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Mexiko: Streit um Montezumas Federkrone
(Moctezuma II. , eigentlich Motēcuhzōma Xōcoyōtzin )
(A/Elk Woman)
Hi, Ihr Lieben,
Ich bin soeben aus "Panonien" zurück (Oesterreich-Ungar.-Slowakisches Donaugebiet),
wo ich "unter brütend heißer Sonne meine Sandalen wund auf den Spuren der Römer lief",
aber schau an, auch da laufen einen heut zu Tage eher die "Indianer" über den Weg...
Ich staunte nicht schlecht, als ich am Fuße des "Steffel" (Stefansdom in Wien) auf diese Nachkommen der Azteken stieß:
(Hinweis: Die Bilder sind beim Abspeichern der Daten leider auf der Strecke geblieben.)
Dazu auch gleich mal im Anschluß die Hintergrundinfo:
Mexiko fordert von Österreich wieder Montezumas Federkrone zurück
Mexiko-Stadt (Mexiko) / Wien (Österreich), 11.01.2006 – Eine aus dem frühen 16. Jahrhundert stammende, mit über 450 Queztzalfedern und Goldplättchen verzierte aztekische Federkrone könnte für Spannungen im diplomatischen Verhältnis zwischen Mexiko und Österreich sorgen. Seit Jahren fordert der mexikanische Staat die Rückgabe des Kunstwerks. 1996 hatte der 2004 verstorbene Bundespräsident Thomas Klestil eine Rückgabe von Kulturgütern, darunter auch dieses so genannten „penacho“, an den mexikanischen Staat in Aussicht gestellt. Zuletzt hatte im Mai 2005 der mexikanische Präsident Vicente Fox um die Herausgabe des Schmucks gebeten; seinerzeit hatte Österreich mit der Begründung abgelehnt, eine solche Forderung könne nur vom mexikanischen Parlament gestellt werden. Am 10.01.2006 forderte das Parlament in Mexiko-Stadt die Aushändigung der in Wien befindlichen „Krone Montezumas“.
Das "Problem"ist ein aus über 450 leuchtend grünen Schwanzfedern des Quetzal - Vogels gefertigter und als Krone des letzten Aztekenherrschers Montezuma bekannter Kopfschmuck. Für die Mexikaner ist das Stück eines der wichtigsten Zeugnisse ihrer präkolumbianischen Geschichte, das sich außerhalb ihres Landes befindet. Denn ausgestellt ist der Federschmuck im Völkerkundemuseum in Wien - ein "Erbe aus dem Hause Habsburg" und das Paradestück der dortigen altmexikanischen Sammlung.
Seit Jahrzehnten fordern die Nachfahren der Azteken in Mexiko vergeblich die Rückgabe der in ihrer Sprache als "Kopilli Ketzalli" bekannten heiligen Federkrone, die ihrer Ansicht nach im Zuge der Eroberung Mexikos geraubt und unrechtmäßig nach Europa gebracht wurde. Damit ist sie nicht nur ein Zeugnis der Blütezeit, sondern auch des Unterganges ihrer Kultur. Für Xokonoschtletel Gomora, Vorsitzender der Gesellschaft Yanuikanahuak, welche sich für die Rückgabe kultureller Güter - speziell des Penacho - einsetzt, hätte die Rückgabe des Federschmuckes vor allem großen symbolischen Wert. "Wenn die Federkrone nach Mexiko zurückkehrt, kehrt mit ihr auch unser Herr zurück, damit wäre auch der Geist des Herrn, der sie getragen hat, wieder bei uns. Wir wollen Gerechtigkeit für das, was man uns in den letzten 500 Jahren angetan hat. Wir sind überzeugt, dass mit der Rückführung der Federkrone, die für uns so viel symbolisiert, uns unsere Identität wiedergegeben werden könnte."
(Fortsetzung folgt)
Fortsetzung 2:
"Ein passender Anlass wäre das "Kolumbus-Jahr" 1992 gewesen. Damals organisierte der Verein eine Demonstration mit rund 100 Vertretern der indigenen Bevölkerung Mexikos und sammelte fast 100.000 Unterschriften für die Rückgabe der Federkrone. Der Direktor des Wiener Museums für Völkerkunde, Hofrat Professor Dr. Hans Manndorf zeigte sich damals wenig beeindruckt. Auf die Aktivitäten angesprochen bat er, man möge ihn mit dem "Springböcken" und "Heuschrecken" vor seiner Tür in Ruhe lassen. Als ein Jahr später der Menschenrechtsgipfel der UNO in Wien stattfand und sich erneut eine kleine Gruppe von Demonstranten vor dem Museum für Völkerkunde versammelte, wurde die Veranstaltung von der Polizei gewaltsam beendet.
Auch zahlreiche mexikanische Politiker haben immer wieder die Rückgabe der Federkrone gefordert, so zuletzt der damalige Präsident Vicente Fox am Rand des EU-Lateinamerika/Karibik-Gipfels, der im Mai 2006 in Wien stattfand.
