Aber das kann sich ja auch wieder geändert haben oder sich ändern. Vor einigen jahren lehnten US-Indianer den Begriff American Indian ab, da sie sich nich tden der US Amerikaner zugehörig fühlten. Jetzt höre ich den Begriff immer wieder. Da US-Amerikaner nicht indianischer Abstammung sich selbst auch manchmal als native American bezeichnen, weil sie in den USA geboren wurden, lehnen einige Indianer den Begriff Native wieder ab. Einige wollen nichts falsch machen und sagen Native American Indian :-?
Meiner Meinung nach, finde ich den Begriff Nation nicht unpassend, da Indianer eigene Gesetze auf dem Reservat haben und eigene politische Sprecher, die fast ausschließlich Chief genannnt werden. Sie haben eine eigene Polizei, eigene Richter und oft eigene Ausweise. Deshalb finde ich den Begriff Nation passender. Aber nur meine Meinung.

Bei meinem Aufenthalt auf der Mohawk Reservation in Kanada sprachen sie von Besuchern der Oneida oder Lakota Nation und nicht vom Stamm. Daher habe ich auch von nationen gesprochen.

Vielleicht ist meine Annahme falsch, aber Stamm ist oft auf eine Ethnie bezogen. Aber da viele Indianer gemischt sind, mit Nicht Indianern oder mit anderen Indianern, glaube ich, dass viele Indianer auch lieber über eine Nation reden, da Nation nicht unbedingt auf eine Ethnie bezogen ist.

LG
many
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Re: Stämme versus Nationen

Beitragvon Elk Woman » So 24. Jan 2010, 22:36

Vielleich hilft das ( sind auch gleichzeitig Links zu den "Nationen", "Tribes" und "Bands", etc.),
um künftig korrekter zu sein :

http://www.statelocalgov.net/other-na.cfm

Ich verstehe eure Argumentationen schon und teile sie auch!
Nur denke ich..., man sollte eben nicht gleich (aus lauterer Höflichkeit und durchaus Verständnis für die akzeptablere Nationenbezeichnung) verallgemeinern und (so komliziert das im Moment erscheint ...)
doch die "Eigenbezeichnung" berücksichtigen...oder ?

LG,
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