Eines der in der Geschichte Nordamerikss, sehr vernachlässigtes Volk, sind die Ute. Eigentlich ist über sie nur bekannt, dass es 1878 in der Ute-Reservation in Colorado einen Aufstand gab, bei dem die Agentur überfallen wurde. Natürlich wird man noch darüber in Kenntnis gesetzt, dass diese Auseinandersetzung in die Schlacht am Milk Creek mündete, in der die Chiefs Colorow und Nicaagat, die Streitmacht der Utes gegen das US-Militär ins Feld führten. Als Ursache der Unstimmigkeiten, wird meistens nur der Streit um eine Pferderennbahn angegeben, die von dem Indianeragenten Meeker umgepflügt wurde. Dabei waren die Gründe, die zu dem Ute-Krieg von 1878 führten bei weitem komplexer. Die Auseinandersetzung über die Pferderennbahn brachten bei den Utes lediglich das Fass zum Überlaufen. Da in Colorado - im Gebiet der Ute - mal wieder Gold entdeckt wurde, stand für die dort ansässige weiße Bevölkerung mitsamt dem Gouverneur von Colorado ziemlich bald fest, dass die Utes aus ihrem eigenen Land verschwinden müssten, damit die US-Amerikaner von den vorhandenen Bodenschätzen den größtmöglichen Profit davontragen könnten. Da die Utes keinen Vorwand für eine Zwangsumsiedlung lieferten, musste man nach der vorherrschenden Meinung einen Anlass hierfür in die Welt setzen. Bald waren die Zeitungen voll von reißerischen Artikeln über Überfälle der Utes und niedergebrannte Farmen.
Die Situation für die Utes wurde immer brenzliger. Wurde doch nun die Forderung nach ihrer Zwangsumsiedlung immer lauter erhoben. Dies veranlasste den bei seinem Stamm - den Ute - beliebten Chief Nicaagat den Gerüchten nachzugehen. Er fand die angeblich niedergebrannten Farmen, und stellte daraufhin fest, dass kein Ute sie jemals überfallen hatte. Anschließend begab er sich mit einer Ute-Delegation zum Gouverneur Pitkin von Colorado. Bei dieser Gelegenheit konfrontierte Chief Nicaagat den Gouverneur mit den Resultaten seiner Reise. Letztendlich erreichte Chief Nicaagat dadurch eine Atempause für die Utes, bis es eben zu den oben geschilderten Ereignissen gekommen ist. Der unfähige Indianeragent Meeker, wollte aus den Utes unbedingt sesshafte Ackerbauern machen. Dabei war den Utes die Mutter Erde so heilig, dass sie ihr ursprüngliches Erscheinungsbild nicht verändern wollten. Deswegen war Meeker bei den Utes sehr unbeliebt. Obwohl sein Vorhaben anfangs nicht ganz auf unfruchtbaren Boden fiel. Er freundet sich mit dem Ute-Chief Canalla (Johnson) an, der laut anderen Quellen auch ein Medizinmann war. Diesen Chief brachte er dazu Getreide anzubauen. Als Meeker jedoch feststellte, dass Johnson das Getreide an seine Rennpferde verfütterte, beschloss der Indianeragent dessen Pferderennbahn umzupflügen. Als die damit beauftragten Agenturangestellten ihr Werk in die Tat umsetzen wollten, begann der Sohn von Canalla (Johnson) auf sie zu schießen und der Ute-Krieg von 1878 hatte begonnen. Als wenig später die Agenturgebäude unter der Führung von Chief Douglas und Chief Canalla (Johnson) überfallen wurden, rief Meeker das Militär zur Hilfe. Der daraufhin eintreffenden US-Kavallerie stellten sich die Chiefs Colorow und Nicaagat mit ihren Ute-Kriegern entgegen. Manche Historiker vertreten den Standpunkt, dass sich die US-Kavallerie in der Schlacht am Milk Creek eine Niederlage wie am Little Big Horn eingehandelt hätten, wenn nicht der Ute-Chief Ouray und sein weißer Freund Charles Adams (ehemaliger Ute-Agent) alles dafür getan hätten, damit es zu Verhandlungen zwischen den Utes und den US-Amerikanern kommt. Chief Ouray sollte es nicht mehr erleben, aber letztendlich wurden die Utes dennoch von Colorado nach Utah, in die heutige Uintah & Ouray Reservation, zwangsumgesiedelt.
Außer diesem Konflikt mit den US-Amerikanern ist eigentlich nur noch die Kooperation der Utes mit dem US-Militär bekannt, wenn es darum ging, gegen Ethnien zu kämpfen die den Utes feindselig gesonnen waren. Nun wären die Navahos zwar ohne die militärische Hilfe der Utes niemals besiegt worden, aber dies ist noch längst nicht alles, was es über die Utes zu berichten gibt.
Lebten doch in Utah, schon immer Utes. Nur ist über deren Geschichte so gut wie nichts bekannt. Einer der bekanntesten Ute-Stämme in Utah waren die Timpanogos. Dieser Stamm spielte schon bei Karl May als sogenannte "Timbabatschen" eine wesentliche Rolle. Nur begriffen er nicht, dass es sich bei den Timpanogos um einen Unterstamm der Ute handelte Gab er sie doch als eigenständige Ethnie an.
