Geschichte der Karankawa




Einwanderungsgeschichte in den USA, Kanada, Mittel- und Südamerika und allgemeine indianische Geschichte
USA, Canada, Central, and South America: Immigration history and general history of Native Americans

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Geschichte der Karankawa

Beitragvon Tosque » Do 9. Nov 2023, 22:06

Bevor ich hier über die Geschichte der Karankawas berichte, sollte allen klar sein warum ich nicht in jeder Zeile und in jedem Abschnitt und bei der Schilderung der Kämpfe die die Karankawas zu bewältigen hatten, auf deren zerimoniellen Kannibalismus zu sprechen komme. Dies hat nicht nur damit zu tun, weil es darüber schon genügend Artikel gibt, sondern weil die Texaner den zeremoniellen Kannibalismus dieses Stammes als Rechtfertigung dafür nutzten, die Karankawas auszurotten. Die Karankawa wehrten sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen ihre Vertilgung vom Erdboden, die von Stephen Austin geplant wurde. Dieser erste Indianerkrieg in Texas verdient es entsprechend gewürdigt zu werden. Zumindest im deutschsprachigen Raum wurde dies bisher unterlassen.

Zudem sind zwar viele gruselige Geschichten über die Karankawas in Umlauf, aber kein Artikel erklärt wie der zeremonielle Kannibalismus bei den Karankawas entstanden ist. Deswegen werde ich dies wohl wieder bewältigen müssen.

Der zeremonielle Kannibalismus der Karankawas wurde in früheren Zeiten nur gegen Stammesfeinde angewendet. Während ihres ersten Krieges gegen eine europäische Kolonialmacht - die Franzosen - wurden die Franzosen keine Opfer des des zeremoniellen Kannibalismus der Karankawas. Dies bezeugten die von den Karankawas gefangengenommenen Talon-Geschwister, nachdem sie wieder in Freiheit gelangt waren. Aber wie entstand der zeremonielle Kannibalismus nun? Zu späteren Zeiten, waren auch die Europäer vom zeremoniellen Kannibalismus der Karankawas betroffen.

Die Karankawas waren gerade in einen fürchterlichen und grausamen Krieg gegen die spanische Kolonialmacht verwickelt. Wollten doch schon die Spanier die Karankawas
auszurotten. Dem Chief Jose Maria, gelang es die vollkommen autonomen Karankawa-Gruppen unter seiner Führung zu vereinen. Wenn es den Karankawas möglich lockten sie die Spanier in den Sumpf, wo sie den Spaniern haushoch überlegen waren. Die Karankawas sollten diesen Krieg, der mit ihrer Vernichtung enden sollte, gewinnen. In diesen Auseinandersetzungen, begingen die Spanier grausame Folterungen an gefangengenommenen Karankawas.

Der spätere französische General Milfort, der 1790 mit 200 Creek-Kriegern gegen die Karankawas zog, meinte dazu:

"They (the Karankawas) do not eat men, but roast them only, in account of the cruelties first practiced against their ancestors by the Spaniards."

Die Spanier, fingen also damit an, Karankawas über dem Feuer zu rösten. Die Karankawas taten mit ihren spanischen Gefangenen das Gleiche. Später genügte es den Karankawas wohl nicht mehr, die Spanier nur zu rösten, sondern sie fingen an sie zu essen. So entstand also der zeremonielle Kannibalismus der Karankawas gegen die Spanier. Der Hass und die gegenseitigen Grausamkeiten die man sich zuführte trug wohl das Ihre dazu bei. Auf dieselbe Art und Weise entstand der zeremonielle Kannibalismus in den Stammeskonflikten.

Da Milfort selbst gegen die Karankawas kämpfte, ist er für mich absolut glaubwürdig. Er hatte keinen Grund die Karankawas zu begünstigen und in einem besseren Licht darzustellen.

