Hallo Wasi und Elk,
auch ich bin bei dem Thema innerlich zerrissen. Einerseits möchte ich auch nicht, dass die stolzen Eisbären von unserem Planeten verschwinden, aber wenn sie sowieso aufgrund des Klimawandels aussterben werden, ist die Jagd (in diesem Fall mit dem Gewehr, also auf keinen Fall so grausam wie bei den Robben, zumindest wenn der Schütze gleich richtig trifft) vielleicht sogar eine gnädige Methode. In der Evolution, die hier durch den vom Menschen verursachten Klimawandel zwar beschleunigt, aber nicht
ausgelöst wird, gibt es immer Gewinner und Verlierer. Und die stark spezialisierten Eisbären scheinen wohl auf der Verliererseite zu stehen. Erst kürzlich tagten die Anrainerstaaten der Polarregion zur Rettung der Eisbären. Über konkrete Beschlüsse habe ich nichts gelesen, da muss ich mich noch mal schlau machen, aber viel scheint die Konferenz nicht gebracht zu haben. Einig sind sich die Experten in der Schätzung, dass der Eisbär in freier Wildbahn bis zum Jahr 2100 komplett ausgestorben sein wird.
Die Haltung in Zoos ist nicht wirklich eine Alternative, da gibt es viele Probleme, vor allem mit der Aufzucht der Jungen. Prominente Beispiele dafür sind Knut und Flocke. Und selbst wenn es in vielen Zoos gelingt, Eisbären artgerecht zu halten und über internationale Zusammenarbeit erfolgreich zu verkuppeln, können diese paar Bären wohl kaum den Genpool für eine zukünftige neue Wildpopulation bilden, falls ihre Lebensräume wieder auf Dauer bewohnbar werden.
Die Eisbären stecken in einem echten Dilemma. Durch die frühere und längere Eisschmelze machen sie weniger Beute, was vor allem für die Mütter schlimm ist, die sich nicht genug Reserven anfressen können, um ihre Jungen zu säugen. Wenn schon genug Milch für die Kleinen da ist, sind die Bärinnen nach der Aufzucht oft so entkräftet, dass sie im kommenden Jahr keinen Nachwuchs aufziehen können oder sogar sterben. Auch viele männliche Eisbären verhungern regelrecht, weil sich ihre Beutetiere, die zunächst - aber auch nur vorläufig - von der Klimaerwärmung profitieren, ins Wasser flüchten können, wo früher nur festes Eis war. Und im Wasser sind Eisbären schlechtere Jäger. Sie müssen oft sehr weit schwimmen, um überhaupt einigermaßen festes Eis zu erreichen. Manche Bären ertrinken sogar vor Erschöpfung, weil sie in ihrem ausgehungerten Zustand keine Kraft mehr haben, um schwimmend größere Strecken zurückzulegen.
Andererseits haben sie den Müll der menschlichen Siedlungen als Nahrungsquelle entdeckt und werden so unter Umständen zur Gefahr für Menschen selbst. In einigen Regionen Alaskas gibt es richtige Eisbärengefängnisse, in welche die Tiere zur Abschreckung gesperrt werden, bis sie wieder auf dem Packeis jagen können. Dort gibt es nur Wasser, sie werden nicht gefüttert und stehen wochenlang, oft ohne Tageslicht und Frischluft, im eigenen Kot. Man hofft, dass sich die Bären das merken und in Zukunft menschliche Siedlungen meiden, aber der Hunger und die Aussicht auf leichte (Müll)-Beute sind wohl stärker, denn die Bären kommen jedes Jahr wieder. Also ist diese Methode, vor allem weil sie unmenschlich ist, sehr fraglich.
Ich habe mal einen interessanten Bericht der BBC gesehen, in dem die Frage gestellt wurde, welche Tiere es "wert" sind, vor dem Aussterben gerettet zu werden. Auf BBC-typische Weise wurde untersucht, ob man lieber Nützlinge retten sollte, die für das Ökosystem eine große Rolle spielen, auch wenn sie vielleicht nicht hübsch oder niedlich sind (das trifft zum Beispiel auf viele Reptilienarten zu), oder lieber die großen, "dekorativen" Tiere mit Symbolcharakter in Reservaten für die Nachwelt erhalten sollte. Natürlich wurde keine Wertung getroffen, aber es wurde schon klar, dass man nicht alle Tiere vor der durch den Menschen beschleunigten Vernichtung bewahren kann. Vielleicht wird der Eisbär bald in einem Atemzug mit dem Dinosaurier, dem Mammut und dem Dodo genannt...
Puh, irgendwie bin ich heute in der Stimmung für wissenschaftliche Abhandlungen. Aber macht nix, dadurch kommt wenigstens das durch das Studium von Greenpeace-Material und das Anschauen von Dokumentarfilmen gespeicherte Wissen mal ans Tageslicht.
LG Jana