Hi,
auch eine interessante Ausarbeitung im Hinblick auf unsere Geschichte:
Heilige Haine versus KircheDie Ausrottung der Baumverehrung und ihre Geschichte© Barbara Schuhrk
18.02.2008
http://geschichte-westeuropa.suite101.de/article.cfm/heilige_haine_versus_kircheAuszug:"Die antiken Völker besaßen noch einen „instinktiven“ Bezug zu der Göttlichkeit, der man nur in der Natur zu begegnen vermag. So schrieb der römische Philosoph Seneca seinem Freund Lucilius: „Wenn du einem Hain nahst, der mit alten, ungewöhnlich hohen Bäumen bestanden ist ..., ruft das Geheimnis des Ortes, die Bewunderung des in dem weiten Hain so dichten und ununterbrochenen Schattens in dir den Glauben an eine Gottheit wach“. Und Plinius meinte im ersten nachchristlichen Jahrhundert: „... als das höchste dem Menschen gegebene Geschenk galten Bäume und Wälder“.
Die Zerstörung heiliger Bäume durch die KircheDie despotische Zerstörung geweihter heidnischer Stätten wurde vom Christentum hartnäckiger denn je vorangetrieben. Die Missionare fochten einen beständigen Kampf gegen die Bäume, gegen den „inneren und äußeren Urwald“. Bereits das Konzil von Arles im Jahre 452 forderte die Menschen auf, vom gotteslästerlichen Baumkult abzusehen. Auch in späterer Zeit ging von den Konzilen immer wieder hervor, dass das Heidentum an der Wurzel gepackt werden müsse und mitsamt den verherrlichten, abgöttischen Hainen im wahrsten Sinne des Wortes „ausgerissen“ werden müsse, was vielfach auch geschah.
Versteinerte Wälder als DombautenDass die mittelalterlichen deutschen Baumeister mit ihren in den Himmel wachsenden gotischen Domen ein versteinertes Abbild des religiös längst überwunden geglaubten Waldes geschaffen hatten, wollten die Kirchenherren lange Zeit nicht wahrhaben. Eben diese Dome der Gotik als erstarrte Wälder mit ihrem Astwerk am Fenster entlockten dem Italiener Raffael überheblichen Spott. Anfang des 16. Jahrhunderts schrieb er an Papst Leo, das gebogene Gezweig des deutschen Spitzbogens - im Gegensatz zum italienischen Rundbogen - sei doch nur von Bäumen inspiriert. Lange galten gotische Dome mit ihrem Astwerk in gewissen Kreisen als Relikte eines ursprünglichen Baumkultes.
Heilige Bäume?Gerechter Weise gaben jene Christen, die als Einsiedler die Göttlichkeit menschenverlassener Wälder zu verspüren vermochten, ein völlig anderes Bild der „barbarischen Wildnis“ wider. „Du wirst mehr in den Wäldern finden als in den Büchern. Die Bäume und die Steine werden dich Dinge lehren, die dir kein Mensch sagen wird“, notierte der heilige Bernhard von Clairvaux.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass das englische Wort für Naturschutzgebiete „sanctuary“ ursprünglich nichts anderes als die Heiligkeit des Ortes (lateinisch sanctus = heilig) bezeichnete.
Marienkult und Baumwallfahrt
Um den heidnischen Barbaren die Annahme des Christentums zu erleichtern, entfernten die Missionare alte Götterbilder von „heiligen Bäumen“ und ersetzten diese durch Marienstatuen. „Einführung des Christentums in den deutschen Urwäldern“ heißt das Bildnis von Joseph von Führich (1864), welches davon zeugt. So lebte die Baumverehrung als ein eigenartiges heidnisch-christliches Zwittersymbol, die nun mit der Gottesmutter in Verbindung gebracht wurde, im 17. und 18. Jahrhundert wieder auf. Bereits Jesaja (11,1) verglich Maria mit einem Baum, aus dem Jesus als Frucht oder Schössling hervorkommt.
So ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass unter dem Deckmantel der Marienverehrung Baumwallfahrten in Mode kamen. Zur Zeit des dreißigjährigen Krieges wurden Wallfahrtskirchen sogar um Bäume herum gebaut. Ein anschauliches Bild findet man auf dem Schöneberg bei Ellwangen. Dort befindet sich hinter dem Hochaltar noch heute die Tanne, inzwischen zu einem Kreuze umgeschnitzt, in deren Stammhöhle die wundertätige Marienstatue gestellt wurde. Auch das Gnadenbild vom Wallfahrtsort Maria Birnbaum in Oberbayern zeigt eine aus dem Birnbaumstamm herausgeschnitzte Madonna."