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( A / Elk)
Hi, Rob und Wasi,
danke, denn euer Thema zu den Nahrungsmitteln aus der "Neuen Welt" bzw. von den Indianern, brachte mich auf den Gedanken das noch in nachfolgendem Extrathema zu erweitern:
Heilpflanzen der Indianer
Mehr als zweihundert Heilmittel die von indianischen Stämmen benutzt wurden, sind im “United States Pharamacopeia“ (1820) und im „National Formulary“ seit dessen erster Ausgabe 1888 aufgeführt.
Etwa zwei Dutzend davon wurden zunächst
in Lateinamerika gefunden
(und später in die vereinigten Staaten eingeführt), z.B.:
Coca (Erythroxylon coca), das zur Herstellung von Kokain und Novokain benutzt wird, also als schmerzstillendes Mittel bei Zahnärzten etc.,
Chinin (Cinchona Pubescens), eine Rinde und bis 1940 das einzige Mittel gegen Malaria,
Jimson Kraut (Datura sp.) als schmerzstillendes Mittel, Jalap als Abführmittel,
Curare (Strychnos toxifera), benutzt man ( nicht nur als Pfeilgift....) sondern in der Chirurgie um das Atmen für den Augenblick zu unterbrechen, währenddessen eine Gummiröhre statt Luftröhre bei einem Patienten eingeführt wird, um zu verhindert, dass er unter Betäubung erstickt.
Auf dem Gebiet von Nordamerika scheinen folgende Heilpflanzen ursprünglich entdeckt worden zu sein:
Cascara (Rhamnus Pushiana) und
Mayappell (Podophyllum peltatum) als Abführmittel,
Pinkroot (Spigelia) gegen Würmer,
Dogwood (Cornus) gegen Fieber.
Virginischer Schlangenwurz (Aristolochia serpenteria) zur Anregung des Schwitzens,
Blue Cohosh oder Squawwurzel
(Caulophyllum thalictroides) als krampflösendes Mittel und zur Anregung der Menstruation.
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Diese Kräuter hatten oft tatsächlich eine heilende Wirkung.
- Die Dakota hatten mit den zerstoßenen Wurzeln des Stinkkohls ein Mittel gefunden, das Asthma linderte
- und die Kiowa bekämpften Schuppen mit Seifenkraut.
- Gegen Übelkeit tranken die Cheyenne einen Abguss von wilder Minze,
- während die Cree winzige Fichtenzapfen kauten, um Halsschmerzen zu lindern.
- Tollkirsche wurde bei den Comanche gegen Tbc eingesetzt,
- die Pawnee verwendeten die Indianerrüben bei Kopfschmerzen
- und die Ute gewannen aus der Garbe eine Salbe für Schnitte und Prellungen.
Das Parlament von Virginia belohnte 1738 Dr. John Trennent mit hundert Pfund,
- weil er die Klapperschlangen-Wurzel der Seneca zur Heilung von Brustfellentzündungen erfolgreich eingesetzt hatte.
- Die Seneca verkaufen bis heute Sassafras in den Strassen von Buffalo.
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Viele Arzneien der Indianer legten im 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts weite Vertriebswege zurück. Davon sind am berühmtesten die Heilmittel der Kickapoo."
(Quelle: http://www.indianer-shop.de)
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So, dass obere mit den Pflanzennamen war bissel zu speziell, aber auch nicht uninteressant. Und die Heilmittel der Kickapoo muß ich noch erforschen, haha ...
Wer sind nun wieder die Kickapoo ?
Hab`s gefunden : " Die Kickapoo sind Algonkin sprechende, mit den Sauk und Fox verwandte Indianer, die auf der Portage zwischen den Flüssen Fox River und Wisconsin River lebten, vermutlich im heutigen Columbia County, Wisconsin, als Europäer erstmalig von ihnen im späten siebzehnten Jahrhundert berichteten."
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kickapoo
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( A / Jana)
Bravo Elk, sehr schönes Thema. Ich bin selber ein Heilpflanzenfan und wende solche Pflanzen sowohl bei mir selbst als auch bei meinen Wellis an, und ich werde auch öfters von Freunden und Verwandten um Rat gefragt. Viele Wirkungsweisen der von dir beschriebenen Pflanzen sind auch bei uns seit langem bekannt, z.B. die Tollkirsche oder die Minze.
