Cherokee Wigwam

[sopirla]

da in diesem forum anscheinend am wenigsten politik gemacht wird und ich hoffentlich nicht wie bei den "indianern" gleich klein gemacht werde, ersuche ich höflichst um Ihre unterstützung auch wenn mir meine clischeeanfrage voll bewußt ist:
als innenarchitekt gestalte ich zur zeit auf kundenwunsch gästezimmer (wie hoteleinrichtung, also hauptsächlich schlafzimmer) auf die namen der kontinenten. bei amerika soll die indianerkultur (alt) das thema werden. zu dekorationsmittel ist der kunde sicherlich zufriedenzustellen, aber leider fehlen mir in sachen einrichtung (möbel) die informationen. mag mir jemand mit ideen behilflich sein?
Danke vorab.
sopirla

[Bärbel]

Hallo Sopirla,

zunächst mal: herzlich willkommen!

Nun zum Thema: das ist ein bisschen schwierig. Deshalb scheibe ich jetzt einfach mal so völlig aus dem Bauch raus, was ich denke:

Ich gehe davon aus, dass der "Kunde" bei dem Thema "Indianer" gleich gewisse Vorstellungen und Bilder im Kopf hat und somit vom "Innenarchitekten" erwartet, dass diese Vorstellungen dann auch realisiert werden, auch wenn dies bedeutet, mal wieder den üblichen Klischees und Stereotypen hinterherzulaufen.

Du selbst sprichst nun immerhin nicht das üblicherweise in diesem Zusammenhang auftauchende Tipi sondern immerhin den Wigwam an, das ist für so einen Indianer"freak" wie mich ja schon mal ein Lichtblick und ich hoffe, dass dies dann nicht an Deinem "Kunden" vorbeigeht.

Ich hoffe mal, Du weisst, was ein Wigwam ist, dass ist nämlich eine Konstruktion aus Holz, die meist mit Baumrinde gedeckt wurde, dass etwas dabei rauskommt, wie dieses hier

http://www.livinghistoryed.org/webalbumNYErie/pages/Hunting%20Camp%20Wigwam%202_JPG.htm

Sorry, das Bild ist zu gross, um es hier als Bild einzustellen, aber mit dem Link kannst Du es ja auch angucken. Ansonsten einfach mal nach "Wigwam" Bilder googeln, da gibt es noch ganz viele andere Bilder, die teilweise nicht nur die Aussenansicht sondern auch die innere Konstruktion aufzeigen.

Ein solches Wigwam ist gedacht für eine Familie, vornehmlich Waldindianer, die Feuerstelle ist etwa in der Mitte. Geschlafen wird auf Decken/Fellen am Boden. Sitzgelegenheiten, die beim Sitzen am Boden den Rücken etwas abstützen gibt es natürlich auch, ansonsten sind "Möbel" im europäischen Sinn eher Mangelware. Dafür hängen dann Gebrauchtsgegenstände an der inneren Holzkonstruktion. Für europäische Hoteltouristen mag dies "Dekomaterial" sein, für die eigentlichen Wigwamnutzer ist es mal zu allererst praktisch.

Willst Du im wenigstens halbwegs stimmigen Bild bleiben, solltest Du Dich auch bei der "Deko" an die Wigwambewohner, sprich Waldindianer, halten. Das wichtigste hierbei: keine geometrischen, sondern florale Muster (mal so für doch eher Indianer-UN-interessierte Hoteltouristen: geometrische Muster ist eher Plainsindianer, Waldindianer haben florale Muster. Natürlich gibt es noch Unterschiede zwischen den einzelnen Nationen, aber für Hoteltouristen reicht zunächst mal die o.g. grobe Unterscheidung).

