Wie ja nun auch durch die deutschen Medien ging, ist die politische Lage in USA kompliziert und der Haushalt wurde nicht genehmigt, wodurch jetzt Gelder auf Eis gelegt sind. Regierungsmitarbeiter wurden in Zwangsurlaub geschickt, damit man keine entsprechenden Gehälter zahlen muss. WICHTIGE Mitarbeiter werden weiter bezahlt (dazu zählen seltsamer Weise auch alle Abgeordneten), aber von den über 2,5 Mio Staatsbediensteten sind derzeit 800.000 im "unbezahlten Urlaub".
So kommt es, dass Nationalparks schliessen wie z.B. Yosemity oder Grand Canyon ... wobei man jetzt genau aufpassen muss, was nun wirklich geschlossen ist und was nicht. Die Parks auf Stammesland haben nämlich geöffnet. So ist z.B. die Ostseite des Grand Canyon geschlossen (also da, wo es am meisten touristisch aufbereitet ist, sprich im Bereich von Grand Canyon Village), die Westseite jedoch auf Hualapai-Gebiet ist weiterhin geöffnet (https://www.facebook.com/notes/hualapai-tourism/grand-canyon-west-to-remain-open-during-government-shutdown-of-national-parks/521683311256377). Auch die Navajos halten ihre Parks wie Monument Valley, Window Rock und ähnliches geöffnet. (http://navajonationparks.org/)
Und das, obwohl gerade Indian Country sehr wohl betroffen ist durch die Finanzmisere der US-Regierung. Läuft für viele Amerikaner das Leben völlig normal, weil eben die "wichtigen" Dienste aufrecherhalten wurden, fehlt es für Indian Country plötzlich an allen Ecken und Enden:
http://indiancountrytodaymedianetwork.com/2013/10/03/first-line-government-shutdown-hits-indian-country-151578
Washington, D.C. hat vor gerade mal dreiundsechzig Stunden (sorry, muss das in Worten schreiben, sonst entsteht hier ein Smiley, der an dieser Stelle völlig fehl am Platz ist) den Betrieb eingestellt, aber während in weiten Teilen der USA kaum Auswirkungen erkennbar sind, spürt man sie durchaus in Indian Country.
Gemäss Associated Press wurde die staatliche Förderung für Dienstleistungen gekürzt, was u.a. Zahlungen für Pflegefamilien, Ernährungsprogramme und finanzielle Hilfen für Arme betrifft - vieles davon in Gegenden, wo die Indianer sich darauf verlassen als Teil der Vertragsverpflichtungen durch die Regierung.
Mehr als 200 bundesstaatlich anerkannte Stämme leben in Alaska und bereiten sich gerade auf die harte Wintersaison vor, welche in weniger als einem Monat beginnt. Viele dieser Stämme erhalten staatliche Fördermittel zur Unterstützung der indianischen Ortschaften Alaskas, gemäß Aljazeera America.
"In etwa einem Monat haben wir 40 Grad unter Null", so Ed Alexander, zweiter Chief of the Gwichyaa Zheeband of Gwich’in Indians. "Ich hoffe, die Republikaner kriegen ihren Gesetzentwurf zusammen und bestätigt mit einer dauerhaften Resolution. Jeder hofft das. Es sind die ärmsten der Armen, die am meisten zu leiden haben. Das ist, was hier passiert."
Die Crow von Montana haben vorsorglich mehr als 300 Arbeiter am 2. Oktober beurlaubt, so AP. Der Stamm hat 13000 Mitglieder und die Freistellung der Arbeiter sorgte für Kürzungen bei Stammesprogrammen, wie z.B. die häusliche Pflege für Ältere und Behinderte. Ebenso der Busverkehr in ländlichen Gegenden und ein Bewässerungsprojekt wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.
