Residential Schools




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Residential Schools

Beitragvon Ellen » Di 1. Jun 2021, 15:06

Auf dem Gelände der ehemaligen Residential School in Kamloops, BC, wurden die Überreste von 215 Kindern entdeckt.

Artikel von ORF:
Überreste von 215 Kindern in Heim entdeckt

Artikel in der Zeit:
Was geschah mit den kanadischen Ureinwohner-Kindern?

CTVNews:
'We do not want this to be hidden': Remains of 215 children discovered on site of former residential school

Dies ist nicht der este Fund von unmarkierten Gräbern, und es wird vermutet, dass es an vielen anderen der 139 ehemaligen Residential Schools weitere Grabstätten gibt, da viele Kinder vermisst werden, deren Tod nicht dokumentiert wurde.

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von Anzeige » Di 1. Jun 2021, 15:06

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Re: Residential Schools

Beitragvon Elk Woman » Mi 2. Jun 2021, 23:00

Unbegreiflich, dass dies schlimme Kapitel Kanadas scheinbar erst jetzt wahrgenommen wird.... - und das Entsetzen ist groß...
Aber wer bekennt sich schon freiwillig zu grauenvollen Kapiteln in seiner Geschichte;
ist bei uns auch nicht anders bei dem Erbe der Kolonialzeit, dem Völkermord an den Herero und Nama ..


Massengrab indigener Kinder: Trudeau sagt Opfern Unterstützung zu

Nach der Entdeckung eines Massengrabs mit Überresten von 215 Kindern bei einem früheren staatlichen Internat für Indigene
hat Kanadas Premierminister Justin Trudeau den Überlebenden solcher Einrichtungen mehr Unterstützung zugesagt.

"Wir haben konkrete Maßnahmen versprochen, und auf diese Weise werden wir Überlebende, Familien und indigene Völker unterstützen",
sagte der Regierungschef am Montag (Ortszeit), ohne Einzelheiten zu nennen.

"Traurigerweise ist dies keine Ausnahme oder ein einzelner Vorfall.
Wir werden uns nicht davor verstecken. Wir müssen die Wahrheit anerkennen", sagte Trudeau weiter.
Diese Schulen seien eine Realität gewesen.
"Eine Tragödie, die hier in unserem Land existierte, und wir müssen uns dazu bekennen."


https://www.news.de/panorama/855920710/leichenfund-auf-grundstueck-von-altem-internat-in-kamloops-kanada-sterbliche-ueberreste-von-215-kindern-kanadischer-ureinwohner-entdeckt/1/
"No man is an Iland, intire of itselfe
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Re: Residential Schools

Beitragvon Ellen » Sa 26. Jun 2021, 14:38

Ergebnis einer Untersuchung in Saskatchewan:

Cowessess First Nation says 751 unmarked graves found near former Sask. residential school

Der Begriff Massengrab in deutschen oder anderen Artikeln ist übrigens nicht zutreffend.

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Re: Residential Schools

Beitragvon Ellen » Di 13. Jul 2021, 18:10

Ein Artikel zum Thema in deutscher Sprache:

Die brutale Historie der Indigenen-Schulen in Kanada

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Re: Residential Schools

Beitragvon Ellen » Fr 10. Sep 2021, 15:24

Heute wurde ein Musikvideo veröffentlicht, das Tom Jackson als Reaktion auf den Fund der 215 unmarkierten Kindergräber in Kamloops geschrieben und produziert hat.

Lost Souls

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Re: Residential Schools

Beitragvon Ellen » So 24. Jul 2022, 10:19

Paul Dixon (Cree) hat 10 Jahre in Residential Schools zugebracht.

I spent 10 years in residential schools. This is what I want my grandchildren to know

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Re: Residential Schools

Beitragvon Elk Woman » So 24. Jul 2022, 12:17

Papst Franziskus begann seine Kanada Reise
und stellt sich als erster Papst der katholischen Verantwortung
all der Leiden in den `Umerziehungs-Schulen`:



Rom/Ottawa (dpa) -

Papst Franziskus ist zu einer schweren und bedrückenden Reise aufgebrochen.
Das katholische Kirchenoberhaupt will sich dort einem grauenvollen Kapitel aus der Vergangenheit der Kirche stellen.

