Rückführungsprobleme in historische Landbesitzverhältnisse




Hier geht es um die heutige Situation ehemaligen " Indianlands", geschichtliche - und aktuelle Vorgänge.

Moderatoren: Elk Woman, Bärbel

Rückführungsprobleme in historische Landbesitzverhältnisse

Beitragvon Elk Woman » Di 1. Jul 2014, 12:14

"Die ehemaligen Siedlungsgebiete der Indianer müssen ihnen wieder zurückgegeben werden, weil es Unrecht war !"

Klingt richtig; "wäre es nur sooo einfach"... :

Auch dieses zu überschauen bedeutet mehr als nur ein erweitertes Fachwissen.
Daher ist auch hier eine entsprechende Rückhaltung persönlicher Ansichten angebracht,
weshalb dieser Themenkomplex aus den allgemeinen NEWS herausgenommen und dafür dieses Unterforum entstand.


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Geschichtliche Entwicklung :

Das Land der Indianer war Gemeinschaftsbesitz und trotz langer Zeiten, in der früheren Geschichte, der Wanderung von Stämmen
und damit verbundenen Vertreibung anderer Stämme, bildeten sich in den letzten Jahrhunderten vor der Entdeckung und Kolonialisierung in Amerika
für die einzelnen Stämme "ihr Homeland" heraus, was sie auch entsprechend verteidigten.
Auch entwickelten sich große und weit verzweigte Handelswege zwischen den Stämmen und ihren einzelnen Lebensräumen ( die z.T. dann auch noch
mit durch einzelne weiße Händler die ihre Geschäfte mit den Stämmen machten genutzt wurden).


In der Zeit des engl.- franz. Kolonialkrieges und des amerikan. Unabhängigkeitskrieges ließen sich leider die in den umkämpften Gebieten
ansässigen Stämme für die eine oder andere Seite der kämpfenden Interessengruppen vereinnahmen, was am Ende zu ihrer eigenen Schwächung und Vertreibung führte.


"1830 verabschiedete der Kongress der jungen Vereinigten Staaten von Amerika ein Umsiedlungsgesetz (Indian Removal Act), um dem Ansturm neuer Siedler Herr zu werden.
Mit militärischer Gewalt wurden 100.000 Ureinwohner aus ihrer Heimat im Osten und Süden in Reservate vertrieben, Tausende starben während der langen Märsche. Aufstände,
zum Beispiel der Navajos, scheiterten. Nur wenige Völker wie die Sioux oder die Seminolen konnten sich kurzfristig in ihrer Heimat behaupten.

Als 1869 die transkontinentale Eisenbahn vollendet wurde, kam es auch im Westen des Kontinents zu einer massiven Zunahme von Siedlern und Abenteurern.
Und dann wurde zu allem Übel auch noch Gold im Indianerland gefunden..
In fast 400 Verträgen versuchte die US-Regierung, die Indianer-Völker zur Abtretung ihres Landes zu bewegen. Teilweise kam dadurch kurzfristig Frieden zustande,
allerdings brach die Regierung immer wieder ihre eigenen Verträge.

Um die schwelenden Konflikte zwischen Weißen und Indianern in den Reservaten zu beenden, bemühte sich die US-Regierung ab 1880 die traditionelle Lebensweise
der Indianer weiter zu durchbrechen.
Sie löste den gemeinschaftlichen Landbesitz der Stämme auf und verteilte das Land an einzelne indianische Familien.
Große oder ertragreichere Gebiete der Reservate fielen bei dieser Umverteilung allerdings an Weiße.
Anmerkung :
Und dann haben dubioser Weise gerade diese großen Ranches ( und durch ihren bestehenden Familienbesitz über Generationen)
im ganzen Staatenverbund, das Land vor einer weiteren Zerstückelung bewahrt (es ist schon verrückt...).