Ansonsten tob Dich aus mit "Deko" wie trocknenden Maiskolben, Kräutern, Dörrfleisch etc. ... hübsch sind auch Teile von Kanus aus Birkenrinde oder ausgebrannte Einbäume (je nach dem, welche Waldindianernation Dir so vorschwebt) und Paddel machen sich auch ganz gut an der Hotelwand. Bilder, wie so was aussieht, findet man auch haufenweise im Internet. ... oder aber, wenn Du etwas Zeit und Geld hast, dann reise mal nach Manitoulin Island in Ontario, Kanada, und kontaktiere dort Falcon Migwans von http://circletrail.com/. Von dem kannst Du bestimmt ne Menge lernen.

Gruss
Bärbel

[Elk Woman]

Hi Sopirla,

auf die Internetfrage „was ein Wigwam sei“ , las ich mal diese Antwort :
„Soviel ich weiss ein Indianerzelt. Wahrscheinlich für die Frauen... Es gab doch mal den Spruch "Komm in meinen Wigwam"

Auf jeden Fall benötigt manch Einer dann doch bissel fachkundigere Ratschläge, besonders wenn ich diese Beton-Tepee- MOTEL`s in den USA sehe,
die dort sogar als Wigwams bezeichnetet werden. …- Also hoffen wir mal, dass Deinen Kunden nicht analog so etwas vorschwebt..!

Ansonsten hat ja Bärbel schon viel geschrieben und von mir nur noch eine kleine Ergänzung dazu:
Die einstigen „Wigwambewohner“ waren Mitglieder der Algonkins und bevorzugten eben neben Wohnstätten aus Holz diese nicht transportablen Rinden-Stangen-Zelte
(von diesen als Wetu, Witu, Wetoum oder auch Wekuwomut bezeichnet ). Der Hausrat im Wigwam war vornehmlich aus Baumrinde, Holz und Horn.

Ich kann verstehen wenn diese Völker nicht erfreut sind wenn man sie heute nur auf den historischen Teil ihrer Geschichte fixiert,
denn sie unterhalten heute Hotels und Kulturzentren etc. von modernster und hoch luxuriöser Ausstattung.
So ähnlich wie hier :
http://www.expedia.de/Cherokee-Hotels-Chestnut-Tree-Inn-Cherokee.h22166.Hotel-Information?chkin=23.06.2013&chkout=24.06.2013&rm1=a2&

Also eine moderne Ausstattung mit jeweiligen kulturell typischen Elementen wäre da schon angebrachter
( z.B. in Stoffen, Wandteppichen, Textilbezügen, Kissenornamentik, Bettüberwürfen, historische und/ oder moderne Fotos und Gemälde;
Grafiken von Leben und Behausung der einstigen Wigwambewohner, Obstschalen mit Dekomaterial heimischer Nativküche etc., etc.)

LG,
elk
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NACHTRAG

Hier findest Du bestimmt noch paar Anregungen :

http://www.woodlandindianartcenter.org/

https://www.facebook.com/WoodlandIndianArtCenter?ref=ts

[sopirla]

Vielen Dank Euch Beiden!! Der Tipp mit der Rinde ist super! Damit kann ich schon eine Menge anfangen ... und Maiskolben und was man so alles daraus machen kann, ist auch eine tolle Idee.
Nochmals: vielen herzlichen Dank !!!
LG
Sopirla

[Elk Woman]

Hallo Sopirla,

ich denke mal , ich schreibe auch in Bärbels Namen :

Es war uns eine Freude, selber mal bissel kreativ gefordert zu werden , dass man uns "fachlich .." konsultiert,
was ja einerseits eine Ehre der Anerkennung dieses Forums ist, zum anderen wir aber gefordert sind (wie immer)
oftmals sensibel damit umzugehen.-
D.h. das wir schon nachvollziehen können, wenn Deine Anfragen bei den Indianern nicht auf große Gegenliebe stieß, denn sie bemühen sich um ihre Kultur (in der Geschichte und in der Gegenwart) richtig darzustellen und möchten nicht damit von NichtIndianern in der Welt "vermarktet werden"... (also doppelte Ausbeute; erst ihres Landes, ihrer Sprache und Kulturen beraubt und nun für Marketingsachen wieder ihres kulturellen Erbes beraubt...)

