SPIELFILME über (und mit) Indianer(n)




Schauspieler, Rezensionen von Kino- und TV-Produktionen etc.
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SPIELFILME über (und mit) Indianer(n)

Beitragvon Jana » Sa 17. Jan 2009, 15:59

Hinweis: Bei den mit einem A = Archiv + Verfassernamen gekennzeichneten Beiträgen handelt es sich um Datenrückführungen aus dem vorherigen Forum!

(A/Elk Woman)

Neues zu INDIANERFILMEN
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Film verdeutlicht die Gefahr von Biokraftstoffen für die brasilianischen Indianer

26 August 2008 :
"Der italienische Film „Birdwatchers“, der für den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig nominiert ist, zeigt die Notlage der Guarani-Kaiowá Indianer in Brasilien, deren Land zerstört wird, um Biokraftstoff für Autos und andere Fahrzeuge herzustellen.
Birdwatchers („La Terra Degli Uomini Rossi“) ist eine Liebesgeschichte, die im ländlichen Brasilien spielt. In dem Film geht es um die Beziehung zwischen der Tochter eines reichen Großgrundbesitzers und einem jungen Schüler eines Guarani-Schamanen deren Welten vor dem Hintergrund von Landinvasionen, Selbstmord und Rebellion aufeinanderprallen.

Der Film ist das Schauspielerdebüt von Guarani Indianern in den Hauptrollen, mit Abrisio da Silva Pedro (Guaraniname: Chirivy Potyì „oder schöner kleiner Junge“) in der Rolle des Schülers des Schamanen. Insgesamt haben 230 Guarani, die nie zuvor geschauspielert hatten, bei den Dreharbeiten mitgewirkt.

Der chilenische/italienische Filmemacher Marco Bechis, der italienische Schauspieler Claudio Santamaria (Casino Royale) und der brasilianisch Hauptdarsteller Matheus Nachtergaele haben das Drehbuch geschrieben und Regie geführt.

Ein Guarani-Schauspieler namens Ambrósio Vilhaya (Guraniname: Kunumi Taperendi oder „Junge, der so scheint wie die aufgehende Sonne“) sagte, er hoffe, der Film werde die rechtliche Annerkennung seines Landes zur Folge haben. „Das ist das, was ich am meisten hoffe: Land und Gerechtigkeit.“

Die Guarani-Kaiowá leben im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul. „Mato Grosso“ bedeutet „dichter Wald“, aber es ist kaum noch Wald übrig geblieben. In den letzten 70 Jahren haben die Guarani den Großteil ihres Landes oftmals durch brutale Vertreibungen an Viehzüchter oder Zuckerrohr- und Sojabauern verloren.

Heute bewohnen sie nur einen Bruchteil dessen, was sie früher besaßen, und viele sind als Arbeiter unter sklavenähnlichen Bedingungen auf den Farmen und Plantagen geendet. Viele ihrer Kinder leiden und einige sind an Unterernährung gestorben.

Brasilien ist seit Jahrzehnten einer der weltgrößten Hersteller von Biokraftstoff und die meisten der Autos dort fahren mit Ethanol. Das Land will zukünftig der führende Ethanolexporteur werden mit dem ehrgeizigen Ziel bis 2010 jährlich 26 Mrd. Liter zu exportieren.

Ein Großteil des Zuckerrohrs, aus dem Ethanol gewonnen wird, ist auf Land gewachsen, das ehemals von Guarani-Wald bedeckt war. Allein in Mato Grosso do Sul gibt es 11 Zuckermühlen und Ethanoldestillerien, 30 weitere sind im Bau und insgesamt sind 84 geplant.

In den letzten 20 Jahren haben 517 Guarani-Kaiowá Selbstmord begangen, viele von ihnen waren noch Jugendliche. Die Jüngste, Luciane Ortiz, war erst neun Jahre alt. Seit einigen Jahren haben die indigenen Gruppen begonnen, ihr Land zurückzuerobern, weil sie das Warten auf ein Eingreifen der Behörden leid waren. Dies rief die gewaltsame Reaktion von Viehzüchtern und ihren bewaffneten Männern hervor, die die Indianer einschüchtern, zusammenschlagen oder gar töten.
Survival International hat in Zusammenarbeit mit dem Film einen Fond eröffnet, um den Guarani zu helfen, ihre Rechte, ihr Land und ihre Zukunft zu verteidigen.
Survivals Direktor Stephen Corry sagte: „ Ich hoffe, dieser Film wird auf die erschreckende Notlage der Guarani aufmerksam machen. Ihr akuter Landmangel und die Biokraftstoffindustrie drohen ihre Situation noch problematischer zu machen.“"