Die Ausage von Milfort könnt ihr übrigens folgenden Werk entnehmen:

Herman Schöppl von Sonnwalden:
Kannibalismus bei den nordamerikanischen Indianern und Eskimo

Verlag für Amerikanistik

Die Karankawas waren Ureinwohner von Texas. Sie teilten sich mit den Atakapans und den zahlreichen Bands der Coahuiltecans das Land an der Golfküste von Texas. Die Karankawas untergliederteten sich in mehrere voneinander unabhängige Bands, von denen die namensgebenden Carancahuas und die Guapites nur 2 davon waren. Das Land der Karankawa grenzte an das Territorium der Akokisa - einer Band der Atakapa. Die Atakapan-Gruppen waren wie die Karankawas in zahlreiche autonome und voneinander unabhängigen Bands organisiert. Dasselbe trifft übrigens auch auf die Coahuiltecans zu. Während sich die Bidai (Atakapa), für ein Zusammenleben mit der Hasinai-Konföderation entschieden, und sich gemäß deren Kultur der Landwirtschaft widmeten, orientierten sich die Akokisa an der Lebensweise der Karankawas und nahmen kulturelle Elemente dieser Nation an. Da sowohl die Karankawa und Akokisa bei der Galveston Bay vorzufinden waren, vermischten sie sich auch.

Von einigen Wissenschaftlern wird immer noch der Standpunkt vertreten, dass die Karankawas nach Texas eingewanderten und sogar mit den Kariben verwandt sein sollen. Diesem Unsinn bereiteten gefundene archäologische Artefakte, die eindeutig den Karankawa zugewiesen werden konnten ein Ende. Denn sie sind deutlich älter, als das für die angebliche "Einwanderung" genannte Datum.

Vor dem Eintreffen der Spanier herrschte an der Golfküste von Texas ein anderes Klima vor. Dies begünstigte die Lebensbedingungen der Coahuiltecans. Denn auch in ihrem Territorium waren zu dieser Zeit Bisonherden vorzufinden. Zu Fuss begaben sich die Coahuiltecans auf die Jagd nach dem Bison. Noch zur Zeit der ersten spanischen Expeditionen wurde von riesigen Handelslagern berichtet, die die Stämme der Coahuiltecans, Karankawas und Tonkawas umfassten. Auch mit den Jumanos tätigten diese Stämme ihre Geschäfte. Von den existierenden Karankawa-Stämmen gingen zwar auch die Cocos auf die Bisonjagd, aber die anderen Unterstämme der Karankawas, blieben für gewöhnlich an der Galveston Bay und Matagorda Bay und ernährten sich u.a. von Fisch und Austern. Nur im Handel mit den Coahuiltecans und den Tonkawas konnten sie die für sie notwendigen Bisonprodukte eintauschen. Als sich im Land der Coahuiltecans klimatische Veränderungen einstellten, und keine Bisons mehr durch ihr Land zogen, verarmten sie leider, und schieden als Handelspartner aus.

1525 erlitt die Narvarez-Expidition vor der Golfküste von Texas Schiffbruch. Die "zivilisierten" Spanier, erhielten sich am Leben indem sie sich gegenseitig aufassen. Die Überlebenden wurden von den Karankawas gerettet und zuerst freundlich aufgenommen. Als die Karankawas jedoch davon erfuhren, dass diese "zivilisierten" Spanier ihre eigenen Kameraden aufgegessen hatten, reagierten sie darauf mit Abscheu. Denn jedweder Hungerkannibalismus war den Karankawas nicht nur fremd, sondern ein Tabu! Deshalb erhielten ihre vormals spanischen Gäste, den Status von Sklaven. Cabeza de Vaca sollte allerdings später seine Freiheit wiederzuerlangen, weil es ihm gelang mehrere Karankawas zu heilen. Ein weiterer Stamm auf den Cabeza de Vaca natürlich stieß waren natürlich die Akokisa, die er irrtümlicherweise als Han bezeichnete. Cabeza de Vaca konnte während seiner Zeit die er bei den Karankawas verbrachte keinen zeremoniellen Kannibalismus feststellen.

Aber dies sollte sich später ändern, als Indianer anderer Stämme und Kolonialmächte aus Europa beschlossen, die Karankawas aus ihrem Land zu vertreiben. Auf die Konflikte der Karankawas mit anderen Stämmen werde ich trotzdem in Zukunft nicht eingehen, weil die Schuld an der Ausrottung der Karankawas eindeutig den Spaniern und Texanern zuzuschreiben ist. Während ich mit diesem Beitrag wohl bewiesen habe, dass die Spanier nicht unbedingt zivilisierter waren als die Karankawas, werde ich in der nächsten Folge belegen, dass die Karankawas durchaus dazu in der Lage waren einen Krieg zu gewinnen und die französische Kolonialmacht aus ihrem ureigensten Land zu vertreiben.