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(A / Wasicun win)
Dazu weiß ich auch was.. es gibt ein tollesBuch dazu..
"Die Apotheke des Manitu"
mit Zusammensetzung und Abbildungen der Pflanzen,
Anwendungsgebiete und Dossierungen..
Vieleicht kennts ja jemand.
Echinacea- Die Indianerpflanze
Die Echinacea stammt ursprünglich aus Nordamerika. Die Indianer nutzten sie als Allheilmittel und kannten auch ihre immunstimulierenden Wirkstoffe. Echinacea gilt heute als die Heilpflanze zur Unterstützung des körpereigenen Immunsystems und wird in Nordamerika wie Europa gerne als natürliches Heilmittel verwendet.
Wurzel aus Nordamerika
Die Echinacea ist nicht nur schön, sondern auch pflegeleicht. Sie könnte jeden Garten zieren, doch weil die Pflanze erst vor etwa 70 Jahren in Europa eingeführt wurde, ist sie noch relativ selten in unseren Gärten zu finden. Die Heilpflanze gehört zu der Familie der Korbblütler (Asteraceae) und wird botanisch in drei Arten unterteilt: Schmalblättriger Sonnenhut (Echinacea angustifolia D.C) , der purpurne (rote) Sonnenhut (Echinacea purpurea (L.) MOENCH) und der blasse Sonnenhut (Echinacea pallida NUTT. ). Das Wissen um die Heilwirkung der Pflanze stammt von den nordamerikanischen Indianern, die den mittleren Westen (zentrales Tiefland von Illinois, Iowa, Missouri, Arkansas bis nach Texas) besiedelten. Die Indianer zerquetschten Pflanzenteile zwischen Steinen und nutzten den Pflanzenbrei zur äußeren Behandlung von Wunden, Verbrennungen, Lymphdrüsenschwellungen oder auch Mumps. Bei der inneren Anwendung wurden Wurzeln gekaut, um allgemeine Schmerzen, Zahn- oder Halsschmerzen zu bekämpfen. Auch bei Husten oder Erkältungen verwandten die Indianer die Wurzeln. Echinacea galt praktisch als Allheilmittel und wurde ebenso als Gegengift bei Schlangenbissen eingesetzt. 1871 erfuhr der in Nebraska lebende Arzt H.C.F. Meyer von der Wirkung der Pflanze und setzte sie zunächst als ‚Blutreinigungsmittel‘ ein. Später erweiterte der Arzt seine Echinacea-Anwendungen auf verschiedenste Erkrankungen wie beispielsweise Rheumatismus, Migräne, Dyspepsie, Syphilis oder Hämorriden. Das Wissen um die Heilwirkung der Pflanze verbreitete sich schnell unter der zugewanderten Bevölkerung vor allem durch die Entwicklung verschiedener Echinacea-Präparate. Diese fanden hauptsächlich zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten Verwendung. Etwa um 1930 gelangten die Echinacea-Arten nach Deutschland. Der bekannte Schweizer Naturarzt und Phytotherapeut Alfred Vogel sorgte 1950 für die Einführung und Kultivierung der Pflanze in seiner Heimat. Heute erfreut sich die Heilpflanze sowohl in Amerika wie auch in Europa einer großen Bekanntheit und Beliebtheit und wird vorwiegend wegen ihrer unspezifischen, immunstimulierenden Wirkung eingesetzt.
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Warum der Indianer keinen Schmerz kennt...
(Auszug aus: Die Apotheke des Manitou)
Aus der Echinacea angustifolia DC.; Purple Coneflower, Wild Niggerhead, Black Sampson, Kansas Niggerhead
Aus der geschnittenen Wurzel wurde ein Tee gewonnen, der die Schmerzempfindung reduzierte und die antiseptische Blutqualität verbesserte. Dosis: 1 Teelöffel granulierter Wurzel auf 1 Tasse kochendes Wasser. Eine halbe Stunde ziehen lassen, absieben, hiervon drei bis sechsmal täglich einen Esslöffel voll. Gleichzeitig wurde das getrocknete Wurzelpulver auf die Wunde gestreut und entfaltete dort eine hohe antiseptische und hygroskopische Wirkung.
Stammel Heinz J.: Die Apotheke Manitous. Das Heilwissen der Indianer. Rohwolt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbeck bei Hamburg, April 2000, S. 160.