Nach dem Einsatz von indianischen Soldaten auf Seiten der USA im Ersten Weltkrieg erhielten die Ureinwohner 1924 die amerikanische Staatsbürgerschaft.
1934 stand man ihnen im Indian Reorganisation Act das Recht auf Ausübung ihrer Kultur zu.
Trotzdem versuchte die US-Regierung immer wieder dann, wenn wirtschaftliche Interessen anstanden, die Rechte der Indianer zu beschneiden,
zum Beispiel durch Landenteignungen."(Quelle : z.T. ´ Planet Wissen´)

Beispiel :

Kalenderblatt / Beitrag vom 22.04.2014

Vor 125 Jahren verschenkte die US-Regierung Land der Indianer :

http://www.deutschlandfunk.de/vor-125-jahren-us-regierung-verschenkte-land-der-indianer.871.de.html?dram:article_id=283282



WICHTIGER HINWEIS :

Hier gibt es eine sehr umfassende, wahnsinnig interessante Seite,
mit einmaligen Kartenmaterial und Historischen Fakten

(auch zu den weltpoltischen Einflüssen, Staatenbildungen und den Indianerkriegen)

Die „Verdrängung der Ureinwohner Nordamerikas " :

http://www.indianer-nordamerikas.keepfree.de/nordamerika.htm


(auf die Karten klickend, kommt ihr zu den geschichtl. Untermenüs)

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Empfehlung dazu :

Die Indianerreservationen in den USA: Aspekte der territorialen Entwicklung ...
von Klaus Frantz

Link dazu, siehe :

http://www.books.google.de/books?isbn=3515062173

Zitat daraus / USA :
"Rund 80% des Reservationslandes sind um 1900, trotz der Parzellierungspolitik, im Besitz der Stammesregierung. Der jeweilige Stamm vergibt seinen Mitgliedern Nutzungsrechte. Diese Handhabung repräsentiert das traditionelle Kollektivsystem der Indianer. Je nach Reservation gibt es jedoch recht hohen Individualbesitz so zum Beispiel in der Pine Ridge Reservation der Lakota oder der Crow -Reservation wo der Individualbesitz zwischen 60 und 85% liegt. In der Osage-Reservation liegt er sogar beinahe bei hundert Prozent. Das meiste Land wird treuhändlerisch vom BIA verwaltet.
Da die Parzellen zu klein für Selbstversorgung sind und ohnehin oft wenig Interesse an der Landwirtschaft besteht bedeutet die Verpachtung die einzige Ertragsmöglichkeit. 1984 waren 136% des Reservationslandes verpachtet. Heute ist ein großer Teil des Reservationslandes in weißen Händen. In der Crow-Reservation beispielsweise ist ein Viertel des Landes in weißem Besitz sowie 65% an weiße Agrarunternehmen verpachtet.



Siehe auch : Indianerpolitik in der USA

http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Indianerpolitik_der_USA.html

http://www.asnai.de/themen/indpolitik.htm

„Die indianische Bevölkerung Amerikas ist sehr ungleichmäßig verteilt, wobei mehrere tausend Reservate bestehen.
Dabei leben die meisten Indios in Mittel- und Südamerika nicht in Reservaten.“

„Während in Kanada 2006 knapp 700.000 Menschen (2,1 % der Bevölkerung) als Indianer galten, und 615 Stämme in rund 3000 Reservaten anerkannt waren,
existierten in den USA 562 von der Bundesregierung anerkannte Stämme in knapp 250 Reservationen, die 0,97 % der Bevölkerung darstellten
und rund 245 nicht anerkannte Stämme.
Innerhalb der Staaten lassen sich dabei gleichfalls Schwerpunkte erkennen.
So lebt der überwiegende Teil der US-Indianer oder Native Americans in Kalifornien, Arizona, New Mexico und Oklahoma.
Der überwiegende Teil von ihnen lebt heute außerhalb der Reservationen. Insgesamt leben in Nordamerika rund 3,5 bis 4 Millionen Indianer.“


http://www.geschichte-kanadas.de/Canada_ethnic/_indianer.html

zu Kanada :

„In dem Besitz der Stämme in Kanada fallen mehrere Reservate, es gibt um die 3.000 Reservate in Kanada ,
wobei mehr als die Hälfte hiervon wiederum in British Columbia liegen.
Die meisten Angehörigen der First Nations leben in Kanada mittlerweile nicht mehr auf dem Gebiet der Reservate.“

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Heutiger Stand :

