Sappa Creek, 23. April 1875




Einwanderungsgeschichte in den USA, Kanada, Mittel- und Südamerika und allgemeine indianische Geschichte
USA, Canada, Central, and South America: Immigration history and general history of Native Americans

Moderatoren: Elk Woman, Bärbel

Sappa Creek, 23. April 1875

Beitragvon Hetane » Sa 23. Apr 2011, 08:26

Zu Beginn der 1870er Jahre machte sich die inzwischen organisierte Häutejagd auf die Büffel
zunehmend in den südlichen Plains bemerkbar. Insbesondere die Kiowa und Comanchen waren über das Eindringen der Weißen in ihre vertraglich zugesicherten Jagdgebiete südlich des Arkansas verbittert. Zusätzlich sorgten weiße Pferdediebe und die schlechte Versorgung bei den neuen Agenturen für weitere Aufregung bei den südlichen Stämmen der Kiowa, Comanchen, Arapahoe und Cheyenne. In 1874 kam es somit zu einem Krieg zur Rettung der Büffel – dem so genannten Red – River Krieg. Insbesondere ist aus dieser Zeit das Gefecht von Adobe Walls bekannt, weiterhin gab es in jenem Jahr jedoch zahlreiche Gefechte und Konflikte. Im September setzte die US Armee fünf Kolonnen in einer Zangenbewegung in Marsch. So griff z.B. General Mackenzie(Bad Hand) Ende September das Kiowalager von Lone Wolf am Palo Duro Canyon an, zerstörte das Lager, die Wintervorräte und ließ etwa 1400 Pferde erschießen. Den ständigen Attacken der Soldaten ausgesetzt, blieb den einzelnen Stämmen keine andere Wahl, sich nach und nach bei ihren Agenturen zu ergeben. Im März in 1875 streckte auch der Großteil der Southern Cheyenne die Waffen, der Krieg war vorbei.
Die Militärbehörden hatten beschlossen, die wichtigsten Anführer dieses Krieges zu bestrafen, von den insgesamt 72 ausgewählten Chiefs und Kriegern aller beteiligten Stämme waren 33 Cheyenne, alle zusammen sollten als Kriegsgefangene nach Florida deportiert werden. Am 06. April wurde damit begonnen, den Verurteilten Fußfesseln anzulegen. In der Nähe befand sich das Lager von White Horse. Als die Frauen Kriegsgesänge anstimmten, machte einer der verurteilten Krieger, Black Horse, einen Fluchtversuch und rannte in Richtung des Lagers. Die Wachen eröffneten sofort ein Gewehrfeuer, mehrere Geschosse flogen in das Lager und verwundeten mehrere Cheyenne. Das Lager geriet in Panik, jeder der konnte, flüchtete in die nahe gelegenen Sandhügel hinter der anderen Flussseite. Dort konnten sich die Cheyenne bis zur Dunkelheit gegen die angreifenden Soldaten verteidigen. In der Nacht flohen etwa 250 Männer, Frauen und Kinder in nördlicher Richtung…
Zu dieser Zeit lagerte die Band von Little Bull am Canadian, nur etwa 25 Meilen entfernt.
Die Band hatte den Winter außerhalb der Reservation verbracht und war auf dem Weg nach Darlington (Reservationsagentur der Cheyenne/Arapahoe) Am nächsten Morgen trafen einige Flüchtlinge aus White Horse´s Lager bei Little Bull ein. Diese erzählten, dass die Soldaten in der Agentur die Cheyenne töten. Daraufhin entschloss sich Little Bull, mit etwa zwanzig Zelten nach Norden zu ziehen, um sich den Northern Cheyenne anzuschließen. Die Armee hatte bald Kenntnis von dieser Gruppe, welche zu Gray Beard`s Leuten gehörte. Von Fort Wallace wurde die H – Kompanie der Sechsten Kavallerie ausgesandt, um die Band abzufangen.
Um die Soldaten zu verwirren, teilte sich die Gruppe nochmals auf, Little Bull hatte sein Lager mit zwölf Zelten (etwa 70 Personen) inzwischen am Nordarm des Sappa Creek errichtet, ein schwer zu findender, aber schlecht zu verteidigender Lagerort. Die verfolgende Kavallerie von Lieutenant Henely stieß in der Nähe auf eine Gruppe Büffeljäger, welche sich bereit erklärten, gegen einen Beuteanteil die Truppe zum Lagerplatz zu führen. Am frühen Morgen des 23. April griffen die Soldaten und Büffeljäger das Lager ohne jede Vorwarnung an und nahmen die Cheyenne unter Kreuzfeuer. Einigen gelang es jedoch, über das Steilufer hinter dem Fluss zu entkommen, dort befanden sich die Pferde. Die weitreichenden Gewehre der Büffeljäger hatten jedoch schon viele Frauen und Kinder getötet. Little Bull und Dirty Water versuchten, mit den Soldaten zu verhandeln. Als ein Sergeant auf die beiden zuging, wurde dieser jedoch von White Bear erschossen. White Bear hatte in der Nähe des Flussbettes versteckt gelegen und in Unkenntnis der Sachlage ( ist ungeklärt ) auf den Sergeant gefeuert.
Unmittelbar danach wurde Little Bull und Dirty Water von Soldaten erschossen. Nach weiteren Salven auf das Lager begannen die Soldaten, den flüchtenden Cheyenne nachzusetzen.
White Bear stand nun auf und feuerte den Soldaten nach, erst jetzt wurden die Soldaten auf ihn aufmerksam und erschossen ihn (White Bear hatte wahrscheinlich seinen Fehler bemerkt und suchte den Tod) Das Lager wurde vollständig zerstört. Es ist bekannt geworden, dass sich Frauen den Angreifern entgegen geworfen haben, um anderen die Flucht zu ermöglichen, sie wurden erschlagen. Selbst Kleinkinder wurden erschlagen und in die brennenden Tipis geworfen. Es gab ähnliche „Übergriffe“ wie am Sand Creek. Der offizielle Bericht der Armee verzeichnete neunzehn getötete Männer und acht getötete Frauen und Kinder, anderen Quellen zufolge werden diese Angaben genau umgedreht angegeben. Mit hoher Wahrscheinlichkeit waren hier mehr Opfer zu beklagen und mit Sicherheit überwogen hierbei die Frauen und Kinder…

