Das Projekt „Buffalo Commons"




Moderatoren: Elk Woman, Bärbel

Das Projekt „Buffalo Commons"

Beitragvon Elk Woman » Di 10. Feb 2009, 22:38

Hi,
vielleicht hätte ich das Thema auch unter "Hilfsprojekte" ansiedeln können, aber es ist dafür eigentlich zu komplex, da es geschichtliche Faktoren, Umweltprobleme , Witschaftsfaktoren und heutige Visionen/Visionäre bis zu ersten Umsetzungen und Hoffnungen enthält.

Fang ich mal so an:
Wer hat sich schon mal so intensiv damit befasst, was der amerikanische Bison für einen Stellenwert für den ganzen mittleren Westen der USA ( Soth Dakota und Northen Plains) hat ?

Persönliche Vorbemerkung:
Ja, wir kennen alle die Lebenswichtige Abhängigkeit und Verehrung der Indianer für diese Tiere und die damit verbundene Tragödie der Vernichtung der Büffel. Aber was wurde aus dem weiten Grasland, als es keine Büffel mehr gab ? :
Das Land wurde an Siedler zur Nutzung als landwirtschaftliche Flächen verschenkt. Keiner bedachte damals und in den Folgejahren ( als es sogar noch staatliche Subvestionen dafür gab) die ökologische Katastrophe dieser größten Fehlentscheidung der Besiedlungspolitik des Westens !
Hier wo das "Büffelgras" als einziges den darunterliegenden kargen Boden festhält, wurde diese natürliche Grasnarbe entfernt, der Boden umgepflügt und landwirstschafticher großer Felderanbau betrieben. Anfangs sah es ganz optimistisch dafür aus, aber schon gegen 1870 mußten die ersten Farmer aufgeben, da der Ertrag zu gering war und siedelten nach Kalifornien und Oregon aus. Die absolute Katastrophe kam ca. 1930, als ein verheerender Sandsturm sich als Ergebnis dieser Erosion und Grundwasserabsenkung das ganze Land überkam ( man soll diese Sandstürme bis nach New York und über viele Bundesländer wahrgenommen haben). Danach gaben eine noch größere Vielzahl der Farmer, deren Existenz vernichtet war, auf und ganze Städte und Siedlungen entleerten sich. Immer mehr Farmen gaben auch in den Folgejahren auf und stehen nun verlassen in ganzen Landstrichen herum, immer mehr "Geisterstädte" entstanden. Die jungen Leute gingen sowieso weg, da sie ihre Perspektiven woanders sahen. Diese schleichende Entwicklung hält bis heute an !

Die Wissenschaftler Frank und Deborah Popper haben ein Konzept entwickelt,
mit dem die Great Plains zu neuem Leben erweckt werden sollen.

(© ZDF / Wolf Truchsess von Wetzhausen)

"150 Jahre lang wurde versucht, die 'Great Plains' im Mittleren Westen der USA dauerhaft landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Die Doku berichtet über das Projekt 'Buffalo Commons': Durch die Verstaatlichung weiter Teile der Ebene sollen die einst riesigen Büffelherden zurückkehren und der Gegend wirtschaftlich auf die Beine helfen."

Zur Dokumentation:

Die Rückkehr der Büffel
Auf den weiten Ebenen des Mittleren Westens der USA

"Endlos erstrecken sich die Ebenen des Mittleren Westens der USA von Nord-Dakota an der kanadischen Grenze bis nach Texas an der Grenze zu Mexiko. In den Great Plains finden sich an vielen Orten die Spuren vergeblicher Versuche, das riesige Land dauerhaft zu besiedeln und wirtschaftlich nutzbar zu machen. Nach 150 Jahren fehlgeschlagener Entwicklungspolitik prägen verwaiste Landstriche und Geisterstädte das Bild. Diese Entwicklung ist das Resultat einer Siedlungs- und Agrarpolitik, die grundlegende ökologische Zusammenhänge missachtet hat und die mit der Vernichtung der Büffel auch die Ureinwohner treffen wollte, um Platz für weiße Siedler zu schaffen. Von einstmals etwa 50 Millionen Büffeln blieben Ende des 19. Jahrhunderts nur 800 übrig.

