Government shutdown




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Government shutdown

Beitragvon Bärbel » Fr 4. Okt 2013, 07:21

Wie ja nun auch durch die deutschen Medien ging, ist die politische Lage in USA kompliziert und der Haushalt wurde nicht genehmigt, wodurch jetzt Gelder auf Eis gelegt sind. Regierungsmitarbeiter wurden in Zwangsurlaub geschickt, damit man keine entsprechenden Gehälter zahlen muss. WICHTIGE Mitarbeiter werden weiter bezahlt (dazu zählen seltsamer Weise auch alle Abgeordneten), aber von den über 2,5 Mio Staatsbediensteten sind derzeit 800.000 im "unbezahlten Urlaub".

So kommt es, dass Nationalparks schliessen wie z.B. Yosemity oder Grand Canyon ... wobei man jetzt genau aufpassen muss, was nun wirklich geschlossen ist und was nicht. Die Parks auf Stammesland haben nämlich geöffnet. So ist z.B. die Ostseite des Grand Canyon geschlossen (also da, wo es am meisten touristisch aufbereitet ist, sprich im Bereich von Grand Canyon Village), die Westseite jedoch auf Hualapai-Gebiet ist weiterhin geöffnet (https://www.facebook.com/notes/hualapai-tourism/grand-canyon-west-to-remain-open-during-government-shutdown-of-national-parks/521683311256377). Auch die Navajos halten ihre Parks wie Monument Valley, Window Rock und ähnliches geöffnet. (http://navajonationparks.org/)

Und das, obwohl gerade Indian Country sehr wohl betroffen ist durch die Finanzmisere der US-Regierung. Läuft für viele Amerikaner das Leben völlig normal, weil eben die "wichtigen" Dienste aufrecherhalten wurden, fehlt es für Indian Country plötzlich an allen Ecken und Enden:

http://indiancountrytodaymedianetwork.com/2013/10/03/first-line-government-shutdown-hits-indian-country-151578

Washington, D.C. hat vor gerade mal dreiundsechzig Stunden (sorry, muss das in Worten schreiben, sonst entsteht hier ein Smiley, der an dieser Stelle völlig fehl am Platz ist) den Betrieb eingestellt, aber während in weiten Teilen der USA kaum Auswirkungen erkennbar sind, spürt man sie durchaus in Indian Country.

Gemäss Associated Press wurde die staatliche Förderung für Dienstleistungen gekürzt, was u.a. Zahlungen für Pflegefamilien, Ernährungsprogramme und finanzielle Hilfen für Arme betrifft - vieles davon in Gegenden, wo die Indianer sich darauf verlassen als Teil der Vertragsverpflichtungen durch die Regierung.

Mehr als 200 bundesstaatlich anerkannte Stämme leben in Alaska und bereiten sich gerade auf die harte Wintersaison vor, welche in weniger als einem Monat beginnt. Viele dieser Stämme erhalten staatliche Fördermittel zur Unterstützung der indianischen Ortschaften Alaskas, gemäß Aljazeera America.

"In etwa einem Monat haben wir 40 Grad unter Null", so Ed Alexander, zweiter Chief of the Gwichyaa Zheeband of Gwich’in Indians. "Ich hoffe, die Republikaner kriegen ihren Gesetzentwurf zusammen und bestätigt mit einer dauerhaften Resolution. Jeder hofft das. Es sind die ärmsten der Armen, die am meisten zu leiden haben. Das ist, was hier passiert."

Die Crow von Montana haben vorsorglich mehr als 300 Arbeiter am 2. Oktober beurlaubt, so AP. Der Stamm hat 13000 Mitglieder und die Freistellung der Arbeiter sorgte für Kürzungen bei Stammesprogrammen, wie z.B. die häusliche Pflege für Ältere und Behinderte. Ebenso der Busverkehr in ländlichen Gegenden und ein Bewässerungsprojekt wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.