Heute kommt es neben persönlichen Engpässen und Notwendigkeiten der privaten Landbesitzer die zu erneuten Landverkauf zwingen,
auch zu vermehrter Anstrengung der Regierung ihre Verwaltungs - und Unterhaltskosten für die Ländereien zu minimieren.
Daneben hat die Kleinparzellerung und damit verbundenen unterschiedlichsten Eigentümer auf kleinsten Raum einen ungeheurer Verwaltungsaufwand
und Kostenberg verursacht, wenn gemeinnützige Projekte ( wie Straßenbau u.a. Sachen der Infrastruktur und Wirtschaft) anstanden.
Daher entstand seitens der Regierung das Buy Back Programm :


45302369nx28228/landrechtsfragen-f52/programm-zum-rueckkauf-von-geteilten-stammesgebieten-t1515.html
siehe auch dort mit zu :
Was ist Land in Vertrauen? (Land Into Trust)
bzw.:
http://www.landtrustalliance.org/land-trusts

In jüngster Zeit, der erhöhten Energie-Rohstoff- Engpässe und wirtschaftlichen Krisen, haben die Indianer mit einem massiven
und sogar globalen Problem zu tun bekommen, der Förderung von Oel und Gas sowie deren "Transport" quer durchs Land und von Küste zu Küste",
mit all den fragwürdigen Fördertechnologien der heutigen Zeit ( die alles andere als Umweltfreundlich sind..; wie Fracking, Sandauswaschungen, etc.),
der schweren Transportlogistik und sonstigen Bau- und Begleiterscheinungen.


Bedenkt man, das solche Massnahmen schlecht in bebauten und urbanem Gebiet geplant werden können, so wird einen schnell klar,
dass dafür die weiten Brachflächen in den ländlichen Gegenden herhalten müssen und das ist oftmals eben Reserevatsgebiet...

Aber hier beißt sich die Katze wieder in den eignen Schwanz, denn gerade durch die externe Nutzung oder indem eben der Natur nicht reingepfuscht wurde,
entstanden hier wahre Naturresservate mit Artenreichtum, Artenschutz von Tieren und Pflanzen,reichlich Jagdwild- und Fischressourcen, sowie sauberen Wasserläufen und Seen.

Das solche Vorhaben dann auf den massiven Widerstand aller davon Betroffenen oder in der Nachbarschaft lebenden Menschen stößt,
ist eine völlig nachvollziehende Sache, zumal es eben auch nachgewiesen zu Schadstoffanreicherungen und - Freigaben,
neben den große Wunden solcher Eingriff in die Umwelt, dabei kommt !
"No man is an Iland, intire of itselfe
(John Donne)
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von Anzeige » Di 1. Jul 2014, 12:14

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Re: Rückführungsprobleme in historische Landbesitzverhältnis

Beitragvon Elk Woman » Sa 21. Mai 2016, 21:44

Abstimmung über die Black Hills in derNatives Sun News

“Go to Black Hills Survey on our Website and vote “

- Angesichts des bevorstehenden Endes der Amtsausübung durch Barack Obama als amerikan. Präsident
und einem eventuellen Sieg bei der Präsidentschaftswahl durch die Republikaner,
ist eine quartalsmäßige neue Umfrage für die Sioux Nation zum Umgang mit den aufgelaufene 1,4 Billionen Dollar
für die Black Hills gestartet wurden -
( besonders auch, da inzwischen 25 % der Sioux , vorwiegend junge Leute, nicht mehr an die Rückgabe der Black Hills glauben
und das Geld als notwendiger für die Gemeinschaften ansehen)
.

http://www.nsweekly.com/news/2016-05-18/Editorial/Go_to_Black_Hills_Survey_on_our_Website_and_vote.html


dazu siehe auch :
45302369nx28228/news-aus-nordamerika-usa-und-kanada-north-american-news-f22/black-hills-land-claim-entscheidung-nach-132-jahren--t427.html
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Re: Rückführungsprobleme in historische Landbesitzverhältnis

Beitragvon Elk Woman » Sa 3. Mär 2018, 16:36

150 zigster Jahrestag der Unterzeichnung des Ft. Laramie Vertrages von 1868

„Der Sioux Stamm der Cheyenne River Reservation plant mit Stammesmitgliedern zum 150. Jahrestag der Unterzeichnung
des Ft. Laramie-Vertrag von 1868 einen Pferdeausflug zum historischen Ort.
Eine Zeremonie wird am 13. April 2018 zum Auftakt der Reise in Green Grass, South Dakota stattfinden.
Die Teilnehmer begeben sich dann von Green Grass, South Dakota auf die gleiche Strecke die Spotted Elk (alias Bigfoot)
auf seiner Reise nach Pine Ridge nutze. Die Gruppe trifft sich mit Reitern aus anderen Reservaten und Stämmen in Ft. Robinson,
Nebraska am 24. April 2018. Die vereinten Lakota-Stämme werden dann gemeinsam nach Ft. Laramie weiterreiten.

