Spiritualität von Pflanzen und Tieren




Indianische Medizin, Landwirtschaft, Jagd, Baukunst etc.
Native American medicine, farming, hunting, architecture, etc.

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Re: Spiritualität von Pflanzen und Tieren

Beitragvon Jana » Fr 30. Okt 2009, 15:46

Hi Elk,

danke für die Informationen zu Bräuchen in unserer heutigen Jagdkultur. Mir erscheinen diese, verglichen mit den Bräuchen mancher Naturvölker, allerdings recht emotionslos. Sie dienen wohl eher der Verständigung mit den Jagdgenossen als der Aussöhnung mit einem getöteten Tier (auch wenn die verschiedenen Brüche unter anderem verhindern sollen, dass ein getroffenes Wild Qualen erleidet). Als Audruck der Verbundenheit mit der Natur und der Achtung vor allem Leben darin würde ich so was nicht unbedingt sehen, es geht mir einfach nicht "tief" genug. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Übrigens ist "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" eines der schönsten Märchen überhaupt. Es ist ein tschechischer Märchenfilm (und die Tschechen haben ein Händchen für gute Märchenverfilmungen, ähnlich wie die Russen bzw. die ehemalige Sowjetunion). Bald kommt wieder die Zeit, in der dieser Film auf den Sendern rauf und runter gespielt wird. Von Advent bis Neujahr läuft das Märchen bestimmt zehn, zwölf Mal. Ich mache mir immer den Spaß, die Ausstrahlungen in den verschiedenen Programmen zu zählen, das ist ähnlich wie bei den Winnetou-Filmen. Besonders die Dritten reichen "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" untereinander weiter. Im vergangenen Jahr hatten wir sogar zwei Ausstrahlungen an einem Tag, nur um etwa zwei Stunden versetzt. :mrgreen: Das nur am Rande.

LG Jana :)
Jana
 

von Anzeige » Fr 30. Okt 2009, 15:46

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Re: Spiritualität von Pflanzen und Tieren

Beitragvon Elk Woman » Fr 30. Okt 2009, 16:41

Hi, Jana,

um die Komplexität der religiösen Verzweigungen in Beziehung zur Natur bei den europäischen Naturvölkern ( also unseren Vorfahren) zu ersehen, ist das eine interessante Seite:

http://de.wikipedia.org/wiki/Naturreligion

Es zeigt sich also, dass hier viel verzweigtere und sich in jeweiligem persönlichen Status innerhalb einer Gesellschaftsstruktur auch ganz unterschiedliche religiöse Bezugswesen verehrt wurden. Diese Entwicklung ist also nicht 1:1 mit den naturreligiösen Verbindungen der Indianer gleichzusetzen. Daher ist es wohl hier wesentlich schwieriger einen so komplexen allgemeinen Bezug zur Natur und all ihren Wesen ( einschl. Tier, Pflanze, Mensch etc.) zu finden. Daher wohl auch die für viele Leute "einfachere.." ( von uns nicht immer als positiv bewertete) Übernahme anderer Denkweisen und Religiöser Tradititionen, bzw. die Überbewertung von schamanischen Dingen oder ein Mischmasch von allem..

LG,
elk
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Re: Spiritualität von Pflanzen und Tieren

Beitragvon Elk Woman » Sa 31. Okt 2009, 23:56

Hi,

auch eine interessante Ausarbeitung im Hinblick auf unsere Geschichte:

Heilige Haine versus Kirche
Die Ausrottung der Baumverehrung und ihre Geschichte

© Barbara Schuhrk
18.02.2008

http://geschichte-westeuropa.suite101.de/article.cfm/heilige_haine_versus_kirche

Auszug:
"Die antiken Völker besaßen noch einen „instinktiven“ Bezug zu der Göttlichkeit, der man nur in der Natur zu begegnen vermag. So schrieb der römische Philosoph Seneca seinem Freund Lucilius: „Wenn du einem Hain nahst, der mit alten, ungewöhnlich hohen Bäumen bestanden ist ..., ruft das Geheimnis des Ortes, die Bewunderung des in dem weiten Hain so dichten und ununterbrochenen Schattens in dir den Glauben an eine Gottheit wach“. Und Plinius meinte im ersten nachchristlichen Jahrhundert: „... als das höchste dem Menschen gegebene Geschenk galten Bäume und Wälder“.

Die Zerstörung heiliger Bäume durch die Kirche
Die despotische Zerstörung geweihter heidnischer Stätten wurde vom Christentum hartnäckiger denn je vorangetrieben. Die Missionare fochten einen beständigen Kampf gegen die Bäume, gegen den „inneren und äußeren Urwald“. Bereits das Konzil von Arles im Jahre 452 forderte die Menschen auf, vom gotteslästerlichen Baumkult abzusehen. Auch in späterer Zeit ging von den Konzilen immer wieder hervor, dass das Heidentum an der Wurzel gepackt werden müsse und mitsamt den verherrlichten, abgöttischen Hainen im wahrsten Sinne des Wortes „ausgerissen“ werden müsse, was vielfach auch geschah.