ISBN-3-499-60925 8, € 9,90
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und nochwas...
Die Traubensilberkerze gehört zum Heilpflanzen-Schatz der nordamerikanischen Indianer. Von der Traubensilberkerze (engl. black cohosh) verwendeten die Indianer nur die Wurzeln, die in Scheiben geschnitten und ohne Sonneneinwirkung getrocknet wurden. Der Erntezeitpunkt der Wurzel war von Bedeutung:
Sie musste vor Sonnenaufgang geerntet werden, wenn sie gegen Menstruationsbeschwerden oder zur linderung von Geburtsschmerzen eingesetzt werden sollte.
Wurde sie als Arznei gegen Rheuma, Arthritis, Asthma, Schlangen - oder Insektenbisse gebraucht, musste zum Erntezeitpunkt die Sonne ihren Höchststand erreicht haben.
Entsprechend verfügten die Heilkundigen über verschiedene Behälter mit den zu unterschiedlich Zeiten geernteten Wurzeln. Auch die frische Wurzel fand Verwendung: Zu frischem Press-Saft verarbeitet, wurde dieser entweder mit Ahornsirup oder Honig vermischt und gegen Husten, Keuchhusten, Leber oder Nierenerkrankungen verabreicht. Über indianische Heiler gelangten die Traubensilberkerzen-Anwendungen zu den weissen Siedlerinnen. Sie setzten die Heilpflanze vor allem gegen Menstruationsbeschwerden und als Stärkungsmittel nach schweren Geburten ein. Amerikanische Ärzte hielten diese Indikationen erstmals 1801 schriftlich fest.
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wandten sich Ärzte auch den entzündungshemmenden Wirkstoffen bei Arthritis und Rheuma zu. Ein trauriges Kapitel schlugen die Weissen auf, als sie begannen, billigen Alkohol als Zahlungsmittel für Pelze oder Waffen einzusetzen: Da Indianer Alkohol nur schlecht verstoffwechseln können, erlitten sie beim Alkoholkonsum schwere Vergiftungen. Hier sollen indianische Heilkundige ihre Landsleute mit Auszügen von Wurzelpulver versorgt haben, dass in heissem Wasser aufgelöst, beruhigend und krampflösend wirkte.
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(A / Elk)
Hi, Wasi, super Deine Beiträge speziell zur Echinacea (Sonnenhut) und Traubensilberkerze. Echhinacea wird ja bei uns auch vorbeugend gegen Erkältung gern angewendet.
Man muß natürlich dabei sagen, dass es viele Pflanzen in der entsprechenden Dosierung wie in der Homöopathie bekannt nur angwendet werden dürfen und "nicht in der Selbstmedikation" !!!
Mein Großvater war auch so ein leidenschaftlicher Homöopath und ich hab davon auch eine Stange mitbekommen, so dass ich gern einmal harmlosere Mittelchen ( die mir selber schon als Kind halfen) an meiner Familie ausprobiere..(lach; aber "keinen" Stechapfel, Passionsblume oder Engelstrompete etc. o.ä....)
Mein Welli, liebe Jana, hatte Herzschwäche ( was ja bei den Piepsern bei Käfighaltung immer das Leiden ist) und dem hab ich ab und zu mal paar Tropfen handelsüblichen Weißdorntee eingeflößt (den ich auch selber ab und zu prophylaktisch gern trinke, besonders wenn ich mich zu sehr aufgeregt o.ä. habe; also denke, das Herz brauch bissel Stärkung)
Übrigens, der harmlos scheinende Tomatensaft wurden z.b. bei den Azteken gegen Keuchhusten und bei geschwollener Kehle angewandt und in der Karibik sogar gegen Hämorrhoiden und bei Hautentzümdungen.
Die auch bei uns bekannte und beliebte Schafgarbe (Achillea millefolium) hieß bei den Azteken: "Tlalquequetzal" und Vanille (Vanila planifolia) hieß "Tlilixochitl"(Schwarze Blüte) und geht auf die Maya, Tolteken und Azteken zurück, wo sie gegen sexuelle Erschöpfung eingesetzt wurde. ( Nicht das sich Jemand nun wundert, dass er vorwiegend Ostereier mit Vanillefüllung bekam..!)