Bevor ich über den Krieg der Karankawas gegen die französische Kolonialmacht berichte, muss ich noch einen gravierenden Fehler korrigieren: Cabeza de Vaca, hat mit den übrigen Überlebenden der Navarez-Expedition im Jahr 1528 an der Golfküste von Texas Schiffbruch erlitten. Nachdem sie begonnen sich gegenseitig aufzuessen, wurden die übrig gebliebenen "zivilisierten" Spanier von den Karankawas gerettet und verpflegt.

Der Krieg der Karankawas gegen die Franzosen

Als La Salle 1684 mit seinen französischen Kolonisten in See stach, wollte er eigentlich die Nebenflüsse des Mississippi erreichen, erkunden und kolonisieren. Aber La Salle verirrte sich total und landete an der Matagorda Bay im Land der Karankawas. Die ersten Kontakte zu den Karankawas gestalteten sich indes friedlich, und 1685 errichteten die Franzosen denn auch Fort Saint Louis. Danach verschlechterten sich die Beziehungen zwischen den Karankawas und den Franzosen aber in zunehmendem Maße. Die Karankawas, waren es gewohnt Strandgut für sich in Beschlag zu nehmen. Dies taten sie auch mit einem französischen Schiff, dass mit Verpflegung nach Fort Saint Louis unterwegs war. Die französische Suchmannschaft griff das betreffende Dorf der Karankawas an, und die Einwohner flohen allesamt. Die Franzosen, nahmen nicht nur dass von den Karankawas eingesammelte Strandgut wieder mit sich, sondern stohlen auch noch 2 Kanus. Nachdem die Karankawas wieder in ihr Dorf zurückgekehrt waren betrachteten sie dieses Ereignis, als Kriegserklärung an ihren Stamm. Fortan begegneten die Karankawas den Franzosen feindselig. Es kam zu Todesopfern auf beiden Seiten. Als die Auseinandersetzungen mit den Karankawas 1687 immer noch andauerten, beschloss La Salle aus Neu-Frankreich in Kanada militärische Verstärkung zu holen. La Salle sollte Neu-Frankreich aber nicht mehr erreichen, wurde er doch von Teilnehmern der Expedition ermordet, die daraufhin desertierten.

Der Tod von La Salle, drang bis zu den Ohren der Karankawas. Als zudem noch eine Epidemie unter den Karankawas ausbrach, machte der Stamm die Franzosen dafür verantwortlich. Mit dieser Anahme lagen die Karankawas wohl richtig. Aus diesem Grund beschlossen sie, die Franzosen nun endgültig aus ihrem Land zu vertreiben, waren doch von den ehemals über 200 Kolonisten nur 46 am Leben geblieben. Die Karankawas griffen nun Fort Saint Louis an, und töteten alle Kolonisten bis auf 6 Kinder, die von den Karankawas adoptiert wurden. Unter ihnen befanden sich die Talon-Geschwister. Das Land der Karankawas, war nun wieder frei von europäischen Eindringlingen bis die ersten spanischen Expeditionen ihren Weg ins Land der Karankawas finden sollten. Aber davon, werde ich in der nächsten Folge berichten. Nur eins soll noch verraten werden. Später gelang es zwar den Spaniern, dass die Karankawas die Talon-Geschwister wieder herausgaben, aber zumindest eines der Kinder konnte sich noch nicht mal an die französische Sprache erinnern. Derjenige (werde zu einem späteren Zeitpunkt auf ihn zurückkommen) war voll und ganz zu einem Karankawa geworden. Es wurden überhaupt alle Talon-Geschwister, wie gebürtige Karankawas behandelt. Als die Geschwister später (nach ihrer Rückgabe an die Spanier) verhört wurden, sagten diese Kinder auch zugunsten der Karankawas aus. Meinten sie doch, dass es niemals zu dem Krieg mit den Karankawas gekommen wäre, wenn man diesem Stamm nicht 2 Kanus gestohlen hätte. Noch was: Die Karankawas händigten den Spaniern die Talon-Geschwister auch nur aus, weil man sie mit Gewalt dazu gezwungen hat. Und die Karankawas sollen sogar bitterlich um die Talon-Geschwister geweint haben. Die Karankawas waren überhaupt als weinende Indianer bekannt.

