INUIT jagen Eisbären




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INUIT jagen Eisbären

Beitragvon wasicun-win » Di 24. Mär 2009, 18:48

INUIT jagen Eisbären

Regierung in der Arktis genehmigt Abschuss

Ottawa. Trotz eigener Bedenken lässt die Regierung des kanadischen Arktisterritoriums Nunavut in der kommenden Jagdsaison auf der Insel Baffinland erneut den Abschuss von 105 Eisbären zu. Obwohl Wissenschaftler befürchten, dass diese Quote den Bestand in der Baffin-Bucht zwischen Kanada und Grönland gefährden könnte, beugt sie sich dem Druck von Inuit-Organisationen, die Jagd-Einschränkungen ablehnen. Dagegen wird am westlichen Ufer der Hudson Bay die Jagdquote trotz Widerstands der Inuit gesenkt.

Die Naturschutzunion IUCN schätzt den weltweiten Eisbärenbestand auf bis zu 25 000. In Kanadas Arktis leben etwa 15 000 Eisbären, der größte Teil in Nunavut im Osten der kanadischen Arktis. Das Eis in der Nordpolregion schmilzt stärker und schneller. Der Eisbär aber braucht zum Überleben Eis, auf dem er Robben jagt. Nach Ansicht der Forscher droht den weißen Bären in einigen Regionen binnen Jahrzehnten die Vernichtung.


Dennoch folgte das Nunavut Wildlife Management Board den Jägern, die überzeugt sind, dass es mehr Bären gebe als vor zehn Jahren. Die Umweltorganisation WWF rief Kanadas Umweltminister zum Einschreiten auf. Die Inuit töten die meisten der Bären zum eigenen Konsum, den Rest verkaufen sie an ausländische Jäger.

Quelle :24.03.2009

Frankfurter Rundschau

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/ ... em_loc=105
wasicun-win
 

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Re: INUIT jagen Eisbären

Beitragvon Elk Woman » Di 24. Mär 2009, 23:00

Hi, Wasi,

da ist man wieder innerlich zerissen, denn die Sache hat ja mehrere Aspekte: Einmal die traditionelle Jagd und sicher auch Lebensgrundlage der Inuit, dann die sich sowieso durch die klimatische Veränderung zuspitzende tickende Lebensuhr für die Eisbären ( das größte Raubtier der Welt - und man möchte es glattweg nur noch "retten", "retten", als ohnmächtig das mit anzusehen...) und eben die immer weniger werdenden Lebensgrundlagen für sie die eine größere Population gar nicht mehr ernähren würde, aber auch die Anzahl der Geburten bzw. Überlebenden sicher sowieso schon schrumpfen läßt...Es ist irgendwie ein Teufelskreis und keiner hat dafür einen Plan was man tun könnte...

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Re: INUIT jagen Eisbären

Beitragvon Jana » Mi 25. Mär 2009, 16:22

Hallo Wasi und Elk,

auch ich bin bei dem Thema innerlich zerrissen. Einerseits möchte ich auch nicht, dass die stolzen Eisbären von unserem Planeten verschwinden, aber wenn sie sowieso aufgrund des Klimawandels aussterben werden, ist die Jagd (in diesem Fall mit dem Gewehr, also auf keinen Fall so grausam wie bei den Robben, zumindest wenn der Schütze gleich richtig trifft) vielleicht sogar eine gnädige Methode. In der Evolution, die hier durch den vom Menschen verursachten Klimawandel zwar beschleunigt, aber nicht ausgelöst wird, gibt es immer Gewinner und Verlierer. Und die stark spezialisierten Eisbären scheinen wohl auf der Verliererseite zu stehen. Erst kürzlich tagten die Anrainerstaaten der Polarregion zur Rettung der Eisbären. Über konkrete Beschlüsse habe ich nichts gelesen, da muss ich mich noch mal schlau machen, aber viel scheint die Konferenz nicht gebracht zu haben. Einig sind sich die Experten in der Schätzung, dass der Eisbär in freier Wildbahn bis zum Jahr 2100 komplett ausgestorben sein wird.

Die Haltung in Zoos ist nicht wirklich eine Alternative, da gibt es viele Probleme, vor allem mit der Aufzucht der Jungen. Prominente Beispiele dafür sind Knut und Flocke. Und selbst wenn es in vielen Zoos gelingt, Eisbären artgerecht zu halten und über internationale Zusammenarbeit erfolgreich zu verkuppeln, können diese paar Bären wohl kaum den Genpool für eine zukünftige neue Wildpopulation bilden, falls ihre Lebensräume wieder auf Dauer bewohnbar werden.