Versteinerte Wälder als Dombauten

Dass die mittelalterlichen deutschen Baumeister mit ihren in den Himmel wachsenden gotischen Domen ein versteinertes Abbild des religiös längst überwunden geglaubten Waldes geschaffen hatten, wollten die Kirchenherren lange Zeit nicht wahrhaben. Eben diese Dome der Gotik als erstarrte Wälder mit ihrem Astwerk am Fenster entlockten dem Italiener Raffael überheblichen Spott. Anfang des 16. Jahrhunderts schrieb er an Papst Leo, das gebogene Gezweig des deutschen Spitzbogens - im Gegensatz zum italienischen Rundbogen - sei doch nur von Bäumen inspiriert. Lange galten gotische Dome mit ihrem Astwerk in gewissen Kreisen als Relikte eines ursprünglichen Baumkultes.

Heilige Bäume?
Gerechter Weise gaben jene Christen, die als Einsiedler die Göttlichkeit menschenverlassener Wälder zu verspüren vermochten, ein völlig anderes Bild der „barbarischen Wildnis“ wider. „Du wirst mehr in den Wäldern finden als in den Büchern. Die Bäume und die Steine werden dich Dinge lehren, die dir kein Mensch sagen wird“, notierte der heilige Bernhard von Clairvaux.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass das englische Wort für Naturschutzgebiete „sanctuary“ ursprünglich nichts anderes als die Heiligkeit des Ortes (lateinisch sanctus = heilig) bezeichnete.
Marienkult und Baumwallfahrt
Um den heidnischen Barbaren die Annahme des Christentums zu erleichtern, entfernten die Missionare alte Götterbilder von „heiligen Bäumen“ und ersetzten diese durch Marienstatuen. „Einführung des Christentums in den deutschen Urwäldern“ heißt das Bildnis von Joseph von Führich (1864), welches davon zeugt. So lebte die Baumverehrung als ein eigenartiges heidnisch-christliches Zwittersymbol, die nun mit der Gottesmutter in Verbindung gebracht wurde, im 17. und 18. Jahrhundert wieder auf. Bereits Jesaja (11,1) verglich Maria mit einem Baum, aus dem Jesus als Frucht oder Schössling hervorkommt.
So ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass unter dem Deckmantel der Marienverehrung Baumwallfahrten in Mode kamen. Zur Zeit des dreißigjährigen Krieges wurden Wallfahrtskirchen sogar um Bäume herum gebaut. Ein anschauliches Bild findet man auf dem Schöneberg bei Ellwangen. Dort befindet sich hinter dem Hochaltar noch heute die Tanne, inzwischen zu einem Kreuze umgeschnitzt, in deren Stammhöhle die wundertätige Marienstatue gestellt wurde. Auch das Gnadenbild vom Wallfahrtsort Maria Birnbaum in Oberbayern zeigt eine aus dem Birnbaumstamm herausgeschnitzte Madonna."
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Re: Spiritualität von Pflanzen und Tieren

Beitragvon Jana » So 1. Nov 2009, 13:18

Hi Elk,

das sind sehr interessante Ausführungen. Besonders die Zerstörung von Hainen und alten Bäumen als Symbol heidnischen Glaubens finde ich sehr bezeichnend für das Christentum als dominante Hochreligion, die Pflanzen und Tiere eindeutig als untergeordnete Wesen ansieht und auch Menschen verschiedene Wertigkeiten gibt. Und genau deshalb sind mir - und sicher auch vielen anderen Menschen - die Naturreligionen einfach sympathischer. Du hast geschrieben:

Es zeigt sich also, dass hier viel verzweigtere und sich in jeweiligem persönlichen Status innerhalb einer Gesellschaftsstruktur auch ganz unterschiedliche religiöse Bezugswesen verehrt wurden. Diese Entwicklung ist also nicht 1:1 mit den naturreligiösen Verbindungen der Indianer gleichzusetzen. Daher ist es wohl hier wesentlich schwieriger einen so komplexen allgemeinen Bezug zur Natur und all ihren Wesen ( einschl. Tier, Pflanze, Mensch etc.) zu finden. Daher wohl auch die für viele Leute "einfachere.." ( von uns nicht immer als positiv bewertete) Übernahme anderer Denkweisen und Religiöser Tradititionen, bzw. die Überbewertung von schamanischen Dingen oder ein Mischmasch von allem..