Premiere: 1.September um 19.30 Uhr, Sala Grande, Filmfestspiele Venedig
Pressekonferenz: 1. September um 11.30 Uhr, Casino (3. Etage) Filmfestspiele Venedig. Mit Marco Bechis (Regisseur und Drehbuchautor), dem italienischen Schaupieler Claudio Santamaria sowie fünf Guarani-Schauspielern


Die Guarani-Darsteller stehen für Interviews zur Verfügung. Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Laura Engel von Survival International, Berlin unter 030-72293108 oder per Email an info@survival-international.de

Quelle:
http://www.survival-international.de/nachrichten/3649

Hier die Webseite des Films:
http://www.birdwatchersfilm.com/

LG,
elk

(A/wasicun-win)

Danke Elk

Ich muss gestehen, der würde mich echt auch interessieren, also ab ins Kino

l.g.
wasi

(A/Jana)

Danke auch von mir für diesen interessanten Hinweis. Als Greenpeace-Förderin bin ich natürlich über das Thema im Bilde und kriege auch regelmäßig (im Greenpeace-Magazin oder in den Greenpeace-Nachrichten) aktuelle Informationen dazu. Deshalb möchte ich hier noch ein paar Gedanken ergänzen:
Die Biokraftstoffe galten lange Zeit als Ausweg aus der weltweiten Krise wegen der Verknappung fossiler Brennstoffe (Kohle, Erdöl) und als Hoffnungsträger gegen den Klimawandel und im Kampf für die Umwelt. Dass das nur teilweise so ist, haben inzwischen nicht nur die NGOs erkannt. Immerhin hat unser Bundesumweltminister Gabriel das Gesetz gestoppt, nachdem ab 2009 die Beimischung von Biokraftstoffen zu herkömmlichem Treibstoff erhöht werden sollte. Trotzdem ist der Wahnsinn kaum zu stoppen, weil die in Südamerika und im Asien-Pazifikraum für Biokraftstoff angebauten Nutzpflanzen auch auf andere Weise "zu uns rüber" kommen, nämlich als Viehfutter in der konventionellen, industriellen Massentierhaltung (Sojabohnen) oder z.B. als Rohstoff für Margarine (Palmöl). Sowohl für Soja als auch für Ölpalmen werden die letzten wertvollen Regenwälder weiter gerodet und dadurch endemische Tierarten und indigene Völker vertrieben oder getötet.

Ein Großteil der in Brasilien angebauten Sojabohnen ist genmanipuliert. Sie stammen vom Saatgut-Multi Monsanto und heißen "Roundup Ready". Sie wurden genetisch so verändert, dass sie gegen das hauseigene gleichnamige Pestizid resistent sind. Monsanto verkaufte seine Entwicklung, die auch als genmanipulierter Mais oder Baumwolle zu haben ist, als Schritt zu mehr Umweltschutz, weil durch die Resistenz der Pflanzen angeblich weniger Chemie eingesetzt werden müsste. Bei allen genmanipulierten Sorten hat sich dies als falsch erwiesen, schon nach wenigen Jahren hatten sich "Superunkräuter" entwickelt, die gegen Roundup resistent sind und den Einsatz von immer mehr Chemie (zum Teil höchst gefährliche Gift-Cocktails) erforderlich machen. Auf den Farmen kommt es oft zu Unfällen, bei denen schlecht geschützte, rechtlose Arbeiter kontaminiert werden. Ein weiterer verheerender Effekt istl die Auskreuzung der genmanipulierten Pflanzen mit wilden Verwandten, die dann überall wuchern und kaum in den Griff zu kriegen sind, weil sie - Überraschung! - ebenfalls gegen Roundup resistent sind. Ein Teufelskreis. Wenn man sich mal Filme anschaut, wie z.B. neulich "We Feed The World" auf der ARD und dann bis zum Horizont reichende Soja-Monokulturen in Brasilien sieht, kann einem wirklich das Gruseln kommen. Weit und breit nichts als grüne Wüste.

Ein weiterer Aspekt ist, dass die Farmer von den genmanipulierten Sorten und damit von Monsanto abhängig gemacht werden, weil die Pflanzen patentiert sind. Die Bauern dürfen ihr Saatgut nicht wie früher üblich selbst vermehren, sondern müssen jedes Jahr neues Saatgut kaufen. In fast allen Teilen der Welt, wo genmanipulierte Sorten im großen Stil angebaut werden, ist eine fortschreitende Verarmung der Bauern und eine Auflösung der überlieferten regionalen landwirtschaftlichen Strukturen zu beobachten, was zu weiterer Armut führt.

Ebenfalls fatal ist, dass auf immer mehr Äckern, die eigentlich Nahrungsmittel erzeugen sollten, Rohmaterial für Biokraftstoffe wächst. Dadurch und durch die Tatsache, dass für Menschen wertvolle Nahrungspflanzen in der Tiermast verfüttert werden, um den wachsenden Fleischkonsum der reichen und aufstrebenden Länder zu decken, verschlimmert sich auch die Situation der Ärmsten. Nahrungspflanzen werden knapp und teuer, und die Leute können sie sich nicht mehr leisten.