Spätestens, mit dem Eintreffen der französischen Kolonisten an der texanischen Golfküste, sannen die Spanier danach, ebenfalls ihren Anpruch auf dieses Land geltend zu machen. Um die französischen Konkurrenten von der Golfküste zu verdrängen, und weil die Karankawa ei einen Großteil dieser Küste besiedelten, wollten die Spanier die Karankawas als Bündnispartner gewinnen. Für die Vertreibung der französischen Kolonialmacht benötigten die Karankawas aber keine spanischen Verbündeten. Als 1722 die Spanier die Mission Espirito Santo und das Presidio Nuestra Señora de Loretto errichteten, hielten sie aber an dieser Politik fest, zumal sowohl die Mission, als auch das Presidio in der Nähe von Matagorda Bay lagen, mitten im Land der Karankawas. Wenn die Karankawas sich den Spaniern gegenüber von Beginn feindselig verhalten hätten, dann hätte man den Bau der Mission und des Presidios erst gar nicht fertigstellen können. Aber die Situation eskalierte noch im selben Jahr. Als der Kommandant vom Presidio Nuestra Señora de Loretto (Kapitän Domingo Ramon) wegen einer Nichtigkeit einige Karankawas inhaftierten wollte, wurde von einem Karankawa-Krieger mit einer Schere erstochen. Kurz darauf sollte sterben. Als sein Sohn zum Nachfolger ernannt wurde, erwies dieser als noch unfähiger - im Umgang mit den Karankawas. Als endlich ein umsichtigerer Kommandant dem Presidio vorstand, war es bereits zu spät.

Die Karankawas ließen sich nicht mehr bei der Mission Espirito Santo blicken und gebährdeten sich zunehmend feindseliger gegenüber den Spaniern. Die Rinder vor der Mission und in der Nähe des Presidios waren für die Karankawas Freiwild, dass ihre Krieger nach Belieben töteten. Zumal die Rinder in zunehmendem Maße den Bisonbestandban der Küste nicht nur gefährdeten. Gab es doch wegen dieser Rinder bald gar keine Bisons mehr an der texanischen Golfküste. Aber den Karankawas (die sich vorher von den Bisons ernährten) waren die Rinder der Spanier als Nahrungsquelle und als angemessene Entschädigung gerade mal recht. Als in den darauffolgenden Kämpfen auch immer mehr Spanier getötet, entschloss man sich dazu das Presidio und die Mission zu verlegen. Als neuer Standort wurde das heutige Victoria in Texas auserkoren. Die Spanier konnten bei dieser Lokalität auch den Kontakt zu einem Stamm herstellen, der schon eher dazu bereit war, sich bei einer Mission niederzulassen - den Aranama. Aber wenn die Spanier sich eingebildet hatten, dass die Karankawas sie nun (aufgrund des Umzugs) in Ruhe lassen würden, hatten sie sich gewaltig geirrt. Die Karankawas führten ihren Krieg gegen die Spanier fort. Gegenüber den Überfällen der Karankawas auf das Presidio und die Mission, war die spanische zunehmend hilflos. Denn wenn die Karankawas, sich nach einem Überfall, auf eine ihrer Inseln zurückzogen, sahen sich die verfolgenden spanischen Soldaten außerstande gegen die in ihren Einbaumkanus entkommenden Karankawas noch irgendetwas ausrichten zu können. Denn die Spanier verfügten über kein existierendes Kanu, und waren auch nicht dazu imstande welche zu bauen. Bis sich ein paar wohlmeinende Eingeborene fanden, die den Spaniern ein paar Kanus bauten sollte es noch Jahre dauern und der Krieg gegen die Karankawas, hatte gerade erst begonnen.

