Geschichte der Stockbridge-Mohicans




Einwanderungsgeschichte in den USA, Kanada, Mittel- und Südamerika und allgemeine indianische Geschichte
USA, Canada, Central, and South America: Immigration history and general history of Native Americans

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Geschichte der Stockbridge-Mohicans

Beitragvon Tosque » Do 1. Feb 2024, 20:36

Die Mohicans waren einst ein mächtiges und zahlreiches Volk. Ihr Stamm zählte mindestens 10.000 Menschen. Ältere Quellen nennen noch eine weit höhere Anzahl. Dies ist wohl dem Umstand zu verdanken, dass die Mohicans, Pequot und Mohegans ursprünglich zum selben Volk gehörten und sich vor der Kontaktaufnahme zu den Europäern im heutigen Hudson River Valley niederließen, nachdem sie sich von den Lenape getrennt hatten. Ungefähr um 1500 separierten sich die Pequots von den Mohicans und zogen ostwärts, in das heutige Connecticut. Da die später erfolgte Abspaltung der Mohegans nicht mehr zur Geschichte der Stockbridge-Mohicans gehört, werde ich darauf nicht näher eingehen.

Weil das Land der Mohicans unmittelbar an das Territorium der Irokesenliga grenzte, waren ihre Dörfer mit Palisaden umgeben. Ihr ärgster Feind, waren die Mohawks. Bis 1629 befanden sich die Mohicans (von einigen Waffenstillständen abgesehen) im Kriegszustand.

Die erwähnten Waffenstillstände, und den ausgehandelten Frieden von 1629, zwischen den Mohicans und Mohawks, brachte die niederländische Kolonialmacht zustande. Dies erfolgte sicherlich nicht aus humanen Gründen, sondern entsprang reinem Geschäftsinteresse. Denn auch wenn der Handel der Niederländer mit den Mohicans ertragreich war, wollte diese Kolonialmacht ihren Profit durch den zusätzlichen Handel mit den Mohawks steigern. Die Mohicans begegneten den Niederländern übrigens erstmalig im Jahr 1609, als sich Henry Hudson zum Handel in den Dörfern der Mohicans am Hudson River aufhielt. Obwohl die Mohicans künftig den Handel mit den niederländischen Kolonisten dominieren sollten, brachte ihnen der Kontakt zu dieser Kolonialmacht, viele Nachteile. Hierunter ist nicht nur der groß angelegte Verkauf von Alkohol an die Mohicans zu verstehen. Sollten doch von den Niederländern eingeschleppte Epidemien die Anzahl der Mohicans erheblich reduzieren. Dies schwächte natürlich auch ihre Kampfkraft gegenüber den Irokesen (von den Kriegsverlusten mal ganz abgesehen). Dabei hatten die Niederländer den Mohicans viel zu verdanken. Wegen ihren Handelsbeziehungen zu den Niederländern, hielten sich die Mohicans aus deren Kriege gegen die Wappinger und Lenape heraus.

Nach 1629, sollte der Handel mit den Mohicans und Mohawks für viele Jahre florieren. Dies war den Niederländern aber noch immer nicht genug. Auf Betreiben der niederländischen Kolonisten, nahmen die Mohicans 1664 Kontakt zu den Pocumtoc und Sokoki auf, um diese Stämme zum Handel mit den Niederländern zu bewegen. Da es sich bei den Pocumtoc und Sokoki um Alliierte der Franzosen handelte, waren die Mohawks über diese Entwicklung nicht sehr erfreut. Ihre Reaktion bestand darin, die Dörfer der Mohicans erneut anzugreifen. Es gelang den Mohawks zwar letztendlich die Mohicans zu besiegen, aber den Engländern sollte es erst 1670 gelingen, einen Frieden zwischen diesen Stämmen zu vermitteln. Nun waren die Mohicans aber endgültig zu tributpflichtigen Untertanen der Irokesenliga geworden. Dies war auch das stetige Kriegsziel der Mohawks gewesen, da sie als tributpflichtige Untertanen der Mohicans, dieses Herrrschaftsverhältnis ins genaue Gegenteil verkehren wollten.