Mein Buch heißt: "Indianische Heilkräuter" ( Tradition und Anwendung, Ein Pflanzenlexikon) von Christian Rätsch
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(A / Robert)
Hallo Mädels,
vielen Dank für eure Beiträge zu den Heilpflanzen, Wow.
Einiges was ich gar nicht so wußte. Bei den Indianern wurden Heiler/innen oft nach ihren Anwendungsgebieten bezeichnet, bei den Lenape wurden Personen welche mit Heilplanzen arbeiteten z.B. - nëntpikes / jemand der/die Kräuter benutzt-
genannt.Das Wissen um solche Heilpflanzen wurde teilweise bis heute überliefert. Finde ich gut das sowas nicht vergessen wird. Danke für eure Infos.
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( A / Elk)
Ja, das mit den Pflanzen ist wahnsinnig spannend ( und das sag ich nicht nur, weil ich von Berufswegen auch mit Pflanzen zu tun habe). Ich war vor paar Tagen in Hamburg in der Speicherstadt im "Gewürzmuseum" (da handelten ja früher fast jeder Zweite mit Gewürzen; heute sind es mehr Alis und Akis die dort Teppichlager haben), war auch wirklich äußerst spannend für mich.( Man hat ja Gewürze aus der ganzen neuen Welt damals mit Gold aufgewogen und der Seehandel und Reichtum der Handesstädte kam ja vorwiegend dadurch.- Und was wären unsere Speisen ohne diese...puhhh; wie fade.)
In meinem Buch las ich dazu, dass in Zeiten europäischen Mittelalters in Mittelamerika es nicht nur große Stadtstaaten u.a. mit großen Handfelswegen gab, sondern in umliegenden Gemeinden die Bauern schon Mischfelder mit Mais, Bohnen, Kürbissen,Tomaten, Chillischoten anbauten, es Baumwoll- und Kakaoplantagen gab und Truthähne gezüchtet wurden.
Die Sammler, Händler und Jäger, die Wüsten und Regenwälder durchstreiften, brachten neben bunten Federn, Muscheln, Fellen, auch Rindenbast und Heilpflanzen (und Salz) mit in die Zentren.
Dort entstanden ganze Apothekergassen ( Ah, jetzt versteh ich: Daher liegen heute bei uns auch eine Apotheke neben der anderen...und kann sich immer noch nicht über mangelnde Einnahmen beschweren.. ...hihi)
Moctezuma II (1502-20) hatte einen botanischen Garten mit über 4000 Pflanzen ( und einer unzähligen Anzahl pflanzenkundiger Gärtner und Kräuterkundiger, die vorwiegend Heilmittel daraus brauten.)
Und zur Zeit der spanischen Eroberung Südamerikas gab es schon bei den Inkas Berufe wie Apotheker und Arzt.
Da es dort auch in den Bergen und Kordilleren, in den Amazonasbecken, in küstennahen Wüsten und den südlichen Regenwäldern reiche Pflanzenausbeute gab, die als Heilkräuter oder Gewürzkräutern benutzt wurden.
Viele dieser Kräuterwege sind heute noch intakt.
P.S.: Das wäre mal was: Eine Expetition in die Regenwälder ; die Apotheke der Welt ! Ich würde mich gern mal in die Baumwipfel mit ihrem reichen Pflanzenbestand hochseilen lassen; allein die Bromelien...
Und mein Herz braucht gleich `ne Extraration an Crataegus/ Weißdorn, damit mein Herz nicht schnerzt bei der Vorstellung, dass soeben wieder paar Hektar Regenwald den Bodenspekulanten zum Opfer gefallen sind...Diese Verbrecher !
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( A / Robert)
Das sind interessante Daten die du uns hier über Südamerika erzählst, prima dieser Abstecher dorthin.
Es ist schon erstaunlich was dort alles vorzufinden war damals, bis die Spanier kamen und so vieles unwiederbringlich vernichteten.
Wenn ich bedenke was diese Menschen alles wußten und wir vermutlich heute noch von diesem Wissen lernen könnten.
Du hast recht, Elk, es ist eine Schande wie immer noch mit den Wäldern umgegangen wird. Obwohl es mittlerweile Holzfirmen gibt die umdenken bei der Holzernte, - aber es müssen noch vieel mehr werden welche schonend und nachhaltig wirtschaften mit den Wäldern.
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Robert