Als Quelle für diesen Beitrag diente:

Old Spanish Missions

Nach dem Bau der Mission Espiritu Santon und dem Presidio Nuestra Señora de Loretto (1722) begann 1723 der Krieg der Karankawas gegen die Spanier. Dieses Presidio sollte unter dem Namen La Bahia in die Geschichte eingehen. Der erste Kampf zwischen den Karankawas und den Spaniern bei dem Presidio La Bahia endete allerdings damit, dass sowohl der Kommandant Captain Domingo Ramon und 2 Karankawas getötet wurden. Die Karankawas kämpften nun bis 1751 gegen die spanische Kolonialmacht. Im März dieses Jahres erschien vor dem Presidio La Bahia eine Gruppe von 54 Karankawas, um mit den Spaniern Frieden zu schließen. 1754 wurde für die Karankawas dieneue Mission Nuestra Senora del Rosario gegründet. Nur 21 Karankawas ließen sich bei dieser Mission nieder. 1768 waren es schon 200 Karankawas, die sich dem Schutz der Mission anvertrauten. Während der Inspektion von Fray Gaspar Jose de Solis von 1767-1768 bezeichnete dieser Missionar allerdings alle Karankawas als "Barbaren". Der er keinen Unterschied zwischen den bei der Mission wohnenden Karankawas und den weiterhin in ihren Sümpfen lebenden Karankawas machte, ist davon auszugehen, dass selbst die Karankawas von der Mission Rosario mehrheitlich kein Interesse daran hatten, Christen zu werden. Vielmehr mag sie der militärische Schutz den ein Presidio vor den Angriffen feindlicher Stämme wie der Lipan-Aoache und Comanche bot, dazu bewogen haben, sich bei der Mission Rosario niederzulassen. Diese Erwartung erfüllte sich für die Karankawas nicht immer. Aus diesem Grund werden wohl auch viele Karankawas von der Mission Rosario geflohen sein, wie dies Fray Gaspar Jose de Solis während seiner Inspektionsreise feststellte. Wenn ihm auch die Ursache verborgen blieb, die die Karankawas zur Flucht bewog.

Quelle: Robert Ricklis: The Karankawa Indians of Texas, University of Texas Press, Austin - 1986 (Seite 143 - 144)

Während dieser Jahre des Friedens mit den Spaniern wuchs bei den Karankawas Jose Maria heran, der später noch als Chief auf sich aufmerksam machen sollte. Er lernte während der Zeit in der er in der Mission lebte, die spanische Sprache sowohl zu sprechen, als auch zu schreiben. Aber auch der Karankawa-Chief Joseph Maria wechselte seinen Wohnsitz beständig. Mal lebte er in der Mission Rosario, und zu anderer Zeit in den Sümpfen, was die Missionare natürlich verärgerte. In den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts sollte Chief Jose Maria die Karankawas in einem weiteren Krieg gegen die Spanier anführen. Davon werde ich in der nächsten Folge berichten.
Tosque
 
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von Anzeige » Do 9. Nov 2023, 22:06

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Re: Geschichte der Karankawa

Beitragvon Tosque » Do 9. Nov 2023, 22:39

An dieser Stelle möchte ich noch auf ein paar interessante Fakten zur Geschichte der Karankawas und Tonkawas eingehen. 1780 zogen viele Mayeyes (die eigentlich zu den Tonkawas gehörten) zu den Cocos (einem Stamm der Karankawas) und vermischten sich mit ihnen. Die Karankawas waren über die Migration der Mayeyes zu ihrem Stamm erfreut, konnten sie doch nun Verluste die sie durch Krankheiten und Krieg erlitten hatten ausgleichen. Die Cocos und Mayeyes kämpften nicht nur gemeinsam gegen die Feinde der Karankawas (Franzosen und Spanier), sondern sie lebten zusammen und die Mayeyes wurden vollständig von den Karankawas assimiliert.

Albert S. Gatschet lernte noch Tonkawas kennen, die Anfang des 19. Jahrhunderts bei den Karankawas lebten. Albert S. Gatschet hielt sich in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts bei den Tonkawas auf um Stammesmitglieder dieser Ethnie über ihre Kenntnisse der Karankawa-Sprache zu befragen. Bei dieser Gelegenheit lernte er den Tonkawa Old Simon kennen der noch über einen gewissen Wortschatz der Karankawa-Sprache verfügte. Old Simon sprach mit ihm auch über Die Zeit, als er mit den Karankawas zusammenlebte. Dies war natürlich anfangs des 19. Jahrhunderts. Wie viele Tonkawas den Genozid den Karankawas noch überlebt haben und zu ihrem Stamm zurückgekehrt sind ist mir unbekannt aber Gatschet lernte noch andere Tonkawa kennen, mit denen er sich ebenfalls über die Sprache der Karankawas unterhielt. Leider verfügten sie nicht über den selben Wortschatz wie Old Simon. Aber mit ihrer Hilfe konnte er sein Buch fertigstellen.

