Re: Indianer verklagen Brauerei
von Bärbel » Di 27. Mär 2012, 15:51
Hallo Sandra,
irre ich mich, oder beschwerst Du Dich gerade, dass wir den von Dir eingestellten Link so kommentieren, wie WIR - jeder auf seine ganz persönliche Art und Weise und mit der ganz persönlichen Sichtweise - es für richtig halten? Nun, dann erkläre ich Dir mal, warum ICH nicht weiter darauf eingegangen bin: Mal zuallererst: Alkohol- und Drogenprobleme in Reservaten sind ja wohl alles andere als eine Neuigkeit sondern ein alter Hut, so dass ich davon ausgegangen bin, dass dies ja wohl kaum mehr der Diskussion bedarf. Ich wüsste auch gar nicht, was ich dazu "diskutieren" sollte. Das ist ein Fakt und etweder habe ich Ideen (und Taten) zu helfen, oder aber ich halte meine Klappe (eben wie Elk sagt "nicht auch noch den Finger in die Wunde legen"). Oder erwartest Du, dass ich dastehe und sage: "oh die armen Indianer, lasst sie uns mit unserer europäischen Weisheit überschütten, um die armen Würmilies aus ihrer misslichen Lage zu befreien"? Sorry, aber wer bin ich denn, dass ich mich erdreiste, diese Menschen belehren zu wollen? Zumal SIE haben ja eine Idee (eben diese Folgen des Alkoholismusses mildern zu wollen), brauchen dafür aber nunmal Geld, welches sie sich halt auf die oben beschriebene Weise verschaffen. Ist doch ein gangbarer Plan, oder? In meinen europäischen Augen vielleicht etwas seltsam konstruiert, nach amerikanischem "Recht" aber nunmal machbar ... warum sollte ich darüber urteilen?
So, und als nächstes: Ist Dir schon mal aufgefallen, dass in europäischen Köpfen Indianer grundsätzlich entweder die romantisch verklärten Edlen sind, die ständig einen weisen Spruch auf den Lippen haben, oder aber die versoffenen drogenabhängigen und deshalb ach so hilfsbedürftigen Reservatsbewohner? Ja natürlich gibt es Alkohol- und Drogenprobleme unter Indianern und die gibt es in durchweg jedem Reservat. ICH werde aber ganz bestimmt nicht die Indianer nur darauf reduzieren. Und deshalb werde ich mich immer bemühen, eben all die anderen Dinge, die Indianer heutzutage so ausmachen, in den Focus zu rücken und nicht gerade die Alkohol- und Drogenprobleme. Denn dann kommen solche "tollen" Artikel wie dieser hier raus (lokale Tageszeitung hier vom 24.3.2012):
[*]"Indianer mit EC-Karte
Plötzlich stand er vor uns. Ein Indianer. Mitten in der Stadt. Mein Sohn schaute ihn mit offenem Mund an und war zu überrascht, etwas zu sagen. Der Indianer stand in der Schlange vor uns im Einkaufszentrum und lud seine Einkäufe auf das Supermarktband. Drei Dosen Bier, ein Fläschchen Feuerwasser, eine Dose Ravioli und ein paar Bananen. Der Stadtindianer bezahlte mit seiner EC-Karte und packte seine Sachen in die Plastiktüte. Er hatte lange dunkle Haare, ein buntes Stirnband, lederne Mokassins. Ein Taschenmesser baumelte an seiner Jeans. Mein Sohn war total beeindruckt. Als der Indianer schon quer über den Parkplatz geschlichen war, riss mein Sohn sich von meiner Hand los und rannte hinter ihm her. "Bist Du Winnetou?", rief er ihm nach. Der Indianer drehte sich um. Er schaute ihn weise und ein bisschen traurig an: "Nein", sagte er, "aber ich bin ein echter Indianer, meine Vorfahren leben in Nordamerika." Mein Sohn schaute voller Ehrfurcht in die glasigen Augen. Und dann gab der Indianer ihm einen Satz fürs Leben mit auf den Weg: "Wenn Du immer gut zu allen Menschen, Tieren und Pflanzen bist, dann bist Du auch ein kleiner Indianer", sagte er. Mein Sohn nickte stumm.
Für mich war die Begegnung ein Geschenk des Himmels. Kein Supertipp eines Erziehungspapstes hätte einen nachhaltigeren Eindruck auf einen kleinen Jungen machen können als der angetrunkene Indianer auf dem Parkplatz. Den ganzen Tag über befand sich mein Sohn in einer Art entrücktem Zustand. In der Zeit danach spielte er nicht, er sei Winnetou, er war es.
Ich gebe zu, dass ich sein indianisches Gefühl manchmal für meine Zwecke missbrauche. Wenn mein Sohn zum Beispiel seiner kleinen Schwester mit der nachgebauten Silberbüchse unentwegt auf den Kopf hämmert, dann schreie ich nicht wie eine Furie herum, sondern sage nur leise: "Denk an die Worte des Indianers."
Meistens darf sie dann mitspielen, und hin und wieder lässt er sie sogar in sein Tipi. "Bist Du Nscho-tschi oder Sam Hawkins?", fragt Winnetou dann und fügt zur Information hinzu, "aber Nscho-tschi stirbt." Meine Tochter fügt sich dann in ihre Rolle als Sam Hawkins. Wüsste sie, welche Frisur der Mann trägt, würde sie vermutlich lieber als Nscho-tschi schnell sterben, als nur eine Minute dieses zerzauselte Raubein zu geben."
Der Junge ist süß, aber offensichtlich müssen jetzt schon hier ansäßige Indianer für das Klischee des ständig versoffenen Indianers herhalten ... und den weisen Spruch kriegt der gute Kerl auch noch gleich in den Mund gelegt.
Deshalb werde ICH PERSÖNLICH liebend gerne über alles mögliche aus Indian Country berichten oder diskutieren, aber ganz bestimmt nicht über Alkoholprobleme von Reservatsbewohnern!
Gruss
Bärbel