Von Seiten des Völkerkundemuseums in Wien gibt es zahlreiche Bemühungen, den Federschmuck und seine Bedeutung zu entmystifizieren. Betont wird vor allem, was das Stück nicht sei: Demnach ist es keines der Gastgeschenke des Montezuma an Hernán Cortés, welche ihm bei seiner Ankunft 1519 überbracht wurden, noch ein Sammlerstück aus den Schatzkammern des Montezuma, deren sich der spanische Eroberer auf seiner Suche nach Gold und exotischen Schätzen bemächtigt hatte. So schrieb er 1520 in einem Brief an seinen Kaiser auch unverblümt: "Nachdem ich so den Palast all seiner Schätze beraubt hatte, verließ ich ihn in aller Heimlichkeit."
Ob es sich überhaupt um eine Herrschaftsinsignie des letzten Souveräns der Azteken handelt, ist umstritten. Eine von der österreichischen Regierung eingesetzte Expertenkommission deutete die Krone als Bestandteil einer Priestertracht, die im Rahmen von Ritualen getragen wurde. Im 16. Jahrhundert sollen Hunderte vergleichbare Stücke nach Europa gekommen sein, aber nur der in Wien ausgestellte "Federbusch" - spanisch "Penacho" - ist erhalten geblieben. Zusammen mit vier weiteren mexikanischen Federmosaikarbeiten ist er eines der letzten Zeugnisse präkolumbianischer Federkunst überhaupt.
Selbst aller Mystifizierungen entbunden, schätzt der Leiter des Völkerkundemuseums Christian Feest den Federschmuck daher als eines der "(...) für den heutigen Betrachter einzigartigen Dokumente sowohl des alten Amerika als auch des neuen Europa des 16. Jahrhunderts, das die eingeborenen Kulturen von der Herrschaft über die Neue Welt in die rare Welt der Wunderkammern verdrängte" ein.
In diese Welt der Wunderkammern lässt sich auch die Geschichte des Penacho zurückverfolgen. Als Bestandteil der bedeutenden Kunstsammlungen des Erzherzog Ferdinand II wurde der Federschmuck in einer Inventarliste von 1596 noch als "ain mörischer Huet" - ein Kopfschmuck von maurischer Herkunft - missgedeutet.
Das Haus Habsburg kaufte einen Teil der als "Ambraser Sammlung" bekannt gewordenen Kabinette und auch der Penacho gelangte so in habsburgischen Besitz. Der Kustos der ethnografischen Abteilung des k.k. naturhistorischen Museums in Wien fand bei einer Sichtung der Sammlung 1878 den Hauptschmuck, zusammengefaltet und von Motten zerfressen, in der Ecke eines Wandkastens.
Dass das Objekt völlig legal erworben ist, wird in Österreich nicht in Frage gestellt und eine Rückgabe aus diesem Grunde bisher abgelehnt. Und so sieht auch Christian Feest den Besitz der altmexikanischen Stücke unanfechtbar: "Heute ist die Republik Österreich Verwalterin dieses unverzichtbaren österreichischen Kulturerbes, das als solches zum Weltkulturbesitz gehört. Dieses gilt es zu hüten und zu pflegen." Der rein politisch gesinnten Debatte in Mexiko gelte es "den langen Atem der Geschichte" entgegenzuhalten, sagte Feest vor dem außenpolitischen Ausschuss das österreichischen Parlamentes. Und so begründet auch die offizielle Museumsseite ihren Anspruch auf die Federkrone: "Sie ist länger in Österreich als sie es in Mexiko je war, sie ist ebenso ein Artefakt europäischer Tradition."
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Dennoch mehren sich in Österreich die kritischen Stimmen, die eine Rückgabe der Federkrone an Mexiko aus moralischen Gründen befürworten. Um den rechtlichen Anspruch nicht in Frage zu stellen, gab es zu verschiedensten Anlässen immer wieder Bestrebungen, das symbolträchtige Federkunstwerk als ein Geschenk zurückzugeben.
"Für Mexiko bedeutet diese Gabe unendlich viel, für uns nur das Opfer von ein paar Federn" sagte Rudolf Burger, Rektor der Wiener Kunstakademie, bereits 1996. Im selben Jahr hatte der damalige Bundespräsident Thomas Klestil anlässlich des österreichischen Milleniums die Rückgabe von allen widerrechtlich erworbenen Kulturgütern aus österreichischen Museen angeregt. In diesem Zusammenhang plante er auch, den Federschmuck als Zeichen der Dankbarkeit zu überreichen - dafür, dass Mexiko als erstes Land 1938 im Völkerbund gegen die Annektion Österreichs durch das NS-Regime protestiert hatte. Von Seiten der Politiker und Museumsdirektoren hagelte es Kritik: "Wenn wir damit anfangen würden - was stellen die Österreicher nachher aus? Kuhglocken?" bemerkte Elisabeth Gehrer, damals Ministerin für Bildung und kulturelle Angelegenheiten, auf den Vorschlag des Bundespräsidenten angesprochen. Und teilte damit die Sorge der Museumsfachwelt, dass mit der Rückgabe ein Präzedenzfall geschaffen werden könnte.