Als sich die Mormonen in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts im heutigen Bundestaat Utah angesiedelten, sollten sich anfänglich friedliche Beziehungen zwischen den Utes und den Mormonen entwickeln. Den Mormonen gelang es sogar, so berühmte Chiefs wie Kanosh von den Pahvants-Utes und Walkara von den Timpanogo-Utes zu taufen. Dieser Zustand, sollte bald ein Ende haben. Als 1853, der mormonische Siedler Ivie, bei einem Handelsstreit einen Ute erschoss, verlangten die Utes die Auslieferung des Mörders. Als ihnen dies verwehrt wurde verlangten die Utes Wiedergutmachung in Form von Blutgeld. Nachdem die Mormonen nicht mal auf diese Forderung eingingen, sollte Walkaras War beginnen. Während dieses Krieges sollte u.a. Fort Payson überfallen werden. Nach 10 Monaten war Chief Walkara dazu bereit mit den Mormonen zu verhandeln, da kein Ute-Chief sich zu hohe Eigenverluste erlauben konnte. Wurden doch Chiefs, die dies dennoch taten ausgepeitscht. Chief Walkara wurde nach dem Krieg erneut von den Mormonen getauft und ist 1855 gestorben. Nach seinem Tod sollte ihm Arapeen im Amt folgen.
1865 wurden die Timpanogo-Utes von einer Pockenepidemie heimgesucht. Dies war wohl die wesentliche Ursache, die zu dem daraufhin folgenden Black Hawks War führten. Denn als Chief Arapeen aufgrund dieser Epidemie sterben sollte, machte dessen gleichnamiger Sohn die Mormonen dafür verantwortlich. Es sollte einem nicht verwundern, dass Chief Arapeen und Black Hawk, während dieses Krieges (der von 1865-1872 dauern sollte) die führenden Chiefs waren. Die Utes verwickelten die Mormonen während dieser Jahre nicht in irgendwelche Schlachten, sondern führten einen regelrechten Guerilla-Krieg. Keine Siedlung war vor ihnen sicher. Black Hawk hingegen, war es auch sehr wichtig soviele Rinder wie möglich während seiner Auseinandersetzungen mit den mormonischen Siedlern zu stehlen, um damit seinen Stamm zu ernähren. Betrachtete doch Black Hawk dies als angemessene Entschädigung für den von den Mormonen begangenen Landraub. Die Gegenwehr der Mormonen sah hingegen kläglich aus. Konnten sie doch einen Stamm nicht vom anderen unterscheiden. Als friedliche Paiutes (die mit den Ute ursprünglich verfeindet waren) sich zum Handel in der mormonischen Ansiedlung Circleville aufhielten, wurden diese Paiutes aus sogenannter "Vergeltung" massakriert. Daraus resultierend, sollten sich nun wirklich Paiutes den Ute-Kriegern unter Black Hawk und Arapeen anschließen. Auch einige Navahos haben sich den Ute angeschlossen.
Den Mormonen gelang es nicht, einen Sieg über die von Black Hawk angeführten Streitkräfte zu erringen und dennoch sollte sich in Black Hawk 1868 ein Wandel vollziehen. Er wollte nun seinen Frieden mit den Mormonen schließen. Nachdem Friedensschluss reiste er durch alle Ansiedlungen der Mormonen und bat um Verzeihung. Nicht alle Mormonen wollten ihm diese gewähren.
Es lebten auch noch nicht alle Utes in Frieden mit den Mormonen. Die Kämpfe dauerten hingegen bis 1872 an. Als in diesem Jahr Bundestruppen eingesetzt wurden, fand dieser Krieg sein endgültiges Ende.
Danach wurden die Utes auf der Uintah & Ouray Reservation angesiedelt. Als auch noch die Utes aus Colorado in diese Reservation zwangsumgesiedelt wurden, waren diese Utes sehr unzufrieden. Noch im Jahr 1906 sollten sich ein paar hundert Utes auf den Weg nach South Dakota machen, um sich den Lakota anzuschließen. Dazu werde ich in einem späteren Beitrag noch ausführlicher darauf eingehen. Dies mag für‘s erste als allgemeiner Überblick über die Geschichte der Ute genügen. Dabei gäbe es noch vieles zu erzählen. Begannen doch die Auseinandersetzungen mit den Mormonen mit der Schlacht um Fort Utah im Jahr 1849. 1856 sollte es zum Tintic War kommen. Und noch anfangs des 20. Jahrhunderts hatte noch der Ute-Chief Posey seine Konflikte mit den USA. Sie gingen als Bluff War und Posey‘s War in die Geschichte ein. Aber dazu später mehr.
Der Ute-Krieg trug sich natürlich um 1879 zu. Und bei dem Gouverneur handelte es sich nicht um Gouverneur Evans der mit Black Kettle verhandelte. Nicaagat verhandelte vielmehr mit Gouverneur Pitkin. Manches von dem was ich hier schrieb, lässt sich auch in
The Utes must go ! von Dee Brown wiederfinden. Sein Buch "Bury my Heart at Wounded Knee" bleibt eben eine empfehlenswerte Quelle.
Wer sich noch mehr für die Geschichte der Ute im Bundesstaat Utah interessiert, dem sei das Buch Albert Winklers über den Ute-Krieg, dass im Verlag für Amerikanistik erschienen ist wärmsten empfohlen.