Gatschet lernte übrigens noch einen der wenigen überlebenden Cotaname kennen, mit dem er sich ebenfalls über die Karankawas unterhielt. Er meinte zu Gatschet, dass einige von ihnen noch am Leben wären, aber er wüsste leider nicht wo sie lebten und wohnten.

Als Quellen für diesen Artikel dienten mir folgende Bücher:

Robert A. Ricklis: The Karankawa Indians, Univerity of Texas Press 1998

Auf der Seite 134 könnt ihr nachlesen, wie die Karankawas durch die Migration der Mayeyes in ihr Land eine willkommene Verstärkung erhielten.

Albert S. Gatschet: The Karankawa Indians

In diesem Buch werdet ihr die Geschichte von dem Tonkawa Old Simon wiederfinden, der Albert S. Gatchet von seinem Zusammenleben mit den Karankawas berichtete.

Als 3. Quelle diente natürlich dass von elk empfohlene Buch

McGowen: The Texas Tonkawas

Schon im ersten Kapitel (indem die Entstehung der Tonkawas geschildert wird) begegnet man den vielen Stämmen die in den Stamm der Tonkawas assimiliert wurden. Natürlich werden auch die Mayeyes, die zu den eigentlichen Tonkawas gehörten, in diesem Kapitel ausführlich behandelt.

Wer sich für die Geschichte der Karankawas und Tonkawas interessiert, dem seien noch folgende Bücher empfohlen:

Kelly F. Himmel: The Conquest of the Karankawas and the Tonkawas from 1820 to 1859

und

F. Todd Smith: From Dominance to Disapperence

Während Kelly F. Himmel mit seinem Buch über die Geschichte der Karankawas und Tonkawas eine sehr große Wissendlücke schließt, was diese beiden Stämme betrifft, beschäftigt sich Todd Smith in seinem Buch mit allen Ethien in Texas.

Beide Bücher sind sehr empfehlenswert.

Die Mayeyes lebten ursprünglich mit den Ervipiames, den Tonkawas, den Cocos, den Sana und vielen anderen Stämmen in der Rancheria Grande zusammen. Insgesamt lebten in dieser Rancheria Grande 22 Stämme zusammen, von denen später die meisten wenn nicht alle in den Tonkawa aufgingen. Aus diesem Grund betrachten die Tonkawa die Rancheria Grande am Brazos River in Texas als ihren Ursprungsort, indem sie entstanden sind. Noch heute befindet sich dort ein für die Tonkawas heiliger Ort, der Sugarloaf Mountain, an den sie regelmäßig wiederkehren. Die Tonkawas nennen diesen ihren Ursprungsort auch La Tortuga. Die Mayeyes, die weiter landeinwärts lebten, wurden um 1780 in den Stamm der Tonkawas aufgenommen und assimiliert. Die andere Hälfte der Mayeyes wanderte zur texanischen Golfküste, und schloss sich wie erzählt den Karankawas an, von denen sie assimiliert wurden. Die Tonkawa nannten diese Mayeyes künftig Yakwals und sollten von einem Teil ihres Stammes reden, der vor langer Zeit von ihnen getrennt wurde. Die Yakwal wurden zu einer Stammeslegende. Währenddessen kämpften die Mayeyes (Yakwal) an der Seite der Karankawas gegen die Spanier. Aber die Tonkawas sollten die Mayeyes (Yakwal) wiederfinden und sich mit ihnen vereinigen. Zu den Mayeyes, die nun wieder unter den Tonkawas lebten, befanden sich wohl auch Old Simon und Sallie Washington, die einst mit einem Karankawa verheiratet war, die später Gatschet als Informanten dienen sollten. Sie hatten den Genozid an den Karankawas überlebt.

Zum Abschluss sollte ich euch allen vielleicht noch ein Video über die Geschichte der Mayeyes präsentieren:

The Mayeyes - From their earlist Times to today !

https://m.youtube.com/watch?v=oQr9M2v199Y
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