Shar Simpson, Leiter des Crow Programmes für häusliche Pflege, teilte der AP mit "Es wird hart werden. Wir bekommen bereits Anrufe von Leuten, die fragen `Wer kümmert sich um meine Mutter? Wer kümmert sich um meinen Vater?´"

Ohne die staatlichen Gelder steht den Stämmen nur ein minimales Budget zur Verfügung, um Normalität aufrechtzuerhalten. Wie lange sie das können, wird von den einzelnen Stämmen abhängen, da nicht alle auf Dinge zurückgreifen können wie Spielcasinos oder andere Unternehmen, die Geld einbringen. Viele Stämme sind bereits durch Armut verkümmert und haben nichts ausser die staatlichen Gelder, die nun ausgesetzt wurden.

"Werfen wir die Kinder einfach auf die Strasse oder helfen wir ihnen? Höchstwahrscheinlich werden wir diesen Familien helfen und tun, was immer in unserer Macht steht, bis die Angelegenheit geklärt ist" so Tracy "Ching" King, Präsident der Fort Belknap Reservation, gegenüber AP.

Nedra Darling, Pressesprecherin des Büros für Indianerangelegenheiten, sagte der AP, dass Polizeikräfte, Feuerwehr und einige Dienstleistungsprogramme aufrechterhalten würden, während die stationäre Sorge für Kinder und Erwachsene, die finanzielle Unterstützung der Armen und die Bezahlung für Anbieter von Pflegediensten eingestellt würden.

Ebenso wie die Crow und die Stämme in Alaska bereitet sich der Yankton Sioux Stamm in South Dakota auf den Winter vor. Die Stammesmitglieder sind abhängig von staatlichen Fördermitteln für die HHeizungsversorgung, da sie in einem Gebiet leben, was oftmals im Winter am härtesten betroffen wird.

"Ich weiss nicht, was wir machen werden", so Jean Archambeau, Vize.Vorsitzende der Yankton Sioux gegenüber AP. "Sie sagen bereits Schnee für den Westen des Staates und möglicherweise dieses Gebiet hier voraus."

Hilfsmittel sind aber nicht das einzige, was betroffen ist. Viele Stammesmitglieder verlieren möglicherweise ihre Jobs, obwohl sie gar nicht bei der Regierung angestellt sind. Wie Aljazeera America berichtet, sind Verträge und Subventionen überlebenswichtig für viele Unternehmen in Indian Country, wie z.B. die Holzwirtschaft, um nur ein Beispiel zu nennen.

"Es gefährdet Arbeitsplätze", so Ron Allen, Vorsitzender des Jamestown S´Klallem Stammes in Washington, gegenüber Aljazeera America. "Sie können ihre Erträge nicht verwalten, sie können ihre Bestände nicht verwalten, was aber zur Festsetzung der Bedarfsmengen benötigt wird. Es stoppt einfach alles an dieser Stelle."

Ben Shelly, Präsident der Navajo Nation, hat erst kürzlich ein Statement zu diesem Shutdown und seinen Auswirkungen auf die grösste Indianer-reservation des Landes herausgegeben

siehe auch https://indiancountrytodaymedianetwork.com/2013/10/03/president-shelly-issues-statement-regarding-government-shutdown-151572

"Dieser Regierungs-Stillstand ist die Gelegenheit für die Navajo Nation, wahre Souvereignität auszuüben", so Shelly "Auch wenn wir die Hilfe unserer bundesstaatlichen Partner benötigen, so können wir Verwaltungsrichtlinien hervorbringen und weiterführen, die die Navajo Nation stärken."

Shelly sagte gegenüber Aljazeera America, dass die Navajo Nation genügend Gelder hat, Gefängnisse, Polizeikräfte und andere Programme für etwa einen Monat aufrechtzuerhalten, dass aber andere Programme, wie z.B. Stammeseigene Colleges oder ähnliches beeinträchtigt sein könnten.