Aber selbst als tributpflichtige Untertanen, wurden die militärischen Fähigkeiten der Mohicans von den Mohawks respektiert. Und in den künftigen Kolonialkriegen, sollten sie desöfteren Seite an Seite mit den Engländern gegen die Franzosen kämpfen. Ab 1701, war es selbst bei Irokesen zu einem Umdenkungsprozess gekommen. Nachdem die Irokesenliga 1701 mit den Franzosen und deren indigenen Verbündeten Frieden geschlossen hatte, beschlossen die Irokesen sich künftig aus den Kolonialkriegen herauszuhalten. Da die Engländer an der fortwährenden Neutralität der Irokesenliga kein Interesse hatte, wollte Schuyler 1710 die Irokesen mit einer Reise nach Europa von der Macht der englischen Kolonialmacht überzeugen. Schuyler gelang es noch im selben Jahr, 3 Mohawk-Chiefs und den Mohican-Chief Etowaukaum (auch unter dem Namen Nicholas bekannt) dazu zu überreden, mit ihm nach London zu kommen. Zu den Mohawk-Chiefs, gehörte Captain Hendrick, der übrigens ein halber Mohican war. In London begegnete diese Delegation auch verarmten pfälzischen Migranten. Die Reaktion Captain Hendricks bestand darin, dass er ihnen Land zur Verfügung stellte.

Der Mohican-Chief Etowaukum wurde allerdings sehr lange fälschlicherweise als Mohawk bezeichnet. Nur deswegen konnte ein Bild mit dem Titel "Vier Mohawk-Könige" entstehen.
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Re: Geschichte der Stockbridge-Mohicans

Beitragvon Tosque » Fr 9. Feb 2024, 05:03

Schon bei seinem Besuch in London, um 1710 ersuchte Chief Etowaukaum beim britischen König, um Missionare für die Mahicans. Zunächst wurden aber die Mahicans von den Missionaren vernachlässigt. Erst 1734 begab sich der puritanischen Prediger John Sergant zu den Mahicans, um sie zum christlichen Glauben zu bekehren. Bei den Mahicans konferierte John Sergant zunächst mir den Chiefs Konkapot und Umpanechee. Diese Chiefs beriefen zusammen mit King Ben (der damals über alle noch lebende Mahicans regierte) alle Mahicans zu einer Ratsversammlung ein, in der darüber entschieden werden sollte, ob unter ihrem Volk eine Mission errichtet werden sollte. Denn Konkapot und Umpachenee, konnten eine solche schwerwiegende Entscheidung, nicht allein befinden, denn sie waren nur Chiefs von jeweils 1 Dorf. In dieser Ratsversammlung, bewilligten die anwesenden Mahican-Chiefs 1738 eine christliche Mission unter ihrem Stamm. Diese Mission, sollte man künftig "Stockbridge" nennen. Noch gab es zu diesem Zeitpunkt mehrere Dörfer der Mahicans. Aber mit der Zunahme der meist englisch-sprachigen Siedler, den darauf folgenden Landverkäufen und der Abwanderung von Mahicans nach Ohio und Kanada, konzentrierten sich alle noch in Massasuchets verbliebenen Mahicans zusehends in der Missionssiedlung Stockbridge. Die Mahicans, die nach Ohio und Kanada migrierten, wurden von den Lenape und den Abenaki assimiliert. Somit waren die Stockbridge-Mahican die einzig verbliebene Stammeseinheit.

Als der French & Indian War 1755 ausbrach und auch die Stockbridge-Mahican nicht verschonte darin verwickelt zu werden, mussten sie ihre Loyalität unter Beweis stellen. Denn bei einem Kriegszug der Abenaki, sollten mehrere Siedler und Stockbridge-Mahican getötet werden. Da aber bei den Abenaki, wohl ein paar abgewandert Mahicans aus dem Dorf Shacticoke mit dabei waren, verdächtigten die Siedler ihrerseits die Stockbridge-Mahican sich unter den Angreifern befunden zu haben. Die Stockbridge-Mahican ließen sich dies nicht 2mal sagen. Sie sollten ihre Loyalität gegenüber den Engländern während des ganzen French & Indian War unter Beweis stellen, und somit jeden Verdacht der Siedler im Keim ersticken.

Aber auch die Stockbridge-Mahican blieben von den Siedlern nicht verschont. Die Zukunft sollte es mit sich bringen, dass die Stockbridge-Mahican, in ihrem Dorf, mit den englischsprachigen Siedlern nach dem French & Indian War zusammenleben mussten. Es sollte aber ein einzigartiges Experiment beginnen. Waren doch die Stockbridge-Mahican im Stadtrat der künftigen Stadt Stockbridge vertreten. Natürlich sollte es auch zu Konflikten mit den Siedlern kommen, aber dem Missionar John Sergeant ist zugute zu halten, dass er bei solchen Streitigkeiten die Seite der Stockbridge-Mahican stets ergriffen hat. Die Siedler, hatten es sich natürlich vorgenommen, die Stockbridge-Mahican aus dem Stadtrat zu verdrängen. Das Land der Stockbridge-Mahican, wollten sich die Siedler natürlich auch noch aneignen. Über diese unannehmbaren Zustände, beklagte sich auch Chief Konkapot bei den Regierungsbehörden von Massasuchets. In dieser brenzligen Lage befanden sich die Stockbridge-Mohicans in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts.
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