Also, deine Kundenwünsche "Indianerkultur - alt" klingt leider sehr danach; deshalb war mein Vorschlag eben den Kunden überreden modernes Ambiente mit traditionellen Deko zu verwenden, damit diese Völker sich respektiert sehen in ihrem heutigen Bemühungen. Man kann ja auch von ihnen Art and Craft direkt kaufen, so ist es dann eher ein Geben und Nehmen und keine falsche Romantik.

Auf jeden Fall sind wir dankbar, wenn uns hier im Gästebereich Fragen alles "Indianische.." betreffend erreichen,
dafür ist das Forum ja auch gedacht.

Wir hoffen also, dass wir Dir etwas bei Deinem fachl. Projekt helfen konnten, so wie wir uns selber wünschen :
"Mögen Deine Auftraggeber auch an Qualität interessiert sein und nicht "der Kohle wegen" dann wieder Klischees in Kauf nehmen (also so, dass sich selbst ein indian. Gast nicht daran stoßen würde ..!)

Anbei noch zum Abschluß paar Links zur Ergänzung

Auch das ist interessant :

Wabanaki Konförderation (Ostalgonkin),
bestehend aus :

Abenaki
Maliseet
Mi'kmaq
Passamaquoddy
Penobscot
(im Gebiet von New England, Quebek, New Brunswick , Nova Scotia und Prince Edward Island)

http://www.flickr.com/photos/abbemuseum/

http://www.flickr.com/photos/abbemuseum/sets/

http://www.abbemuseum.org/

Und forsch mal unter :

„BIRKENRINDE und ihre Verwendungen bei den östlichen Waldlandkulturen“
(vielfälltig, d.h. von verwebten Matten, Aufbewahrungsbehälter- und Dosen, bis Transportbehälter, Kanus etc.)

http://www.jstor.org/discover/10.2307/25840452?uid=3737864&uid=2129&uid=2&uid=70&uid=4&sid=21102042096103)
http://www.natur-for-men.de/05birkenrinde.htm

http://www.birchbarkcanoe.net/default.htm

http://sagaan.de/birkenrinde/das-material/birkenrinde-verarbeiten/

Bei uns gibt es auch solch Birke, die sich im Frühjahr selber schält ;
eingeweichte Borkenschichten sind hervorragende Gestaltungs- und Bastelmaterialien ( siehe Foto)

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Grundlagenforschung, damit man nichts falsch macht...:

http://www.native-art-in-canada.com/index.html

siehe auch unter :

http://www.native-art-in-canada.com/ojibwafood.html


http://bama.ua.edu/~alaarch/prehistoricalabama/woodland.htm

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ALLES GUTE,

wünscht Dir das ( doch nicht ganz so "unparteiische ")
Forenteam

e.

[Rob]

Hallo !

Es wurden wohl auch "Innenverkleidungen" an den Wänden aus Schilfmatten, mit Mustern, verwendet.
Diese Muster konnten auch geometrisch sein, bei bestimmten Stämmen, soweit ich im Kopf habe. Wäre als Stilelement vielleicht zu verwenden für eine Inneneinrichtung.

Das Wort Wigwam / Wikwam stammt in der Form oder ähnlichen von östlichen Algonkinsprachen.
Bei den Lenape (Delawaren) ist es "Wikëwam" / Haus. Daneben gab es auch das "Hokesikaon" / Rindenhaus, als
speziellen Begriff.
Der Begriff "Wickiyup" wird oft für die Behausungen der Apache verwendet, tatsächlich entstammt er aber den
Algonkin Sprachen der Kickapoo und Sac & Fox.

Von den Kickapoo heißt es, dass einige Leute noch bis in die 1970er Jahre in Wikwams wohnten. Die Kickapoo´s
gelten als sehr traditionsbewußt.

Noch ein paar Info´s : http://en.wikipedia.org/wiki/Wigwam

Viele Grüße

Robert