Ab morgen zeigt ARTE die neue dreiteilie Reihe. Sie porträtiert Menschen, die auf verschiedene Weise für den Erhalt Amazoniens kämpfen und die Bevölkerung, die "Vergessenen", in ihrem täglichen Überlebenskampf unterstützen.
Morgen, 16.55 Uhr bis 17.40 Uhr:
Das Justizschiff
Seit 13 Jahren reist die Richterin Sueli Pini mit einem Justizschiff alle zwei Monate aus der brasilianischen Provinzhauptstadt Macapá zu den entlegenen Dörfern am Amazonas-Delta. So kommt die Verwaltung beziehungsweise der Staat zu den Menschen in den Dschungel, um Grundstücksangelegenheiten, familiäre Rechtsstreitigkeiten und kleinere Gewaltdelikte zu schlichten. Dabei beeindruckt der humane Ansatz der charismatischen Juristin.
Der brasilianische Staat weiß bis heute nicht genau, wie viele Menschen überhaupt am Amazonas leben. Viele haben weder Pass noch Geburtsurkunde und sind bei keiner staatlichen Stelle registriert. Sie leben in unzugänglichen Dörfern und haben keinen Zugang zu Sozialleistungen, weder zum Gesundheitssystem noch zur Justiz. Es ist, als würden sie gar nicht existieren.
Sechsmal im Jahr bringt Richterin Sueli Pini mit ihrem Justizschiff staatliche Dienstleistungen zu den Menschen am nördlichen Amazonas. Der Dampfer beherbergt ein Gericht mit Staatsanwalt, Gerichtsvollziehern und Pflichtverteidigern, ein Ärzteteam mit Zahnarzt, Ärztin und Krankenschwestern und ein Passamt mit Beamten und Ausweisformularen. Das Schiff füllt sich schnell mit Menschen aus der Region.
Bei den Gerichtsverhandlungen geht es vor allem um Nachbarschaftsstreitigkeiten, um streitende Schülerinnen und um den Unterhalt für außereheliche Kinder oder um nie vermessene Grundstücksgrenzen. Manchmal auch um einen Eimer, mit dem ein erzürnter Fischer einen anderen geschlagen haben soll. Richterin Sueli Pin versucht immer wieder, Kompromisse oder Vergleiche zwischen Tätern und Opfern, Klägern und Beklagten zu vermitteln. Derweil verschreibt das medizinische Team Wurmkuren und zieht längst verfaulte Zähne. Und das Passamt verhilft den Menschen durch die Ausgabe von Ausweisen oder Geburtsurkunden erst zur Existenz im Sinne des brasilianischen Staates. Es berät die Menschen bei Behördengängen und hilft bei der Formulierung von Anträgen auf Familiengeld, Rente und Gesundheitsleistungen.
Doch die Fahrten des Justizschiffes stehen auf dem Spiel. Bislang konnte Richterin Sueli Pini den Erhalt des Projektes durchsetzen. Ihr Justizschiff wird weiter die "Vergessenen" am Amazonas aufsuchen, um aus ihnen Bürger des brasilianischen Staates zu machen, die die ihnen zustehenden staatlichen Dienstleistungen auch nutzen können.
Infos:
http://www.arte.tv/de/woche/244,broadca ... =2010.html