Noch ein Gedanke: Durch die Aussaat genmanipulierter Pflanzen kommt es zur Ausbreitung auch auf Äckern von Bauern, die ausdrücklich ohne Gentechnik wirtschaften wollen. Dadurch wird deren Ernte verunreinigt und entwertet oder sogar unverkäuflich, denn vor allem in Mitteleuropa wollen die Verbraucher keine Gentechnik im Essen und machen deshalb "Politik mit dem Einkaufswagen", d.h. sie kaufen bewusst kein Nahrungsmittel, in dem nachweislich Gentechnik steckt. Und die Produzenten möchten natürlich aus Absatzgründen keine genmanipulierten Rohstoffe einkaufen...

Ein Faden, den man ohne Ende weiter spinnen könnte. Und die Leidtragenden sind immer zuerst die Ärmsten der Armen, die indigenen Völker, wie der Film deutlich machen soll. Mich würde der auch sehr interessieren. Hoffentlich erbarmt sich mal einer unserer mainstreamorientierten Fernsehsender oder vielleicht ARTE.

Sorry, jetzt hab ich ein Referat geschrieben. Raucht euch schon der Kopf vom Lesen?

LG Jana

(A/Elk Woman)

Hi, Jana,

nö mein Kopf ist nicht zu arg belastet (bin ja nicht nur...Kopflastig ), sondern hab Dein Referat mit angehaltenem Atem verschlungen. Man merkt die engagierte Greenpeace Förderin.
Danke das Du das Thema mal so aufbereitet hast, denn obgleich man schon dies und das wußte, so in dieser Ausführlichkeit und Vernetzung hab ich es auch noch nicht klargemacht (und siehe da man lernt hier auch noch immer was dazu.)

Ich hoffe dass der Film auf dem Weg zur Gerechtigkeit für die Guarani-Kaiowá Indianer wirklich etwas bewirkt!!!
Aber dazu müßte er wohl wirklich einem breiteren Publikum weltweit zugänglich gemacht werden oder von der ausländischen Presse nicht nur als Randnotiz zu den Filmfestspielen aufgegriffen werden!

LG,
elk

(A/Robert)

Hallo Elk u. Jana,

hab mir die Seite u. den Filmclip angeschaut und hoffe das der Film nicht nur am Rande zur Kenntnis genommen wird, bzw. man die Chance hat zu sehen. Oft wird sowas nur in bestimmten, kulturorientierten, Kinos gezeigt und meist nur für kurze Zeit. Werde also die Augen offen halten.
Die Erklärungen von Jana gehen nochmal ins Detail und viele dieser Dinge weiß man gar nicht, dringen kaum in die europäische Öffentlichkeit, zu sehr sind wohl die geschäftlichen Interessen im Vordergrund. Breite Information scheint mir hier sehr wichtig. Danke für die Infos Jana.
Unlängst konnte ich noch ein paar kurze Szenen und Infos im TV sehen über Indien, wo Baumwollbauern so ziemlich das gleiche Problem haben.Sie müssen gegen große Baumwollerzeuger bestehen die genveränderte Baumwolle anbieten in großem Stil. Dort wurde eine Initiative gestartet zur Selbsthilfe in Gemeinden um den Leuten eine Marktchance zu geben, indem ausländische Abnehmer eine Zusammenarbeit mit den ländlichen Erzeugern signalisierten. Hoffentlich ein erfolgreiches Modell.
Zurück zu den Guarani-Kaiowa, in dem Film ist mir ein Tanz dieser Indianer aufgefallen der kurz gezeigt wurde und der sehr an die Lead- und Bean Dances einiger Stämme in Oklahoma erinnert, vornehmlich Stämme die früher im Nordosten u. Südosten der USA beheimatet waren. Eine interessante Parallele
welche auch Jim aufgefallen ist, ihr beide wißt von wem ich spreche. Er fand den Link auch sehr interessant.
Grüße

Robert

(A/Elk Woman)

Hi, Rob,

siehste das ist das Interessante an unserem Forum, dass über eure privaten Kontakte sogar bemerkenswerte Details zu den Na´s gelangen können und so doch ein kleiner Austausch der Kulturen stattfindet (auch wenn das manchmal nicht für möglich gehalten wird...)

Interessant auch das Beispiel Indien und der Probleme durch die Baumwollerzeugung im großen Stil.

LG,
elk

Hinweis: Die Datenrückführung dieses Threads ist hiermit abgeschlossen. Postings zum Thema sind ab sofort möglich.
Jana
Jana
 

von Anzeige » Sa 17. Jan 2009, 15:59

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