"Es ist unverschämt, dass die Regierung bloss wegen ein paar uneinsichtiger Kongressmitglieder komplett handlungsunfähig ist.", so Shelly gegenüber Aljazeera America "Sie haben eine Hauptaufgabe und das ist, eine Regierung zu bilden, sie sollten anfangen, endlich ihren Job zu machen."

Gruss
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von Anzeige » Fr 4. Okt 2013, 07:21

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Re: Government shutdown

Beitragvon Elk Woman » Sa 5. Okt 2013, 11:11

"Es ist unverschämt, dass die Regierung bloss wegen ein paar uneinsichtiger Kongressmitglieder komplett handlungsunfähig ist.", so Shelly gegenüber Aljazeera America "Sie haben eine Hauptaufgabe und das ist, eine Regierung zu bilden, sie sollten anfangen, endlich ihren Job zu machen."


Da spricht er wohl allen aus dem Herzen bzw. aus dem gerechten Zorn gegenüber poltischen Staatsvertretern, die ihre ganz persönlichen poltischen Spielchen auf Kosten eben des Staates, den sie verkörpern sollen und seiner Bevölkerung machen !

Hier aber dennoch etwas Einspruch gegenüber der globalen Meinung aus IndianCountry zu der Lage der restlichen..Amerikaner:

Läuft für viele Amerikaner das Leben völlig normal, weil eben die "wichtigen" Dienste aufrecherhalten wurden, fehlt es für Indian Country plötzlich an allen Ecken und Enden


Das spricht dagegen :

"Teile der US-Verwaltung stehen seit Dienstag still, weil sich der Kongress nicht auf einen Etat für das am 1. Oktober begonnene Fiskaljahr 2014 einigen kann.
Wegen des Haushaltsnotstands sind Hunderttausende Staatsbedienstete im unbezahlten Zwangsurlaub, (mit Familien, mit Zahlungsverpflichtungen, mit privaten Krankenversicherungen, etc.)
Behörden und Ministerien arbeiten mit Notbesetzungen, viele Museen und die Nationalparks sind geschlossen.

Von den Beschränkungen ausgenommen sind nur "unentbehrliche" Teile des Staatsapparats. Dazu zählen auch die Sicherheitsbehörden und die Armee.
Viele zivile Mitarbeiter des Militärs müssen aber zu Hause bleiben.

Von dem Zwangsurlaub für Staatsbedienstete sind auch die meisten Mitarbeiter der Abteilung im Finanzministerium betroffen, die für die Umsetzung der Sanktionen gegen den Iran und Syrien zuständig ist.
Nach Angaben des Weißen Hauses sind von den 175 Mitarbeitern derzeit nur noch elf im Dienst.
Die Abteilung könne nicht einmal mehr ihre "Kerntätigkeiten" aufrechterhalten, sagte Sprecher Jay Carney.
Insbesondere der Iran hat eine ganze Reihe von Strohfirmen gegründet, um Wirtschafts- und Finanzsanktionen zu umgehen.
Die Abteilung ist auch für die Umsetzung von Sanktionen gegen terroristische Vereinigungen und Lieferanten von Massenvernichtungswaffen verantwortlich.

Audio: US-Haushaltsnotstand - Außenpolitik und Zulieferer leiden

http://www.tagesschau.de/multimedia/audio/audio112320.html


e.
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Re: Government shutdown

Beitragvon Bärbel » Sa 5. Okt 2013, 15:36

Hallo Elk,

ja stimmt, man kann nicht generell sagen, dass das Alltagsleben normal weiterläuft in USA. Bekannte von uns arbeiten für das Oak Ridge National Lab in Tennessee oder in Los Alamos, für die läuft gar nichts normal, die sind nämlich unter den 800.000 in Zwangsurlaub geschickten. Touristen kriegen die Auswirkungen auch zu spüren, zumindest, wenn sie die "government" Sehenswürdigkeiten (Parks, Museen etc.) besichtigen wollen. Ebenso die Leute, die staatlich geführte Einrichtungen/Dienstleistungen nutzen wollen. Und Mitarbeiter von Firmen, die mit der Regierung Verträge haben, die spüren natürlich auch diesen "shutdown".