Shar Simpson, Leiter des Crow Programmes für häusliche Pflege, teilte der AP mit "Es wird hart werden. Wir bekommen bereits Anrufe von Leuten, die fragen `Wer kümmert sich um meine Mutter? Wer kümmert sich um meinen Vater?´"
Ohne die staatlichen Gelder steht den Stämmen nur ein minimales Budget zur Verfügung, um Normalität aufrechtzuerhalten. Wie lange sie das können, wird von den einzelnen Stämmen abhängen, da nicht alle auf Dinge zurückgreifen können wie Spielcasinos oder andere Unternehmen, die Geld einbringen. Viele Stämme sind bereits durch Armut verkümmert und haben nichts ausser die staatlichen Gelder, die nun ausgesetzt wurden.
"Werfen wir die Kinder einfach auf die Strasse oder helfen wir ihnen? Höchstwahrscheinlich werden wir diesen Familien helfen und tun, was immer in unserer Macht steht, bis die Angelegenheit geklärt ist" so Tracy "Ching" King, Präsident der Fort Belknap Reservation, gegenüber AP.
Nedra Darling, Pressesprecherin des Büros für Indianerangelegenheiten, sagte der AP, dass Polizeikräfte, Feuerwehr und einige Dienstleistungsprogramme aufrechterhalten würden, während die stationäre Sorge für Kinder und Erwachsene, die finanzielle Unterstützung der Armen und die Bezahlung für Anbieter von Pflegediensten eingestellt würden.
Ebenso wie die Crow und die Stämme in Alaska bereitet sich der Yankton Sioux Stamm in South Dakota auf den Winter vor. Die Stammesmitglieder sind abhängig von staatlichen Fördermitteln für die HHeizungsversorgung, da sie in einem Gebiet leben, was oftmals im Winter am härtesten betroffen wird.
"Ich weiss nicht, was wir machen werden", so Jean Archambeau, Vize.Vorsitzende der Yankton Sioux gegenüber AP. "Sie sagen bereits Schnee für den Westen des Staates und möglicherweise dieses Gebiet hier voraus."
Hilfsmittel sind aber nicht das einzige, was betroffen ist. Viele Stammesmitglieder verlieren möglicherweise ihre Jobs, obwohl sie gar nicht bei der Regierung angestellt sind. Wie Aljazeera America berichtet, sind Verträge und Subventionen überlebenswichtig für viele Unternehmen in Indian Country, wie z.B. die Holzwirtschaft, um nur ein Beispiel zu nennen.
"Es gefährdet Arbeitsplätze", so Ron Allen, Vorsitzender des Jamestown S´Klallem Stammes in Washington, gegenüber Aljazeera America. "Sie können ihre Erträge nicht verwalten, sie können ihre Bestände nicht verwalten, was aber zur Festsetzung der Bedarfsmengen benötigt wird. Es stoppt einfach alles an dieser Stelle."
Ben Shelly, Präsident der Navajo Nation, hat erst kürzlich ein Statement zu diesem Shutdown und seinen Auswirkungen auf die grösste Indianer-reservation des Landes herausgegeben
siehe auch https://indiancountrytodaymedianetwork.com/2013/10/03/president-shelly-issues-statement-regarding-government-shutdown-151572
"Dieser Regierungs-Stillstand ist die Gelegenheit für die Navajo Nation, wahre Souvereignität auszuüben", so Shelly "Auch wenn wir die Hilfe unserer bundesstaatlichen Partner benötigen, so können wir Verwaltungsrichtlinien hervorbringen und weiterführen, die die Navajo Nation stärken."
Shelly sagte gegenüber Aljazeera America, dass die Navajo Nation genügend Gelder hat, Gefängnisse, Polizeikräfte und andere Programme für etwa einen Monat aufrechtzuerhalten, dass aber andere Programme, wie z.B. Stammeseigene Colleges oder ähnliches beeinträchtigt sein könnten.
"Es ist unverschämt, dass die Regierung bloss wegen ein paar uneinsichtiger Kongressmitglieder komplett handlungsunfähig ist.", so Shelly gegenüber Aljazeera America "Sie haben eine Hauptaufgabe und das ist, eine Regierung zu bilden, sie sollten anfangen, endlich ihren Job zu machen."
Gruss
Bärbel