Sein Hauptanliegen wird es sein, die Ureinwohner Kanadas um Vergebung für Missbrauch, Gewalt und Erniedrigung zu bitten,
den Vertreter der Kirche über Jahrzehnte an Kindern in Internaten begingen.

Als Büßer werde er zu den Menschen reisen, um zum "Weg der Heilung und Versöhnung beizutragen",
sagte der 85 Jahre alte Argentinier eine Woche zuvor in Rom.

Die Welt erfuhr erst vor etwas mehr als einem Jahr davon,
aber die Familien der indigenen Kinder, die niemals wieder nach Hause kamen, ahnten es wohl schon lange.

An früheren Internaten tauchten sterbliche Überreste von mehr als 1000 Kindern von Ureinwohnern auf.
Kanada stand unter Schock.
Und mit einem Mal war das Land, das sich stets auf der richtigen Seite der Geschichte sah,
mit einem dunklen Teil seiner Vergangenheit konfrontiert.

Die Kirche in Kanada hatte einst über 100.000 indigene Kinder von ihren Familien getrennt
und versucht, ihnen ihre Kultur auf brutale Art und Weise auszutreiben.

Von "kulturellem Genozid" ist offiziell die Rede -
begangen ausgerechnet im heute so liberalen und vielfältigen Kanada.

Die Knochenfunde schlugen den Kanadiern mit voller Wucht ins Gesicht und zwangen das Land,
sich mit seinem Umgang mit den Ureinwohnern auseinander zu setzen -
und mit der Rolle der katholischen Kirche.

Folgen des "kolonialen Traumas"

Die Visite des Papstes ist für Crystal Fraser, Historikerin an der Universität von Alberta, eine große Chance:
"Der Besuch des Papstes in Kanada ist historisch und ein unglaublicher Moment in der anhaltenden Notwendigkeit,
in Kanada nach Wahrheit und Versöhnung zu streben",
sagt die Angehörige der indigenen Gruppe der Gwichyà Gwich'in.

Dies sei die Gelegenheit, weiter an der Heilung der Indigenen von Folgen des "kolonialen Traumas" zu arbeiten.

"Die Reise von Papst Franziskus ist eine sehr gute Sache.
Es zeigt, dass das für ihn eine Herzensangelegenheit in einer besonderen Situation mit einer Gemengelage aus der indigenen Kultur,
einer westlichen Leitkultur und der Geschichte der Kolonialisierung ist", findet Präventionsexperte Pater Hans Zollner,
der als Berater in der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen sitzt.
"Der Papst sucht die Auseinandersetzung mit dem Leid und den Verbrechen, und will Versöhnung."

Die Internate in Kanada - einem Land, in dem viele Katholiken nicht besonders gläubig sind -
existierten seit mehr als 100 Jahren.
Ihren Anfang nahmen sie mit einer ersten Schule des Franziskanerordens im 17. Jahrhundert.
Ein System entstand erst nach der Gründung der kanadischen Föderation 1867.
Die von der Regierung 2008 eingesetzte Wahrheits- und Versöhnungskommission
zählte 139 Schulen, die indigene Kinder zwangsweise besuchen mussten.
Die letzten wurden 1996 geschlossen, schätzungsweise waren 150.000 Kinder betroffen.



Schüler starben an Krankheiten, Unterernährung, Unfällen:

Mit dem System versuchten die kanadischen Siedler, die freien indigenen Völker einzugemeinden,
ihnen kulturelle Vorstellungen, Sprache und den Kapitalismus aufzudrängen.

Brutale Behandlung und Überfüllung der Institutionen führten dabei zu vielen Todesfällen:
Die Schüler starben unter anderem an Krankheiten, Unterernährung oder bei Unfällen.
Die Zahl der Opfer liegt der Wahrheits- und Versöhnungskommission zufolge in den Tausenden.

Eine zentrale Rolle spielte die katholische Kirche als Trägerin der Anstalten. Kanadas Premierminister Justin Trudeau -
der selbst Katholik ist und das Thema zur Chefsache machte - verlangte eine Entschuldigung des Papstes.

