BOLIVIEN - Indigene Nachrichten




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BOLIVIEN - Indigene Nachrichten

Beitragvon Jana » Mo 24. Aug 2009, 21:36

Salt Lake Treasure - Der Schatz im Salzsee

German-language source, no English text available

Die folgende Meldung stammt aus dem Greenpeace Magazin 5.09 S. 13. Leider sind die News nicht als Artikel online, daher ist kein Verlinken möglich. Zum Greenpeace Magazin geht's hier: http://www.greenpeace-magazin.de Da die Beiträge mit einem Copyright versehen sind, fasse ich den Inhalt mit eigenen Worten zusammen:

Der Schatz im Salzsee
Bolivien verfügt über die größten Lithium-Lagerstätten der Welt. Viele Nationen und Konzerne interessieren sich für den Stoff, mit dem leistungsfähige Batterien für Elektroautos hergestellt werden können.

Der Uyuni-Salzsee liegt im Altiplano der Anden, in 3650 Metern Höhe, und ist 9000 Quadratkilometer groß. Unter seiner dicken Salzkruste lagern vermutlich 5,5 Millionen tonnen Lithium. Mit dem weichen, weißen Leichtmetall können leistungsfähige Batterien für die Autos der Zukunft hergestellt werden. Da der Preis in den letzten fünf Jahren von 30 auf 300 US-Dollar pro Kilogramm gestiegen ist, interessieren sich mehrere Auto- und Elektrokonzerne für die Lagerstätte.

Boliviens Präsident Evo Morales will aber verhindern, dass das Land noch einmal so ausgebeutet wird wie in der Kolonialzeit. Damals wurden Gold und Silber abgebaut. Die Bolivianer schufteten dafür, blieben aber selbst arm. Saul Villegas von der staatlichen Minenagentur Comibol kann sich in Sachen Lithium ausländische Firmen eher als MInderheitspartner oder als Kunden vorstellen.

Bisher wurde Lithium nur in einigen Psychopharmaka und beim Bau von Atomwaffen verwendet. Mit dem Handy-Boom entdeckte man, dass Lithium-Ionen-Batterien deutlich leistungsfähiger und leichter sind als die Energiespender auf Nickelbasis. Seit dem Höhenflug des Ölpreises vor der Wirtschaftskrise ist das Alkalimetall zum Spekulationsgut avanciert. Beim Bau von Hybrid- und Elektroautos kommt ihm große Bedeutung zu. Deutschland will bei der Entwicklung von Lithium-Ionen-Batterien eine Vorreiterrolle übernehmen, das Bundesforschungsministerium investiert zehn MIllionen Euro in die Technologie. Schon 2011 soll die erste Batterie marktreif sein, 2015 sollen eine Million Elektroautos im deutschen Straßenverkehr unterwegs sein.

Die japanischen Konzerne Mitsubishi und Sumitomo und die französische Gruppe Bolloré verhandeln bereits mit der bolivianischen Regierung, allerdings sind noch keine Verträge unterschrieben. Derzeit wird in Rio Grande am Rand des Salzsees eine kleine Pilotanlage für die Probeförderung gebaut. Der Abbau ist sehr kompliziert, da das Alkalimetall nicht ungebunden vorkommt, bei Hautkontakt starke Verätzungen auslöst und in Luft und Wasser sofort oxidiert. Dennoch plant die Regierung eine Produktion, die weit über das Gewinnen des Rohstoffs hinaus geht, und sucht dafür Partner.

Die in der Landarbeitergewerkschaft Fructas organisierten Indios wollen aber keine ausländischen Firmen. Das Lithium liegt auf ihrem traditionellen Territorium, und nach der bolivianischen Verfassung dürfen dort lagernde Bodenschätze nicht gegen ihren Willen abgebaut werden. Ihre Stimme hat also Gewicht.
Jana
 

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BOLIVIEN - Der indigene Widerstand

Beitragvon Jana » Mi 30. Sep 2009, 13:11

Boliviens Indios wehren sich gegen Drogen-Anbau

La Paz - Bolivianische Indios haben sich gewaltsam gegen das Eindringen von Koka-Bauern in ihr Reservat zur Wehr gesetzt. Bei bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Indios vom Volk der Yuracaré und den Bauern wurde nach Angaben der Behörden einer der Bauern getötet. dpa/AFP/ddp

