Heute aus dem Nachrichten ticker entnommen:
Kanadas Indianer hoffen auf Papst-Entschuldigung
Erschienen am 26. April 2009
"Kanadas Ureinwohner hoffen auf eine offizielle Entschuldigung von Papst Benedikt XVI. für alle Misshandlungen, die sie als Kinder in katholischen Internaten erlitten haben. Eine Delegation ihres Dachverbandes, der Assembly of First Nations, ist für diesen Mittwoch zur Audienz beim Oberhaupt der katholischen Kirche in Rom eingeladen, hieß es am Sonntag auf der Internetseite der Organisation (www.afn.ca).
Die Gruppe wird von ihrem Chef Phil Fontaine geleitet, der als Sechsjähriger selbst zur Umerziehung in eines der Internate gesteckt worden war. Er wird vom kanadischen Erzbischof James Weisgerber begleitet. Ein Jahrhundert lang zwangsassimiliert
Der kanadische Staat hatte den Nachwuchs seiner Ureinwohner ein ganzes Jahrhundert lang, bis in die 1980er Jahre, aus deren Familien und Reservaten gerissen und in den Schulen zwangsassimiliert. Dort durften junge Indianer, Inuits (Eskimos) und Cree, weder ihre Muttersprache sprechen noch den Riten und Traditionen ihrer Stämme folgen. Viele Jugendliche wurden fernab von ihren Reservaten und ohne den Schutz der Eltern geschlagen und sexuell ausgebeutet. Die Schulen wurden zwar staatlich unterstützt, überwiegend aber von der katholischen Kirche geführt.
Hoffen auf Versöhnung
Eine Erklärung des Papstes könne die Versöhnung zwischen den Betroffenen und den Katholiken, überhaupt allen Kanadiern, "enorm fördern", schreibt die Organisation der Ureinwohner auf ihrer Internetseite. "Das Treffen verspricht, ein historisches und bewegendes Ereignis zu werden", erklärte Fontaine. Der Indianerhäuptling hegt vor allem deshalb hohe Erwartungen an die Zusammenkunft, weil Benedikt XVI. 2008 zu den Sexskandalen der katholischen Kirche in den Vereinigten Staaten und Australien bereits Stellung bezogen hatte. Der Papst sprach den Opfern in den USA bei einem Besuch offiziell sein Mitgefühl aus und verurteilte australische Geistliche für ihre Taten.
Vom Staat finanziell entschädigt
Die kanadische Regierung hatte die Ureinwohner vor wenigen Jahren mit etwa 1,5 Milliarden Euro für die physischen, psychischen und sexuellen Misshandlungen in den Schulen entschädigt. Mit der Zahlung wollte das Land endlich eines der dunkelsten Kapitel seiner Geschichte schließen. Experten führen viele Probleme der Ureinwohner, allen voran den weit verbreiteten Alkoholismus, Gewaltausbrüche und Inzest, auf das über Generationen erlittene Unrecht in den Internatsschulen zurück."