Grüße

Hetane
Hetane
 

von Anzeige » Sa 23. Apr 2011, 08:26

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Re: Sappa Creek, 23. April 1875

Beitragvon Rob » Sa 23. Apr 2011, 21:41

Hallo Hetane,

danke für deinen interessanten Bericht über diesen eher weniger bekannten Vorfall, der die Cheyenne betraf. Auch dieser Vorfall, wie bei Sand Creek und Washita, war unbegründet und brutal leider.
Und leider sollten die Schwierigkeiten für die Cheyenne noch nicht zu ende sein. Einige südliche Cheyenne gelangten 1875 zu ihren Verwandten, den nördlichen Cheyenne, wie von Hetane erwähnt und schlossen sich diesen und den Sioux und Arapaho an. Nach Little Big Horn, im Laufe des Jahres 1877 ergaben sich auch die Gruppen im Norden u. die Cheyenne wurden fast allesamt nach Oklahoma geschickt (einige lebten mit den Sioux in Pine Ridge). Im September 1878 machte sich eine Gruppe von rund 300 Cheyenne unter Little Wolf und Dull Knife (sein Cheyenne Name war Morningstar)Richtung Norden in die alte Heimat auf, um den schlechten Bedingungen und dem dahinsterben ihres Volkes zu entgehen.
Sie sollten nocheinmal viel Leid erfahren müssen, bis sie endlich eine andauernde Bleibe von der US Regierung in Montana, in einem Teil ihres alten Heimatlandes erhalten würden, - die Northern Cheyenne Reservation. Dort leben die Nachkommen dieser Gruppe noch immer.

Ich bin sicher wir erfahren von Hetane noch mehr dazu im Laufe der Zeit.

Danke und viele Grüße

Rob
Rob
 
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Re: Sappa Creek, 23. April 1875

Beitragvon Hetane » Sa 30. Apr 2011, 19:47

Hallo Rob,

obwohl dieses Ereignis das letzte, bedeutende Gefecht zwischen der Armee und den Cheyenne während des Red - River Krieges darstellte, ist es weniger bekannt. Es gibt dazu auch zwei englisch-sprachige Bücher, welche dieses historische Ereignis beleuchten, hierzu zwei Links:

http://www.amazon.de/Massacre-Cheyenne- ... 303&sr=1-1

http://www.amazon.de/Cheyennes-Dark-Wat ... 303&sr=1-2

Für die Cheyenne war Sappa Creek einer, von zahlreichen schweren Schicksalsschlägen im 19. Jahrhundert, werde mich bemühen, nach und nach darüber zu berichten.

Zunächst aber noch ein paar Anmerkungen zum Kampf am Sappa Creek.Zwei Tage nach der Attacke auf das Camp trafen Siedler aus der Region am Sappa Creek ein.
Sie fanden das völlig zerstörte und ausgebrannte Lager. Diese Siedler berichteten von mehr als vierzig Toten, zumeist Frauen und Kinder. Weitere Siedler setzten die Zahl der getöteten Cheyenne noch höher an. Die Angaben dieser zwei Siedlergruppen sind jedoch nicht historisch verbürgt, bilden aber ein Indiz dafür, dass die offiziellen Angaben der Armee ebenfalls unrichtig sind. Die Toten hatte man an Ort und Stelle liegengelassen, wohl hatte man sich jedoch noch die Zeit genommen, das Lager und die Toten zu plündern.
Lieutenant Henely hatte für sich die Kriegshaube von White Bear sowie den Silbergürtel einer jungen Cheyennefrau, welche tot im Flussbett lag, als Kriegsbeute beansprucht. Einige Zeit später traf Henely in Fort Lyon ein, er war mittlerer weile nach Arizona abkommandiert und machte in Fort Lyon Station. Dort zeigte er seine Beutestücke einer gebürtigen Cheyennefrau, welche in der Nähe mit einem Rancher verheiratet war. ( siehe Link unten )
Mrs. Prowers erkannte sowohl die Kriegshaube von White Bear, welche zwei Büffelhörner trug, als auch den Silbergürtel der Cheyennefrau Yellow Body Woman. In ihrer Bestürzung führte die Cheyennefrau eine traditionelle Trauerzeremonie durch.
Anschließend prophezeite sie Lieutenant Henely einen unnatürlichen Tod voraus. Henely wurde nach Arizona abkommandiert und ertrank dort im Juli des Jahres 1878, die Beutestücke vom Sappa Creek hatten ihm kein Glück gebracht.

Hier noch ein Link zur Idendität von Amache ( Ochinee ) Prowers, sie war die Tochter von Cheyenne Sub - Chief Lone Bear, auch One Eye

http://www.sangres.com/history/boggsvillewomen.htm

Grüße Hetane
Hetane
 



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