Cherokee Wigwam

[Hetane]

Im Juni des Jahres 1979 wurde in Poplar, Montana, die siebzehnjährige Kimberly Nees ermordet aufgefunden. Da sich der Tatort innerhalb der Fort Peck Reservation befand, ermittelte nicht nur die örtliche Polizei, sondern zusätzlich Beamte des FBI und der Stammes - Polizei . Den Behörden war bekannt, dass der Ort des Verbrechens ein beliebter Treffpunkt von Jugendlichen war, wo sie ihre Musik hörten, redeten und wohl auch den einen oder anderen Joint rauchten . Eine Befragung der Klassenkameraden von Kimberly Nees erfolgte somit nahezu zwangsläufig. Zu den Befragten gehörte damals Barry Beach. Barry wohnte in der Nähe von Kimberly und hatte an jenem Tag eine Verabredung mit einer Schwester der Ermordeten. Es war eine routinemäßige Befragung, wie sie allen Klassenkameraden zuteil wurde. Obwohl die Beamten einige Spuren sichern konnten , blieb der Fall jedoch ungelöst. Das tragische Schicksal für Barry Beach nahm seinen Lauf, als er in 1983 seinen Vater in Louisiana besuchte. Der Vater hatte inzwischen eine andere Ehefrau. Da die Stiefmutter von Barry befürchtete, er würde ihre Tochter zum Durchbrennen überreden, erwirkte sie schließlich bei den Polizeibehörden eine Festnahme ihres Stiefsohnes. Um die Sache noch schlimmer zu machen, erzählte sie den Beamten, Barry wäre ein Verdächtiger im Mordfall von Kimberley Nees gewesen. Für Barry Beach begann ein langer Leidensweg . Die Beamten in Louisiana konfrontierten ihn mit dem aktuellen Mord an drei Frauen – und er wurde zum Hauptverdächtigen im Mordfall Kimberly Nees . Am vierten Tage seiner Verhaftung mit zahlreichen Verhören kam es für den 21 – Jährigen zu einem siebenstündigen , ununterbrochenen Verhör, an dessen Ende Barry den Mord an Kimberly Nees eingestand. Barry wurde des Mordes angeklagt und zu 1oo Jahren Gefängnisstrafe ohne Bewährung verurteilt. Der einzige dem Gericht vorgebrachte Beweis für seine Schuld war sein Geständnis. Dieses Geständnis war auf einer Kassette aufgenommen, zum Zeitpunkt der Gerichtsverhandlung aber bereits wieder von den Beamten gelöscht worden. Alle anderen Beweismittel und Zeugenaussagen, welche Barry Beach seinerzeit entlastet hätten, wurden dem Gericht nicht vorgelegt bzw. nicht zugelassen. Seit seiner Anklage beteuerte Barry immer wieder seine Unschuld, ohne Erfolg. Die ersten Jahre der Haft vergingen, das Schicksal schien ihn vergessen zu haben. In 1991 war er das erste Mal im amerikanischen Fernsehen zu sehen, als einer von vier inhaftierten Natives, welche vor dem Montana und Wyoming Stammesführer – Council und dem damaligen Gouverneur von Montana sprechen durften. Im selben Jahr sah er im Gefängnis einen Bericht über >Centurion Ministries< Diese gemeinnützige Gesellschaft hilft unschuldig Verurteilten, ihre Freiheit wieder zuerlangen.
Barry schrieb an diese Gruppe. Centurion Ministries bekommt jährlich zahllose Briefe. Erst sieben Jahre später sollte sich diese Gruppe dem Fall von Barry Beach annehmen, nachdem Barry ein Empfehlungsschreiben eines Buchautoren erhielt. Nach der ersten Prüfung der Prozessunterlagen erkannte Centurion Ministries sehr schnell die vielen Verfahrensfehler bzw. die unberücksichtigten Beweismittel und Zeugenaussagen. Es sollten jedoch noch mehrere Jahre vergehen, bevor Barry Beach Gerechtigkeit widerfahren sollte. In den Jahren seiner Haft, er war in vier US – Staaten und insgesamt neun Gefängnissen, hat Barry einige Dinge zu Wege gebracht. In 1996 wurde er als indianischer Künstler anerkannt, zwei von ihm hand geschnitzte Flöten wurden während der olympischen Sommerspiele in Atlanta ausgestellt. In 2001 erwirkte er mit anderen Natives , dass es in vier verschiedenen Gefängnissen Montana`s erlaubt wurde, die Heilige Pfeife und die Sweat Lodge in diese Haftanstalten zu bringen, damit Natives in Haft Zeremonien abhalten dürfen. Er erwarb mehr als sechzig Leistungs – Zertifikate, u.a. für Bildung, Selbst – Hilfe Gruppen, Journalismus und Weiteres. Für 27 Jahre wirkte er in der Gefängnis – Seelsorge mit. In 2008 wurde sein Fall zum Inhalt einer zweistündigen Sendung von NBC Dateline mit dem Titel : The Killing at Poplar River. Nach mehreren Jahren mühevoller Recherchen konnte Centurion Ministries genug Beweismaterial erbringen, um die Unschuld von Barry Beach nachzuweisen. Es ist schon lange bekannt, dass Kimberly Nees von einer Gruppe eifersüchtiger Schülerinnen getötet wurde. Schließlich gewährte das > Montana Board of Parole and Pardon < gegenüber Centurion Ministries, auf einem Hearing neue Beweise und Augenzeugen zugunsten der Unschuld von Barry Beach vorzubringen. In der Folge gewährte ein Richter , aufgrund der vorgebrachten Beweise, die vorläufige Freilassung von Barry Beach . Nach nahezu 29 Jahren unschuldiger Haft, durfte Barry Beach am 07. Dezember in 2011 das Staatsgefängnis in Montana verlassen. Die Unschuld von Barry Beach muss jedoch noch in einem neuen Gerichtsverfahren nachgewiesen werden.

Hetane

[Bärbel]

Wow! ... Ich werde das amerikanische "Rechts"-System wohl nie begreifen, wo man trotz längst Bekanntesein der Tatsache, dass andere eine Tat begangen haben, immer noch ein neues Gerichtsverfahren braucht, um einen dann ja wohl unschuldig Inhaftierten auch WIRKLICH frei zu bekommen ...

Gruss
Bärbel

[Elk Woman]

„Rückschau: USA -
Frei nach 28 Jahren“
Ausstrahlung war bereits im WDR, am Sonntag, 15. Januar 2012 (Weltspiegel):

http://www.daserste.de/weltspiegel/beitrag_dyn~uid,nr2m9hkg7miuhhzf~cm.asp

Wirklich kaum zu begreifen !!! ( Was ist das für ein "Rechts"system...?)

e.