Quelle: Vogtland-Anzeiger vom 30. September 2009 S.11
Jana
 

Re: Bolivien: Indios wehren sich gegen Drogenanbau

Beitragvon wasicun-win » Do 1. Okt 2009, 17:25

wasicun-win
 

Re: Bolivien: Indios wehren sich gegen Drogenanbau

Beitragvon Jana » Fr 2. Okt 2009, 11:34

Hallo wasi,

vielen Dank für die Links. Das sind sehr interessante Hintergrundinformationen. Man kann daraus erkennen, dass die Koka-Pflanze traditionell eine sehr wichtige, auch soziale und kulturelle Bedeutung bei den Indios hat. Leider ist sie durch die Herstellung von Kokain mit einem negativen Ruf behaftet. Es ist meiner Meinung nach richtig, gegen illegale Koka-Pflanzungen und Bauern vorzugehen, die ihre Ernte an die Drogenlabors liefern. Leider wird dadurch der legale Anbau erschwert, und es kommt in den Regionen zu teils gewalttätigen Auseinandersetzungen. Darüber berichtete auch eine Doku, auf die ich kürzlich hingewiesen hatte. Die Problematik ist sehr kompliziert, weil viele Interessen darin verwickelt sind. Generell läuft es aber darauf hinaus, den Koka-Anbau für traditionelle, regionale Zwecke und für die internationale Anwendung im medizinischen Bereich zu fördern und somit den Bauern und dem jeweiligen Land ein Einkommen zu sichern. Das birgt gute Chancen für die oft strukturschwachen Regionen.

Die illegale Verarbeitung von Koka zu Kokain verursacht allerdings starke Umweltschäden, weil die Blätter in so genannten Maischbecken vorbereitet werden. Diese Becken werden einfach im Boden ausgehoben, und der bei der Bearbeitung eingesetzte Chemiecocktail vergiftet nicht nur den umliegenden Boden, sondern auch allmählich das Grundwasser. Ganz zu schweigen von der Spirale der Sucht und Gewalt, die Kokain weltweit in Gang setzt, und der Tatsache, dass einige wenige Menschen auf Kosten vieler anderer damit reich werden.

Ich hoffe, dass es den Yuracaré und anderen betroffenen Stämmen gelingt, die Koka-Bauern auf Dauer von ihren Gebieten fern zu halten. Leider ist auch dieser Konflikt ein Beispiel für schwindende natürliche Ressourcen und die damit verbundenen sozialen Spannungen. Solche Entwicklungen sind weltweit zu beobachten und werden immer dramatischer.

LG Jana
Jana
 

Re: Bolivien: Indios wehren sich gegen Drogenanbau

Beitragvon RuemHart » Mi 7. Okt 2009, 08:20

Hallo Jana,

du hast das Grundproblem für die Konflikte gut benannt:
schwindende Resourcen
und dazu gehört natürlich auch die Bevölkerungsexplosion in einigen Gebieten, die natürlich diese weniger werdenden Resourcen auch wollen.
Es gibt zu dem Thema ein wirklich gutes Buch der Faktor Vier,der ein Bericht an den Club of Rome ist.
Ich hoffe, dass wir es schaffen, unsere Politiker dazu zu bringen, endlich mehr davon in die Tat umzusetzen !! :ugeek:
Ansonsten wäre es wohl auch eine große Hilfe, wenn "unser " Papst endlich die Verhütungsmittel nicht mehr verdammen würde.
Wobei mir einfällt- sein Vorgänger hat übrigens gesagt, dass es die Hölle gar nicht gibt, da Jesus für unsere Sünden gestorben ist.
2000 Jahre verarsche !!! :evil:
Aber wenigstens geben sie es endlich zu.