Ich kann durchaus Verständnis für die Leute aufbringen, die solche "einfacheren" Denkweisen anderer Kulturen übernehmen, weil sie keinen Bezug zu der in ihrem Kulturkreis vorherrschenden, oft stark stilisierten und vieler natürlicher Bezüge beraubten Religion finden. In puncto Ausrottung alter Bräuche hat die Kirche wirklich ganze Arbeit geleistet. Zwar haben sich einige heidnische Überlieferungen in christliches Brauchtum hinein gerettet, aber trotzdem ist vieles verloren gegangen und wird heute vor allem von der Esoterik-Szene wieder belebt. Sicher ist das ein Grund, warum diese Kreise so viel Zulauf finden und auch die schwarzen Schafe unter ihnen eine zahlreiche Klientel haben. Das "Vorteilhafte" an den Naturreligionen ist eben, dass sie keinen absolutistischen und universalen Anspruch erheben, nicht beherrschen und nicht missionieren wollen und eng mit den sozialen Strukturen der Menschen verbunden sind. Die Hochreligionen haben sich teilweise so sehr von der "Basis" (den Gläubigen, auf die sie doch eigentlich angewiesen sind und die sie einbeziehen sollten) entfernt, dass sie den Menschen immer schwerer zugänglich werden. Eine ähnliche Entwicklung erleben wir auch in der Politik.

Natürlich haben die Kirchen das Manko erkannt und versuchen, dem entgegen zu wirken. Und es gab auch in den dunklen Zeiten der Baumausrottung und MIssionierung immer ein paar Köpfe, die aufgeklärter waren als der große Rest der Herde, und sich über religiöse Dogmen hinweg gesetzt haben. Diesen Leuten haben wir viel zu verdanken, denn ohne sie wären bestimmt noch viel mehr Überlieferungen verloren gegangen.

Ich frage mich aber, ob wir dieses Thema nicht wirklich mal in den Allgemeinen Meinungsaustausch verschieben sollten, denn mit dem überlieferten Wissen der Indianer hat das hier kaum noch zu tun, es sei denn, wir kriegen wieder die Kurve zurück zum Thema... s_063

LG Jana
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Re: Spiritualität von Pflanzen und Tieren

Beitragvon Elk Woman » So 1. Nov 2009, 17:12

Hi, Jana,

danke für Deine Überlegungen, die ich durchaus teile. Ich denke, dass wir eher das Oberthema einfach erweitern sollten, wie: "Das überlieferte Wissen der Indinaner und der Vergleich zu alten europäischen Naturreligionen" (oder so).
Im Thread "Allgemein" geht das unter und ich finde den Vergleich eigentlich am spannensten und aufklärensten.

LG,
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Re: Spiritualität von Pflanzen und Tieren

Beitragvon Jana » Mo 2. Nov 2009, 17:13

Hi Elk,

ich habe das Unterforum mal versuchsweise umbenannt, wobei ich mich nicht auf alte Naturreligionen beschränken wollte, denn wir vergleichen hier auch fleißig mit dem Christentum und neuen Strömungen und kulturellen Aspekten. So geben wir dem Thema einen breiteren Rahmen - aber ein Unterforum mit einem so langen Titel sieht irgendwie komisch aus. big_grubel Wenn es dir bzw. euch anderen nicht gefällt, kann ich die Änderung wieder rückgängig machen.

Da kann man mal sehen, wozu so eine Diskussion führen kann. Man stellt fest, dass das Forenthema nicht aussagefähig genug ist... :mrgreen: Aber es stimmt, der Vergleich ist eigentlich das Spannendste an dem Thema. Das muss natürlich nicht heißen, dass jetzt die anderen Threads im Unterforum auch zwangsläufig mit Vergleichen zu Europa gespickt werden müssen. ;)

LG Jana
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Re: Spiritualität von Pflanzen und Tieren

Beitragvon RuemHart » Fr 13. Nov 2009, 11:13

Hallo ihr Lieben,
ich komme erst jetzt wieder zum Schreiben und habe außerdem festgestellt, dass die Texte im Medizinrad seeeehr lang sind.
Ich gucke mal, ob ich sie demnächst gekürzt eingeben kann.
Ansonsten fällt mir gerade bei der heiligen Maispflanze der Indianer ein, dass Bauern früher bei der Ernte ein Stück des Feldes nicht mit abernteten, sondern den Naturgeistern??? Zeit ließen, sich dorthin zurückzuziehen, um dann aus den daraus geschnittenen Garben kunstvolle Figuren zu formen.
Diese hingen oder standen dann während des Winters im Haus und wurde im Frühjahr wieder aufs Feld gebracht, damit sie es wieder beleben konnten und eine gute Ernte förderten.
Diese Tradition ist zumindest in England zu finden. Ob es hier auch so etwas gab?
LG
RuemHart
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