Leute aber "wie Du und ich", die z.B. als Klempner/Dachdecker/Friseur/Putzfrau usw. der Region arbeiten, die bekommen weiterhin täglich ihre Post, können weiterhin für den täglichen Bedarf einkaufen, können weiterhin ihrer geregelten Arbeit nachgehen usw.. Für DIE - und das sind nunmal tatsächlich die Mehrheit der Bevölkerung - ändert sich gerade nicht allzu viel.

"Indian Country" hat aber nunmal sehr starke Verflechtungen mit Regierungseinrichtungen/Dienstleistungen, so dass dort dann natürlich auch die Auswirkungen im Alltagsleben deutlich spürbarer sind als anderswo.

Gruss
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Re: Government shutdown

Beitragvon Elk Woman » Sa 5. Okt 2013, 23:36

Genau so hab ich es auch mitbekommen. Danke, Bärbel !
Wollte nur nicht den Eindruck erwecken, als wären wiedermal "nur" ...die Indianer betroffen; d.h. es sind eben immer zuerst leider die Ärmsten der Armen
( auch die anderen Amerikaner die auf staatl. Stütze angewiesen sind), denen es zuerst an die Substanz geht.-

LG,
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Re: Government shutdown

Beitragvon Bärbel » So 6. Okt 2013, 07:12

genau!
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Re: Government shutdown

Beitragvon Elk Woman » So 13. Okt 2013, 21:42

Utah und Arizona umgehen Bundes shutdown und öffnen wieder ihre Nationalparks

Utah hat seine Nationalparks an diesem Weekend wieder geöffnet :

"Aufgrund des Fehlens von Mitteln aus dem Kongress wurde letzte Woche das Department of Interior gezwungen, alle Nationalparks im ganzen Land zu schließen, d.h. die mehr als 20.000 National Park Service Mitarbeiter in unbezahlten Zwangsurlaub zu schicken , wodurch die Sicherheit der Besucher und die Sicherheit der Ressourcen nicht mehr gewährleistet werden konnte ".

"In Reaktion auf die wirtschaftlichen Auswirkungen durch die Park Schließungen auf viele Gemeinden und lokalen Unternehmen, gab es nun eine Einigung mit dem Department of Interior, dass der National Park Service einen Vertrag mit dem Staat Utah schließt, den Arches National Park, Bryce Canyon National Park, Canyonlands National Park, Captiol Reef National Park, Cedar Breaks National Park , Cedar Breaks National Monument, Glen Canyon National Recreation Area, Rainbow Bridge National Monument, Natural Bridges National Monument und Zion Nationalpark ab diesem Wochenende für 10 Tage auf Kosten des Staates Utha wieder zu öffnen. Auch über die 10 Tage hinaus könnten zusätzliche Mittel erbracht werden."


Und auch der Bundesstaat Arizona öffnete den Grand Canyon National Park :

"In einem separaten Deal zwischen dem Bundesstaat Arizona und dem Innenministerium, wurde wahrswcheinlich auch der Grand Canyon National Park an diesem Wochenende wieder geöffnet, berichtet The Arizona Republic.
Hier tritt auch der Bundesstaat dafür für eine Woche ein, d.h. Arizona wird $ 651.000 für eine Woche im Wert der Kosten für die Wiedereröffnung der gesamte Park zahlen.
Das Geld wird eine Mischung von Staat und von "anderen" US-Dollar sein, sagte Navajo Sprecher Andrew Wilder, einschließlich der Gelder von einem Tusayan Unternehmen."

http://navajotimes.com/news/2013/1013/101113parks.php
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