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Im Jubiläumsjahr 2005 wurde im österreichischen Parlament offiziell ein Antrag betreffend der Rückgabe der Federkrone gestellt - und auf unbestimmte Zeit vertagt. Seit März 2007 liegt nun ein erneuter Entschließungsantrag vor. "Es handelt sich dabei um keine Rückgabe im rechtlichen Sinn, denn die Federkrone dürfte nach allen uns zur Verfügung stehenden Unterlagen völlig rechtmäßig in österreichischen Besitz gekommen sein, sondern um einen Akt der Freundschaft und der Dankbarkeit" betont Wolfgang Zinggl, parlamentarischer Abgeordneter der Grünen. Er befürworte eine Rückgabe, da ein mythologisch derart aufgeladenes Stück im eigenen Land mehr Aufgaben erfüllen könne als in Österreich, "wo es lediglich als ein ethnologischer Schatz unter vielen dahintümpelt."
Einen passenden Anlass gäbe es zumindest schon, denn 2008 jährt sich das Ereignis von 1938 erneut."
Anne Dellemann
(quelle:
http://www.nofretete-geht-auf-reisen.de/penacho.htm
Siehe auch:
http://homepage.univie.ac.at/gottfried. ... krone.html
http://www.wienerzeitung.at/Desktop
(A/Manyhorse)
Hallo Elk,
schön, dass Du wieder da bist. Deine Geschichte hier ist ein langwieriger Prozess. In den 80-ern hatten die Indianer bereits versucht, diese Federkrone zurückzuerhalten. Die Indianergruppe versicherte, dass diese Federkrone ihnen gestohlen wurde und nicht wir es in Österreich gesagt wurde, ihnen geschenkt wurde. Wenn ich mich recht erinnere, wurde diese Indianergruppe damals aus Österreich ausgewiesen. Dann versuchten die Indianer, von Dutschland aus, zu demonstrieren. Ich selber sah diese Indianergruppe in Deutschland während einer Zugfahrt. Sie waren in einem VW-Bully, ich war im Zug. Über diese Indianergruppe, ob sie heute noch so besteht, weiß ich nicht, wurde im 1. Programm beim WWF Club berichtet (Mareike Amado, Jürgen von der Lippe). Vielleicht kann sich jemand noch an den WWF-Club erinnern. Der Sprecher dieser Indianergruppe sprach hervorragend Deutsch und konnte daher eine große Zuschauermenge ansprechen. Aber man sieht, dass sie bisher keinen Erfolg hatten, die Federkrone zurückzuerhalten. Schade.
LG
many
(A/Elk Woman)
Hi,
irgendwie klappten die Links nicht.
http://homepage.univie.ac.at/gottfried. ... krone.html
http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefa ... cob=214541
http://de.wikinews.org/wiki/Streit_um_M ... opfschmuck
P.S: Ach ja, bevor ich es vergesse:
Bald mehr von mir,muß erst mal eure "Fleißarbeiten" durchackern...
Ihr wart ja so fleißig ohne mich , "klasse"!
Bin mächtig stolz auf euch!!!!
LG,
elk
(A/Jana)
Hallo Elk,
auch von mir ein herzliches Willkommen zurück, und die Fotos sind wirklich toll!
Also für mich spielt es keine Rolle, ob diese Federkrone ein Begrüßungsgeschenk Montezumas an die Eroberer, eine Kriegsbeute oder "nur" Teil einer Priestertracht war. Wenn sie für die Mexikaner heilig und wichtig ist, sollte Österreich sie zurück geben. Das gehört, finde ich, einfach zum guten Ton. Zumal sie ja für Österreich nicht so wahnsinnig wichtig ist. Dass sie von Österreich "rechtmäßig" erworben wurde, spielt meiner Meinung nach auch nicht wirklich eine Rolle.
Sagt mal, war Xokonoschtletl Gomora mit seiner Tanzgruppe nicht für dieses Jahr in Radebeul angekündigt und ist dann nicht gekommen, weshalb das ganze Programm durcheinander geraten ist? Oder irre ich mich da?...
Ja Elk, lies mal schön unsere Fleißarbeiten! Und wir möchten gerne zu jeder einen Kommentar von dir haben!
LG Jana
(A/Robert)
Hallo Elk,
danke für den interessanten Bericht und willkommen zurück!
Prima Fotos. Jana hat es auf den Punkt gebracht finde ich.
Wäre eine große Geste der Österreicher wenn sie den Kopfschmuck zurückgeben würden. Hoffen wir es.
Rob