Also ,
Kondome an die Macht !
Ruemhart
RuemHart
 

Re: Bolivien: Indios wehren sich gegen Drogenanbau

Beitragvon Jana » Mi 7. Okt 2009, 13:44

Hallo RuemHart,

ich stimme dir zu, dass das Problem der schwindenden Ressourcen durch die Bevölkerungsexplosion verschärft wird, und da diese vor allem in den Ländern der Dritten Welt in Bevölkerungsschichten mit geringer Bildung, unzureichender medizinischer Versorgung und daher schlechten Zukunftsaussichten für die Kinder stattfindet, bekommen gerade diese Gebiete die mit der Verknappung verbundenen Probleme zuerst zu spüren. Es ist ein endloser Kreislauf. Durch die Kolonialisierung wurden zunächst die intakten regionalen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse zerstört und die Ökologie durch den Anbau von Monokulturen unwiderbringlich ruiniert. Dadurch wurden die Menschen, die zumindest in ihrem Mikrokosmos einen gewissen Wohlstand erreicht hatten bzw. mit den Gegebenheiten gut zurecht kamen, in Armut und Abhängigkeit getrieben. Dann "schenkte" man den Kolonien (nachdem man sie gnadenlos ausgeplündert hatte) die Unabhängigkeit, oder sie erkämpften sie sich selbst, aber die Schäden sind so gravierend, dass diese Länder nur schwer wieder auf die Beine kommen. An die Stelle der Kolonialmächte sind jetzt multinationale Konzerne getreten, die im Namen der Globalisierung so weiter machen wie ihre Vorgänger, und die Menschen sind immer noch in der Spirale der Ausbeutung gefangen. Und dann kommt da noch die katholische Kirche daher und verteufelt die Verhütung. Inzwischen ist allgemein bekannt, dass Familienplanung ein wichtiger Grundstein für eine weitere und vor allem nachhaltige positive Entwicklung in armen Regionen ist, denn die Frauen können ihre immense soziale Kompetenz nun für die Belange ihrer Heimat einsetzen und müssen sich nicht mehr auf das Großziehen von Kindern beschränken (lassen). Viele Hilfsorganisationen setzen ganz bewusst auf die Frauen vor Ort und legen Projekte in ihre Hände, weil dann die Erfolgsaussichten gut sind und gleichzeitig die Stellung der Frau im allgemeinen gestärkt wird.

Leider war die Bekehrung durch MIssionare in vielen Teilen der Welt so erfolgreich, dass die Leute oft, wie man so schön sagt, "katholischer als der Papst" sind (was auch auf einigen Indianerreservationen zu gelten scheint). Hilfsorganisationen und Ärzte allein haben es deshalb schwer, ein Umdenken in den traditionellen Familien zu bewirken. Der Anstoß müsste wirklich vom Papst kommen, weil sein Wort (so seltsam das auch für uns klingt) für viele dieser Menschen Gesetz ist. Wenn man mal überlegt, wie viel Positives der Papst durch eine kleine Kursänderung erreichen könnte... Aber ich glaube nicht, dass das von der katholischen Kirche gewollt ist, denn die steckt - zumindest in den oberen Etagen - auch mit unter der Decke der Multis und hält die Hände auf, wenn es um die Gewinnverteilung geht. Das soll kein Angriff auf die sinnvolle und wichtige Arbeit von katholischen Hilfsorganisationen mit ihren vielen, oft ehrenamtlichen Mitgliedern sein, sondern ist nur mein persönlicher Eindruck.

Im konkreten Fall - womit wir wieder zum Thema kommen ;) - ist es so, dass die bolivianischen Indios selbst Koka anbauen und damit einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung ihrer Kultur leisten. Diese Pflanze ist in ihrem Leben so allgegenwärtig, dass ein Verzicht darauf ähnlich verheerende Folgen haben würde wie der Verlust der großen Büffelherden für die Prärie-Indianer Nordamerikas. Das ist ihnen bewusst, und deshalb wehren sie sich gegen das Eindringen der Bauern in ihr Reservat. Übrigens ist es eine relativ junge Entwicklung, dass solche Nachrichten von den Presseagenturen weltweit verbreitet werden. Vor einiger Zeit hätte man darüber kaum etwas gehört, aber der gewaltsame Protest der Amazonas-Indianer, über den wir auch in unseren News (sogar mit einem Exklusiv-Korrespondenten :) ) berichtet haben, hat der Welt die Augen geöffnet und die indigenen Völker Südamerikas mehr in den Fokus gerückt. Auch muss man sagen, dass das Bewusstsein für den Klimawandel und die damit verbundene Verknappung von Ressourcen weltweit gewachsen ist, und die indigenen Völker scheinen irgendwie ein Symbol für den Kampf dagegen und für einen nachhaltigen Umgang mit unserer Umwelt zu sein.

LG Jana
Jana
 

Re: BOLIVIEN - Indigene Nachrichten

Beitragvon Toque » Do 5. Jan 2017, 13:22

Ein weiterer Ethnie ist vom Aussterben bedroht. Von dem Stamm der Pacahuara existieren noch 4 Mitglieder.

siehe auch: https://kurier.at/politik/ausland/allmaehlicher-niedergang-einer-bolivianischen-volksgruppe-pacahuara-indianer-bestehen-nur-noch-aus-vier-mitgliedern/239.234.237
Toque
 



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