Doch heute gibt es wieder Hoffnung, dass die Great Plains zu neuem Leben erwachen. Die radikale Vision der Wissenschaftler Frank und Deborah Popper aus New Jersey löste eine Diskussion über die wirtschaftliche Rettung der Great Plains aus. Der Landnutzungsplaner und die Geografin schlagen vor, riesige Flächen in öffentlichen Besitz zu bringen. Das Projekt „Buffalo Commons“ ist der für die USA unerhörte Versuch, Demografie und Geschichte des amerikanischen Westens zurückzudrehen zum Status quo der Zeit vor dem massenhaften Einströmen weißer Siedler. Büffelherden sollen wieder zu Hunderttausenden über die weiten Ebenen ziehen. Der Plan sieht vor, dass neben dem zu erwartenden Tourismus das Fleisch der wilden Büffel den Menschen dieser Region wieder eine sichere Zukunft bringt. Während viele anfangs diesem Plan sehr skeptisch gegenüberstanden, machen sich heute immer mehr Menschen daran, das Projekt umzusetzen. Politiker und Indianer, aber auch Farmer und Rancher haben das gewaltige Potenzial erkannt und erste Schritte zur Umsetzung dieses Plans unternommen
Bisonrancher wie Ron Thiel wollen in Zusammenarbeit mit indianischen und weißen Naturschützern vom Yellowstone- und Custer-Nationalpark den Indianerbüffel vor dem Aussterben bewahren. Noch im 18. Jahrhundert durchstreiften 40-60 Millionen Bisons die Wälder und Prärien Nordamerikas. Als der weiße Mann beim Bau der Eisenbahn um 1870 nach Westen vordrang, schlachtete er die gewaltigen Herden innerhalb weniger Jahre ab. 1900 gab es nur noch etwa 1000 Büffel. Die Lebensgrundlage der Prärieindianer war damit vernichtet. Heute leben dank Thiel und anderer Enthusiasten wieder 350.000 Bisons in den USA und in Kanada."

Persönlicher Nachtrag:
Der Bison ist außerdem wesentlich anspruchsloser als Rinder. Nicht nur das er es ist, der durch seine Wanderungen die Büffelgrassamen über die Ebenen verteilt und festtritt, sondern unter den extrem harten Wintern die oftmals in South Dakota herrschen, kann er ca. bis minus 50 Grad Kälte ohne sichtbare Schäden in den Prärien ab (während das Rindschon bei unter minus 13 Grad in die Stallungen müßte.) Zudem verschmutzen Rinder oft an heißen Tagen in die Wasserlöcher, dagegen gehen Bisons bei Hitze eher auf die Präriehügel um dort sich dem Wind abkühlen zu lassen und brauchen dafür keine Wasserstellen. Rinder sind außerdem teuer durch Zufütterung und sinkende Absatzpreise. Bisons benötuigen keine Zufütterung und inzwischen beginnen auch die schon etablierten Bisonzüchter den Bison so zu vermarkten, dass man aus allen seinen Teilen etwas gewinnt bzw. herstellen kann.
Die indianer sind durch den Verzehr der Fastfootlebensmittel krank geworden, dagegen haben sie bei Wild- und Bisonfleich kaum diese Zivilisationskrankheiten zu erwarten.

Das ist eine Kurzzusammenfassung der soeben von mir gesehen Dokumentation
"Die Rückkehr der Büffel "
Ausstrahlung war am 04.02.2009 20:15 - ARTE
"No man is an Iland, intire of itselfe
(John Donne)
Benutzeravatar
Elk Woman
Forenteam
Forenteam
 
Beiträge: 5338
Registriert: So 2. Nov 2008, 18:54
Wohnort: Kiel ( Schleswig-Holstein)

von Anzeige » Di 10. Feb 2009, 22:38

Anzeige
 

Re: Das Projekt „Buffalo Commons

Beitragvon Hans » Mi 11. Feb 2009, 13:43

Hallo zusammen bzw. elk,

die Dokumentation "Die Rückkehr der Büffel" war wirklich beeindruckend und sehr aussagekräftig !
In den Plains und der Prärie wurden wohl alle Fehler gemacht, die man sich nur vorstellen kann !
Darum wünsche ich dem Projekt "Buffalo Commons" alles Gute und drücke die Daumen, daß sie auch Erfolg haben können.
Siehe auch unter http://www.indianerwww.de/indian/praerie_indianer.htm
Viele Grüße, Hans.
Hans
 

Re: Das Projekt „Buffalo Commons

Beitragvon Elk Woman » Mi 11. Feb 2009, 14:28

Hi, Hans,

nicht nur das ich mich besonders freue, das hier ein Beitrag nach längerer Zeit mal wieder "nicht nur gelesen" :mrgreen: , sondern auch kommentiert wurde. ( Soll keine versteckte Kritik an hiesige Mitgleider sein, aber ich ermüde langsam als einer der z.Zt. wenigen Alleinunterhalter hier...)