Die Eisbären stecken in einem echten Dilemma. Durch die frühere und längere Eisschmelze machen sie weniger Beute, was vor allem für die Mütter schlimm ist, die sich nicht genug Reserven anfressen können, um ihre Jungen zu säugen. Wenn schon genug Milch für die Kleinen da ist, sind die Bärinnen nach der Aufzucht oft so entkräftet, dass sie im kommenden Jahr keinen Nachwuchs aufziehen können oder sogar sterben. Auch viele männliche Eisbären verhungern regelrecht, weil sich ihre Beutetiere, die zunächst - aber auch nur vorläufig - von der Klimaerwärmung profitieren, ins Wasser flüchten können, wo früher nur festes Eis war. Und im Wasser sind Eisbären schlechtere Jäger. Sie müssen oft sehr weit schwimmen, um überhaupt einigermaßen festes Eis zu erreichen. Manche Bären ertrinken sogar vor Erschöpfung, weil sie in ihrem ausgehungerten Zustand keine Kraft mehr haben, um schwimmend größere Strecken zurückzulegen.

Andererseits haben sie den Müll der menschlichen Siedlungen als Nahrungsquelle entdeckt und werden so unter Umständen zur Gefahr für Menschen selbst. In einigen Regionen Alaskas gibt es richtige Eisbärengefängnisse, in welche die Tiere zur Abschreckung gesperrt werden, bis sie wieder auf dem Packeis jagen können. Dort gibt es nur Wasser, sie werden nicht gefüttert und stehen wochenlang, oft ohne Tageslicht und Frischluft, im eigenen Kot. Man hofft, dass sich die Bären das merken und in Zukunft menschliche Siedlungen meiden, aber der Hunger und die Aussicht auf leichte (Müll)-Beute sind wohl stärker, denn die Bären kommen jedes Jahr wieder. Also ist diese Methode, vor allem weil sie unmenschlich ist, sehr fraglich.

Ich habe mal einen interessanten Bericht der BBC gesehen, in dem die Frage gestellt wurde, welche Tiere es "wert" sind, vor dem Aussterben gerettet zu werden. Auf BBC-typische Weise wurde untersucht, ob man lieber Nützlinge retten sollte, die für das Ökosystem eine große Rolle spielen, auch wenn sie vielleicht nicht hübsch oder niedlich sind (das trifft zum Beispiel auf viele Reptilienarten zu), oder lieber die großen, "dekorativen" Tiere mit Symbolcharakter in Reservaten für die Nachwelt erhalten sollte. Natürlich wurde keine Wertung getroffen, aber es wurde schon klar, dass man nicht alle Tiere vor der durch den Menschen beschleunigten Vernichtung bewahren kann. Vielleicht wird der Eisbär bald in einem Atemzug mit dem Dinosaurier, dem Mammut und dem Dodo genannt...

Puh, irgendwie bin ich heute in der Stimmung für wissenschaftliche Abhandlungen. Aber macht nix, dadurch kommt wenigstens das durch das Studium von Greenpeace-Material und das Anschauen von Dokumentarfilmen gespeicherte Wissen mal ans Tageslicht. ;)

LG Jana
Jana
 

Re: INUIT jagen Eisbären

Beitragvon Elk Woman » Mi 25. Mär 2009, 17:24

Danke, Jana,

ist ja auch gut das wir hier nicht auf einer all zu flachen Ebene diskutieren. Ich dachte auch an die Wandel der Evolution im Laufe der Erdzeitalter und das da wohl wesentlich mehr Tierarten ausgestorben sind, als wir sie vom Hörensagen etc. kennen, andere aber wieder sich durch Anpassung an andere Verhältnisse dazugekommen sind. Ist wohl so, auch wenn wir es heute schmerzlichst wahrnehmen da wir diese Tiere ( auch durch Tierparks etc.) so hautnah erleben, wo ja früher kaum Jemand solche Möglichkeiten hatte außer er machte eine wissenschaftliche Exkursion in die Gebiete. Eine Alternative sind Tierparks/ Zoos´für die Tiere nicht ( für uns Menschen schon, um sie noch zu erleben). Und ein zu beengter Lebensraum ist eben wie Du schon so ausführlich schriebst auch mit Mißständen und Gefahren verbunden, die dann wieder Probleme nach sich ziehen. Es geht eben durch die umweltschädigenden Eingriffe in die Natur mit unserem Klima zur Zeit uns bissel erschreckend schnell; auf der anderen Seite hat es auf der Erde immer klimatische Wandel gegeben und die Erde hat sich ganz neu regeneriert, "mit Allem was darauf lebt "....Also, die nächste Sinnflut werden wir und unsere direkten Nachkommen nicht erleben; wir Glückseeeligen; aber steigender Wasserspiegel und Pool- bzw. Gletscherabschmelzungen weisen schon bissel daraufhin...Wir brauchen deshalb nicht in Panik zu geraten und mit dem Bau der Arche zu beginnen, aber die Erde ist halt nicht statisch und besteht aus inaktiven - und aktiven Vulkanen, aus unterirdischen Erdplatten zwischen den Kontinenten , etc. ( Im Moment bin ich nur froh das ich nicht in Mikronesien zur Welt kam, denn die Menschen dort bekommen schon den Wandel und nahende Überschwemmung ihrer Inseln zu spühren ...)

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