Die Reise von Franziskus gilt daher auch als ein politischer Erfolg für die Regierung in Ottawa,
die sich die Aussöhnung mit den Indigenen auf die Fahnen geschrieben hat.

Franziskus wird drei Orte besuchen: Edmonton, Québec und Iqaluit im hohen Norden des Atlantiks.

Das Programm am Montag in Edmonton in der Provinz Alberta,
wo Franziskus zunächst Indigene an einer ehemaligen Internatsschule treffen wird,
dürfte auch mit Bedacht am Anfang der Reise stehen.

Dass er in seiner Rolle als Staatsoberhaupt der Vatikanstadt Premier Trudeau anders als üblich nicht gleich zu Beginn trifft,
zeigt, worauf Franziskus sein Augenmerk hat.

Am Ende ist in Iqaluit - der Name bedeutet übersetzt etwa "Ort mit viel Fisch" - ein Treffen mit ehemaligen Internatsschülern geplant.

Auf dem Reiseplan stehen zudem mehrere Treffen mit Vertretern der First Nations, Inuit und Métis.
Sie waren bereits Ende März im Vatikan gewesen.
Damals bat der Pontifex bereits um Vergebung.

Beobachter werden auch genau darauf achten, wie Franziskus die sechs Tage auf seiner 37. Auslandsreise
mit vielen Transfers, neun Reden und zwei Messen vor Tausenden Gläubigen gesundheitlich durchsteht.
Noch immer plagt ihn ein Knieleiden. Auf Anraten seiner Ärzte sagte er deshalb die für Anfang Juli geplante Afrika-Reise ab.
Oft sitzt er noch im Rollstuhl oder geht kurze Distanzen nur am Stock.

Für Fraser, die selbst eine Großtante in einer der Schulen verlor,
kann die erwartete glaubwürdige Entschuldigung des Papstes nur der Anfang sein.

Die Fragen und Forderungen an die Kirche gingen nämlich noch deutlich weiter:
"Wird sie endlich die Entschädigung in Millionenhöhe zahlen, die sie den Überlebenden der Internatsschulen schulden?
Wird sie die Namen und Aufenthaltsorte von Geistlichen und ehemaligen Angestellten herausgeben,
die Verbrechen an Internatsschulen begangen haben?", fragte Fraser.

© dpa-infocom, dpa:220724-99-137276/3


https://www.sueddeutsche.de/politik/kirche-papst-will-in-kanada-um-vergebung-bitten-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220724-99-137276
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Re: Residential Schools

Beitragvon Elk Woman » Mi 27. Jul 2022, 13:47

„Der Chief der First Nations reagiert auf die Entschuldigung des Papstes:
Was fehlte“



„Fast genau ein Jahr, nachdem die Lower Kootenay Band in British Columbia die Entdeckung von 182 nicht markierten Gräbern
in der Nähe einer ehemaligen indianischen Internatsschule bekannt gegeben hatte,
entschuldigte sich der Leiter der Institution, die diese Schule betrieb, bei den indigenen Völkern auf kanadischem Boden.

„Ich denke an die Geschichten zurück, die Sie erzählt haben“, sagte Papst Franziskus am Montag in Maskwacis, Alberta,
und wandte sich an Tausende von Überlebenden, die für diesen historischen Moment aus ganz Kanada angereist waren.
„...wie Kinder körperlichen, verbalen, psychischen und spirituellen Missbrauch erleiden;
wie sie in jungen Jahren von zu Hause weggebracht wurden
und wie dies die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, Großeltern und Enkelkindern nachhaltig beeinflusste.“

In seiner Entschuldigung sagte Jason Louie, Chief der Lower Kootenay Band, dass der Papst eine kritische Art von Missbrauch ausließ,
was die Kinder ertragen mussten: ´sexuellen Missbrauch. ´

Die Wahrheits- und Versöhnungskommission stellte fest, dass Tausende von Kindern von Geistlichen oder Schulpersonal in Internaten
sexuell missbraucht wurden und über 4.000 Kinder in den Schulen an Missbrauch und Vernachlässigung starben.