Ich danke Dir auch besonders für die Bereicherung des Themas durch den Link; ein sehr interessanter - und wesentlich umfangreicher Beitrag zum Thema, als ich es mal so zwischendurch vermochte.

DANKE!

LG,
elk
"No man is an Iland, intire of itselfe
(John Donne)
Benutzeravatar
Elk Woman
Forenteam
Forenteam
 
Beiträge: 5338
Registriert: So 2. Nov 2008, 18:54
Wohnort: Kiel ( Schleswig-Holstein)

Re: Das Projekt „Buffalo Commons"

Beitragvon Jana » Mi 11. Feb 2009, 17:12

Hi Elk und Hans,

ich fand die Dokumentation "Die Rückkehr der Büffel" auch sehr interessant und informativ. Sie hat auf eindringliche Weise die Bedeutung der Büffelherden für das Ökosystem Prärie geschildert, und auch der Zusammenhang zwischen den Büffeln und der indianischen Kultur und Lebensweise bis hin zu den Auswirkungen auf Gesundheit und Identität der Natives kam zur Sprache. Ein sehr komplexes Thema, das wieder einmal deutlich macht, dass alles miteinander verbunden ist und wir Menschen uns letztendlich selbst Schaden zufügen, wenn wir invasiv eingreifen.

Das Projekt "Buffalo Commons" klingt für mich wie ein Hoffnungsschimmer. Nicht nur für die weißen Farmer, sondern auch für die Indianer, die vielleicht dadurch ein Stück ihrer überlieferten Lebensweise zurück gewinnen können. Ich hoffe auch sehr, dass sich die Vernünftigen durchsetzen und den Ignoranten die Vorteile der Büffelhaltung für das Grasland und die Menschen dort klarmachen können. Immerhin gibt es ja noch die Großrancher, die Büffel am liebsten ausrotten würden (s. "Jagd auf Bisons, Wölfe und Robben"), damit ihre Rinder sich das Land nicht mit ihnen teilen müssen. Übrigens fand ich auch sehr erstaunlich, dass Büffel mit wenig Wasser auskommen, während Rinder sogar die Wasserstellen verschmutzen, indem sie sich zur Abkühlung ins Wasser stellen. Man sieht, Büffel haben sogar bessere "Manieren". :mrgreen: ;) ;)

Das hast du schon richtig gemacht, liebe Elk, dass du das Projekt bei den News gepostet hast. So bekommt es mehr Aufmerksamkeit und kann immer aktualisiert werden. Und hoffentlich gibt es bald noch viele positive Entwicklungen bei dem Projekt "Buffalo Commons".

LG Jana
Jana
 

Re: Das Projekt „Buffalo Commons"

Beitragvon Brigitte_2911 » Sa 14. Feb 2009, 16:31

Die Dokumentation "Rückkehr der Büffel" sah ich auch.

Am besten fand ich das Interview mit dem Indianer Names ??? .Ein Lakota
(sorry - :oops: Name vergessen).

Er sprach davon das er einen Büffel beim Bisonzüchter kaufen will und den Bison
auf die alte traditionsweise erlegen will. Das er und seine Familie gesund bleiben da
Diabetes ein großes Problem ist. In der Dokumentation sah man auch wie er mit seinen
2 Kindern das Bogenschiesen übte.

Ein weiteres Interview wurde mit einem Cherokee Indianer geführt.
Er erzählte eine Geschichte mit einem Büffelkalb und der Büffelkuh.
Das Kalb konnte nicht mehr laufen und die Büffelkuh war zw. ihrem Kalb und der
Herde hin und her gerissen. Habt ihr bestimmt auch gehört ?
Sehr ergreifende Geschichte. Kam bei mir genau an der richtigen Stelle an.