Der Vertrag von Fort Laramie war ein am 29. April 1868 in Fort Laramie unterzeichnetes Abkommen zwischen den Vereinigten Staaten
und den Lakota, das den Lakota den uneingeschränkten Besitz der Black Hills und weiterer Land- und Jagdrechten in South Dakota,
Wyoming und Montana garantierte. Das Gebiet zwischen den Black Hills und den Bighorn Mountains sollte für alle Nicht Stammes -
Mitglieder geschlossen werden.

"Es ist wichtig, dass die Lakota-Leute nach Ft. Laramie gehen. Wir müssen die Bundesregierung daran erinnern,
dass dies nicht nur ein "Sioux-Vertrag" ist, sondern ein Vertrag der Vereinigten Staaten.
Dass es eine moralische Verpflichtung gibt, die Ehre der Großen Sioux-Nation aufrecht zu erhalten,
und es sollte eine Verpflichtung bestehen, die Ehre der Vereinigten Staaten von Amerika aufrecht zu erhalten.


Wir Lakota haben das mit unseren Handlungen, Worten und Leben getan. Wir verteidigen Unci Maka und beachten die Verträge ",
erklärte Harold C. Frazier, Vorsitzender des Cheyenne River Sioux Tribe.

In Artikel 16 des Abkommens heißt es, dass "das Land nördlich des Nordplatte-Flusses und östlich der Gipfel des Big Horn-Gebirges
als nicht unbesiedeltes indianisches Gebiet gehalten und [...] keine weiße Person oder andere Personen zugelassen werden ,
sich auf irgendeinen Teil derselben niederlassen oder es zu besetzen; oder ohne das Einverständnis der Indianer zuvor gehabt
und erhalten zu haben, dasselbe zu machen. "

Auch wenn der Ft. Der Laramie-Vertrag von 1868 durch fragwürdige US-rechtliche Schritte angegriffen wurde,
ist er weiterhin ein lebendiges Dokument zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Großen Sioux-Nation.

https://nativenewsonline.net/currents/cheyenne-river-sioux-tribe-making-plans-journey-150th-anniversary-signing-fort-laramie-treaty-1868/

https://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_von_Fort_Laramie_1851
https://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_von_Fort_Laramie_1868

https://www.ourdocuments.gov/doc.php?flash=true&doc=42
https://www.archives.gov/education/lessons/sioux-treaty
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Re: Rückführungsprobleme in historische Landbesitzverhältnis

Beitragvon Elk Woman » Fr 4. Aug 2023, 12:19

Amerikanisches Unternehmen fordert die USA und Kanada
"zur Landrückgabe " auf :



Das Eismacher -Unternehmen " Ben & Jerry"
löste in den USA einen wahren Shitstorm und Boykottaufruf aus:

Sie forderten per Tweet :

"DIE VEREINIGTEN STAATEN WURDEN AUF GESTOHLENEM LAND DER INDIGENEN GEGRÜNDET.
Lasst uns den 4.Juli 2023 zum Anlass nehmen, das Land zurückzugeben."


Kurz zuvor hatte das Unternehmen auch Kanada zur 'Entkolonialisierung' aufgefordert.
Dort hieß es in einem Tweet an Kanadas Nationalfeiertag (21.Juni):

" O Canada, our home on stolen land"


Ben & Jerry erklärten sich, gegenüber allen Angriffen auf sie,
zu Verbündete der Indigenen im Kampf um Landrechte
und auch zu Unterstützern der Indigenen 'Land Back' Bewegung in Kanada.
Schon vorher unterstützten sie die 'Black Live Matter' Bewegung
und positionierten sich gegen die Weiße Vorherschaft in Amerika.

https://www.benjerry.com/whats-new/2023/07/stolen-indigenous-land


Na das Eis würde ich sogar bevorzugen.
big_sonnen

elk
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