„Der Papst hatte hier die Gelegenheit, genau zu sagen, was einige dieser Verletzungen und Schmerzen verursacht hat, und er tat es nicht“,
sagte Louie gegenüber Native News Online.
„Es gab viele wichtige Dinge in dieser Entschuldigung, die nicht da waren,
wie die Vergewaltigung von jungen Mädchen und Jungen, die Folter von jungen Mädchen und Jungen und der Mord,
und die Nichtanerkennung der nicht gekennzeichneten Gräber, die wir immer noch finden und mehr , in ganz Kanada.“

Die Reaktion auf die Entschuldigung des Papstes ist in den indigenen Gemeinschaften sehr unterschiedlich.
Louie sagte, obwohl seine Band zur Teilnahme an der Rede in Edmonton eingeladen worden sei,
habe er sich persönlich dagegen entschieden.
Der Papst vertritt für ihn die Menschen, „die es versucht haben und die unser Volk getötet haben“.

„Ich konnte es einfach nicht“, sagte er.
Als Nachkomme eines Überlebenden einer Internatsschule sagte Louie,
er sei nicht auf die „emotionale Achterbahnfahrt“ vorbereitet,
die ihn das Anhören der Entschuldigung des Papstes aus der Ferne verursachte.

„Ich trage immer noch die Traumata meines Vaters, der das Internat besuchte“, sagte er.
„Es gibt einige Mitglieder, die die Entschuldigung annehmen.
Ich werde nicht sagen, dass sie falsch liegen,
aber ich möchte auch, dass die Leute dies sehen und einfach den Schmerz anerkennen,
in dem wir uns alle gerade befinden.“

Heute Morgen, an seinem zweiten vollen Tag in Kanada, hielt der Papst eine heilige Messe im Commonwealth-Stadion in Edmonton, Alberta.
Um 17 Uhr Mountain Standard Time wird er das Wasser eines Sees, Lac Ste, segnen.
Anne, dem Ort einer jährlichen Wallfahrt, etwa 50 Meilen westlich von Edmonton.

Ureinwohner waren maßgeblich daran beteiligt, die katholische Kirche nach Lac Ste Anne zu bringen, sagte Tracy Friedel,
die Präsidentin der Region 4 der Metis Nation of Alberta gegenüber Al Jazeera .

„Oft denken die Leute, dass Missionare hergekommen sind und Ureinwohner gesucht haben, um sie zu zivilisieren“,
sagte Friedel gegenüber Al Jazeera.

„Aber um ehrlich zu sein, suchte unsere Gemeinde die katholische Kirche
und war tatsächlich maßgeblich daran beteiligt,
dass die katholischen Vertreter überhaupt kamen und die Mission gegründet wurde.
Es [Lac Ste Anne] wird von indigenen Völkern aus nah und fern als spirituell angesehen.“

Die Krisen-Hotline der Indian Residential Schools steht 24 Stunden am Tag für alle zur Verfügung,
die aufgrund ihrer Erfahrungen mit der Residential School unter Schmerzen oder Leiden leiden.
Menschen können auf emotionale und Krisen-Überweisungsdienste zugreifen,
indem sie die nationale 24-Stunden-Krisenhotline anrufen: 1-866-925-4419.



https://nativenewsonline.net/currents/first-nations-chief-reacts-to-pope-s-apology-what-was-missing
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Re: Residential Schools

Beitragvon Ellen » Mi 27. Jul 2022, 19:00

Vivian Ketchum (Anishinaabe) hat einen Brief an ihre verstorbene Mutter geschrieben, um ihre Gefühle zum Papstbesuch zu verarbeiten.

Dear Mom, the Pope is in Canada to meet residential school survivors

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Re: Residential Schools

Beitragvon Elk Woman » Fr 29. Jul 2022, 13:10

"BRINGING ANASTASIA HOME"

Die Standorte ehemaliger Internate für indianische Jugendliche in Alaska,
beherbergen die Gräber von Tausenden indigener Kinder.

Dies ist die Geschichte, nur eines dieser Kinder, um sie nach Hause zu bringen:


https://nativenewsonline.net/closing-the-circle
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