Gruß
Brigitte :D
Benutzeravatar
Brigitte_2911
 
Beiträge: 61
Registriert: Mo 5. Jan 2009, 07:38
Wohnort: Nähe Mannheim/Ludwigshafen am Rhein

Re: Das Projekt „Buffalo Commons"

Beitragvon Elk Woman » Sa 14. Feb 2009, 18:16

Hi, Brigitte,

danke, das Du hierzu auch mit postest. Ja, die Geschichte ( bzw. die persönliche Beobachtung des Erzählers) über das Büffelkalb war sehr einducksvoll. Der Erzähler sagte ja auch, dass ihn das so richtig verdeutlichte "was für ein soziales Gefüge" die Bisons haben. Um Deine Geschichte zu Ende zu erzählen, für die welche die Doku nicht bisher sahen:
"Die Herde wollte weiterziehen und die Büffelkuh konnte sich nicht entscheiden zwischen ihrem Jungen was nicht mehr aufstehen konnte und der Herde. Schließlich mußte sie sich der aufbrechenden Herde anschließen. Aber kurz danach kamen einige Jungbullen zurückgerannt und versuchten nochmals das Junge zum Aufstehen zu bewegen, indem sie es anstupsten und auch stützten bzw. hochhoben. Als dies zu keinem Ergebnis führte, töteten die Jungbullen das Kalb und liefen zurück zur Herde die bestimmt schon eine Strecke wegwaren. Einige Zeit später kam zum großen Erstaunen der Beobachter dann aber die ganze Herde zu dem toten Büffelkalb zurück und jedes Tier ging einzeln zu dem Kalb um es nochmals zu beschnüffeln ( der Erzähler sagte: "Sie nahmen Abschied") , bevor die Herde erneut aufbrach."

Wirklich, eine bewegende Geschichte !

LG,
elk
"No man is an Iland, intire of itselfe
(John Donne)
Benutzeravatar
Elk Woman
Forenteam
Forenteam
 
Beiträge: 5338
Registriert: So 2. Nov 2008, 18:54
Wohnort: Kiel ( Schleswig-Holstein)

Das Projekt „Buffalo Commons"

Beitragvon Brigitte_2911 » So 15. Feb 2009, 13:48

Ja - da stimme ich Dir zu.
War eine sehr bewegende Geschichte mit dem Büffelkalb.
s_039
Benutzeravatar
Brigitte_2911
 
Beiträge: 61
Registriert: Mo 5. Jan 2009, 07:38
Wohnort: Nähe Mannheim/Ludwigshafen am Rhein

Re: Das Projekt „Buffalo Commons"

Beitragvon Elk Woman » Do 21. Mär 2024, 22:25

Es gibt eine neue 2 teilige Dokumentation
über den:

"Amerikanischen Bison"
(Die Rückkehr der Bisons)

https://www.arte.tv/de/videos/117158-001-A/der-amerikanische-bison-1-2/

https://www.arte.tv/de/videos/117158-002-A/der-amerikanische-bison-2-2/
(hier auch der Trailer zu der Doku;
die in der Arte Mediathek ; siehe Links, ab Samstag, 23.03.2024, zu sehen ist

oder im TV, Arte, Samstag / 30.03.2024 (20:15 Uhr)

Etwa 30 Millionen Bisons zogen einst durch die amerikan. Prärien.

Heute existieren nur noch kleine und versprengte Populationen, die allesamt von
den 30 Tieren abstammen, die versteckt in einem Tal des Yellowstone Nationalparks
überlebten.

Naturschützer und amerikan. Indigene haben es geschafft, bis heute eine Präriebison-Population
von ca. 45 000 Tieren aufzubauen.
Davon leben etwa 25 000 Tiere auf Stammesland der Native amerikans.
Knapp die Hälfte der Bisons stehen unter Schutz der Regierung und Umweltverbände.

Die größte Gefahr für diese freilebenden Tiere, besteht durch die großen Ranches der Rinderbarone,
welche die Schutzgebiete der Bisons umgeben.
Betreten die Bisons diese Privatweidengebiete, sind sie von Abschuss bedroht
(es gibt wohl dafür verschiedenste Argumente von kontroversen Weideformen / Graslandverdichtungen
bis Übertragung von Krankheiten auf die Rinder).

P.S.: Bei obigen Verlinkungen immer auf den Button "mehr lesen" mit klicken !
"No man is an Iland, intire of itselfe
(John Donne)
Benutzeravatar
Elk Woman
Forenteam
Forenteam
 
Beiträge: 5338
Registriert: So 2. Nov 2008, 18:54
Wohnort: Kiel ( Schleswig-Holstein)



Ähnliche Beiträge


TAGS

Zurück zu News aus Nordamerika (USA und Kanada)/North American News

Wer ist online?

0 Mitglieder

cron